Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
aufgestellten Gleven, Hellebarden und Spießen hindurch das zuvor noch so resolut verteidigte Tor durchquerte.
»Taurugar!«, rief der Hauptmann, der zur Linken des Wagens einher ritt, dem äußerst mit sich selbst zufriedenen Kopfgeldjäger zu. »Ich werde dich zu unserem Heiler geleiten. Er wird sich dann deines verwundeten Kameraden annehmen. Ich hoffe nur, du kannst ihn auch bezahlen. Gut. Da wäre übrigens noch etwas: Er ist ein etwas schwieriger Mann. Sehr launisch und hat ein zügelloses Maul. Aber dafür ist er äußerst fähig. Was auch immer er für seine Dienste von dir verlangt, gib es ihm und schachere nicht. Er ist es wert. Ach ja, und ich habe mir die Freiheit genommen, zwei meiner Männer zu deinem... Schutz abzustellen. Sie werden dein Fuhrwerk bewachen, solange du dich nicht selbst darum kümmern kannst. Wir wollen schließlich nicht, dass sich irgendwelche Burschen in deinen Wagen verirren und dort eine unangenehme Überraschung erleben, nicht wahr?«
Und vor allem wollen wir nicht, dass du auch nur die geringste Kleinigkeit verpasst, nicht wahr? »Meinen Dank für Eure Umsicht, Hauptmann.«
Kali Darad nahm von dem Treiben um sie herum nichts wahr. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt Taros Goll, der ihr mit trüben Augen und bleichem Gesicht gegenüber saß und bei jeder Erschütterung besorgniserregend hin und her schwankte. Seine Haut fühlte sich kalt und nass an und er stank nach Krankheit. Immer mehr überkam sie die Angst, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Trotzdem flüsterte sie unentwegt beruhigend auf ihn ein, versprach ihm, dass alles wieder gut werden würde, während sie seinen Kopf streichelte und ihm mit einem Tuch den Schweiß vom Gesicht wischte. Doch war er nicht ihre einzige Sorge. Der Handel, den der Riese mit den anderen Männern abgeschlossen hatte, bereitete ihr Bauchschmerzen. Wieder sah sie sich einer grausamen Wahl gegenüber, die sie schon ihr ganzes Leben lang begleitete: Füge dich, oder dir passiert schlimmeres. Sicher, das wichtigste für sie war, dass er versorgt wurde, doch fürchtete sie sich sehr vor dem Preis, den sie dafür zu zahlen hatte. Aber sie würde sich fügen. Damit Taros nichts schlimmeres passierte.
Tannra war ganz in Gedanken, als sie die gepflasterte Hauptstraße des Dorfes hinab schlenderte und sich dabei immer wieder suchend umsah. Um ihren Hals hing eine Umhängetasche aus robuster Jute, in der ihre rechte Hand die ganze Zeit schon unablässig herum werkelte, während sich ihre Lippen tonlos zu ihren Gedanken bewegten, die sich wie ein Mantra immer wieder und wieder wiederholten.
Ihre Fingerspitzen glitten über das raue Papier eines sorgsam gefalteten Briefs; sie spürte das Wachssiegel des Dorfmeisters. Den Brief für den Boten rechts neben dem Gasthaus . Glattes, fast weich wirkendes, rundes Holz schmeichelte ihrer Hand. Das neue Wellholz für den Bäcker, gegenüber dem Metzger . Ein weicher, gefüllter Beutel aus Samt gab unter ihren Fingern nach. Der Tabak für den Heiler – wo dieser sein Haus hatte, wusste sie nur zu gut. Zu guter Letzt berührte sie noch das Heft eines in Leder eingeschlagenen, unerhört scharfen Messers. Und das Rasiermesser für den Barbier im Badehaus gegenüber dem Gasthaus .
Sie übte erst seit zwei Sonnen ihr Amt als Dienstbotin aus und hatte noch so ihre Schwierigkeiten damit, sich in den Straßen von Toramer zurechtzufinden, denn obwohl Toramer nicht gerade eine Stadt von der Größenordnung wie Larrad, Tanis oder Sha Saar war, waren die Straßen doch recht verwinkelt und die meist einstöckigen, aus grauen Lehmziegeln gefertigten und mit Stroh gedeckten Häuser sich zu ähnlich, als dass sie sich an besonderen Orientierungspunkten festhalten konnte.
Und auch wenn sie sich heute dankenswerterweise hauptsächlich auf der Hauptstraße aufhielt, musste sie die Geschäfte auf ihrer Liste erst einmal finden. Ihr künftiger Gatte, der liebenswürdige Wachmann Zarkus, hatte ihr diese Arbeit im Dienste des Dorfmeisters beschafft. Eigentlich wollte sie ja lieber bei ihm in der Kaserne arbeiten. Schließlich hatte sie Erfahrung im Umgang mit Waffen und konnte, als Tochter eines Schmieds, sogar kleinere Reparaturen an Rüstungen vornehmen. Doch Zarkus war stur geblieben. »Wir teilen schon unser Leben miteinander«, hatte er mit diesem liebevollen und doch entschiedenen Lächeln gesagt, »dann brauchen wir nicht auch noch unsere Arbeit miteinander teilen.« Tannra war alles andere als begeistert von
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