Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
dabei aufmerksam über die Schulter und versuchte dann, das Gesehene bei sich umzusetzen. Dabei zog sie jedoch an der falschen Stelle und verwandelte die Schleife prompt in einen fiesen Doppelknoten.
Nach ein paar kurz aufeinander folgenden Versuchen, den garstigen Knoten wieder aufzubekommen, fauchte sie das niederträchtige Päckchen zornig an und hielt es dem Barden hin.
» Da!«, schnappte sie biestig. »Aufmachen!«
Trotz der kopulierenden Marder in seinem Magen und dem rauschkrautbenebelten Specht in seinem Kopf konnte Taros Goll nicht umhin, sich ein leichtes Grinsen verkneifen zu müssen, während er das widerborstige Päckchen entgegen nahm und sich sogleich an dem Knoten zu schaffen machte – was sich schwerer gestaltete als erwartet, denn sie hatte mit ihrem Gezürne den Knoten nur noch fester gezogen.
»Hunger«, drängelte sie und stieß ihn sanft an, nachdem er nach zehn Herzschlägen immer noch nicht fertig war.
» Ist ja schon gut«, raunte er und gab ihr sein bereits geöffnetes Päckchen, damit er in Ruhe weiter an dem gordischen Knoten herum nesteln konnte.
Dabei galt sein Engagement weniger dem Inhalt des Päckchens, als mehr der Herausforderung, endlich etwas anderes tun zu können, als herumzusitzen, zu essen oder zu schlafen.
»Eigentlich eine Schande, dass sich ihre Wege in Larrad trennen werden«, hörte Kali Darad den blauhäutigen Hünen leise an seinen dünnen Begleiter gewandt sagen. Seine Worte ließen sie ihre Untersuchung des Päckcheninhalts für einen Moment unterbrechen und mit leicht aufgefächertem Schopf unauffällig zuhören.
» Wirst du jetzt plötzlich sentimental?«, zischte der bösartige blonde Mann zurück. »Denk lieber daran, was du mit dem ganzen Gold machen wirst. Also ich werde...«
Doch da hörte sie auch schon nicht mehr zu. Ihr war gerade schmerzlich klar geworden, dass selbst wenn dieser Koloss sein Herz für ihrer beider Schicksal erwärmen konnte, dieser Mann es niemals zulassen würde, dass er seine Pläne durchkreuzte. Mit einem Mal hatte sie keinen Hunger mehr. In der Tat. Ihre Beziehung – so man davon sprechen konnte – hatte ein Ablaufdatum, ein absehbares Ende, ohne Aussicht auf ein Wiedersehen. Sie blickte zur Seite auf Taros Goll herab, der ganz vorsichtig in eine Scheibe Schwarzbrot biss; er hatte offenbar nichts mitbekommen. Wie lange würde ihre Reise noch andauern, bis sie dieses Larrad erreicht hatten? Ein paar Glockenschläge? Ein paar Sonnen? Wie lange würde es noch dauern, bis sie ihn von ihr wegreißen würden? Bis man ihr ihr Spielzeug zurück geben würde und sie die Klingen – zum Entsetzen aller - gegen sich kehren konnte? Das erste zog für sie zwangsläufig das zweite nach sich, denn ein Leben ohne ihn wollte sie sich nicht mehr vorstellen. Dieser Mann, dieser verrückte, redselige, liebe Mann hatte sie in der kurzen Zeit, wo sie nun zusammen durch die Lande zogen, zum Leben erweckt, ihr gezeigt, dass sie mehr war, als ein blutrünstiges Raubtier und eine gute Kämpferin. Er hatte ihr gezeigt, dass in ihr ein fühlendes, humorvolles, sogar ein bisschen verspieltes Wesen verborgen lag, dass wohl sehr schön singen konnte – das hatte er zumindest behauptet. Ihn zu verlieren bedeutete für sie, ihr Leben zu verlieren. Ohne ihn würde sie sterben. Vor Kummer oder durch ihre eigene Hand. Man müsste ihr nur ihr Spielzeug zurück geben...
Tief durchatmend hob sie den Blick wieder zu den beiden Kopfgeldjägern und ihre Gedanken kehrten zu letzter Nacht zurück. Ihr Mund wurde zu einer feinen Linie, als die Einsicht sie überkam, dass wieder ein Plan von ihr gescheitert war. Wieder war sie übertölpelt und ihr Vorhaben zunichte gemacht worden. Es war frustrierend. Egal was sie tat, egal wie sie es anstellte, es endete in einem Fehlschlag. Als ob sich der Sonnenkönig und die Mondkönigin gegen sie verschworen hätten. Doch sie war noch weit davon entfernt aufzugeben. Nein, sie würde sich nicht einfach so geschlagen geben und damit ihrer beider Schicksal besiegeln. Irgendwie würde ihnen die Flucht schon noch gelingen. Irgendwie. Nur wie?
Ein Niesen riss sie aus ihren Gedanken zurück auf den Rastplatz, und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Gujan Kall. Und ihre Augen wurden zu gefährlichen Schlitzen.
Schlüssel. Der böse Mann, der dem Riesen ins Ohr flüstert. Der Riese hat Mitleid. Er nicht. Er sieht nur das Gold. Böse. Gefährlich. Niederträchtig. Er muss sterben. Vielleicht lässt uns der Riese dann gehen. Aber er ist so
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