Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
seiner Einstellung gewesen – und war es immer noch nicht -, hatte sich aber angesichts seiner unerschütterlichen Sturheit schließlich doch gefügt. Schon zur nächsten Sonne hatte er ihr dann diese Arbeit beschafft, und hier stand sie nun. Mitten auf der Hauptstraße und suchte ihre Kunden.
Für einen Moment blieb sie stehen und schaute hinauf in den blauen Himmel, wo die Nachmittagssonne warm auf sie herab schien. Es tat gut, einen Mann und richtige Arbeit zu haben. Sie hatte ein Einkommen, einen Mann, der sie trotz ihrer gesetzlosen Vergangenheit liebte, und ein Dach über dem Kopf, mit einem kleinen Garten hinter dem Haus - ein Heim, eine Zuflucht. Bei dem Gedanken regte sich in ihr ganz leise ein Gefühl, über das sie sich früher immer herablassend ausgelassen hatte: Das Gefühl, sesshaft werden und eine Familie gründen zu wollen.
Ja, seit ihrer Begegnung mit dieser albtraumhaften Bestie in diesem Ziegenstall hatte sich ihr Leben wirklich grundlegend verändert. Früher hatte sie sich mehr wie ein Mann mit ganz netten Brüsten gesehen. Und genauso hatte sie gelebt und geliebt: Hart, rau und ohne einen Blick zurückzuwerfen. Früher. Sie nahm die Hand aus der Tasche und fuhr sich über den leichten blonden Flaum, der ihren ehemals kahlen Schädel bedeckte, und seufzte vernehmlich.
Doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie keine Zeit zu verlieren hatte. Sie musste sich ran halten, wenn sie ihren künftigen Gatten noch im Gasthaus Zur alten Jungfer überraschen wollte.
Er hatte heute die spätere Schicht und verbrachte gerne vor Dienstbeginn noch etwas Zeit mit den anderen Wachen beim Kartenspiel. Wenn sie jetzt nicht trödelte, würde sie ihn vielleicht noch erwischen.
Nachdem sie dem Bäcker sein Wellholz überbracht hatte – der beleibte Mann hatte ihr neben einem Silberling Trinkgeld obendrein auch noch ein mit Marmelade gefülltes Stück Plundergebäck geschenkt, in das sie gerade genüsslich hinein biss – wollte sie schon weiter die Hauptstraße hinab zu ihrem nächsten Ziel, als sie einen von einem schwarzen Ross gezogenen Planwagen die Straße herauf poltern sah. Nun war das gewiss nicht der erste Planwagen, dem sie in ihrem Leben ansichtig geworden war, doch mit Abstand der denkwürdigste. Er war hier und da, mehr schlecht als recht, mit bunten Stoffen geschmückt und wirkte alles in allem wie das Gefährt eines entweder ausgesprochen erfolglosen, oder ausgesprochen wirren Gauklers. Am bizarrsten jedoch wirkte der Kutscher: Hoch droben, auf dem Kutschbock, thronte die hochgewachsene, massive Gestalt eines Taurugar. Der blauhäutige Hüne wirkte dort droben fast komisch, wie er die Knie angezogen hatte und die für seine Hände viel zu schmalen Zügel hielt. Doch das Spötteln verging dem Betrachter sehr schnell, wenn der Blick den Zügeln weiter hinauf folgte und über die muskulösen Unterarme zu dem breiten Muskelgebirge seiner Schultern wanderte. Sie schauderte beim Anblick dieses furchteinflößenden Barbaren.
Neben dem Wagen, im Vergleich zu dem Kutscher fast zierlich wirkend, ritt der Hauptmann der Wache, Yoruba Asante Bakari, einher und unterhielt sich mit dem Taurugar, wobei er wie immer seine Worte mit ausladenden Gesten unterstrich. Eine dieser Gesten traf ausgerechnet das Haus, das als nächstes auf ihrer Erledigungsliste stand: Das Haus von Heiler Ballarak.
Wie viele andere Passanten auf der Straße auch, beobachtete Tannra mit einer Mischung aus Unbehagen und Neugier, wie sich der Wagen mit seinem beeindruckenden Lenker auf das Haus des Heilers zuschob und schließlich vor dessen Eingang, über dem das in Eisen gegossene Zeichen der Bruderschaft der Heiler hing, zum Halten kam. Erst jetzt bemerkte sie, dass auch hinter dem Wagen zwei Wachen herliefen die nun, nachdem er gehalten hatte, vor dem Heck des Fuhrwerks Aufstellung bezogen.
Die Federn des Kutschbocks quietschten erleichtert, als der Taurugar mit einem Satz vom Wagen sprang und überraschend leichtfüßig auf dem Kopfsteinpflaster aufkam. Dann ging er zum Heck seines Gefährts und half dem Hauptmann, einen äußerst geschwächt wirkenden Mann mit einem verbundenen, sonst nackten Oberkörper aus dem Wagen zu holen, um ihn in das Haus des Heilers zu führen. Doch da winkte der Hauptmann entschieden ab, sagte etwas, das sie auf die Entfernung nicht verstehen konnte und stach dabei mit dem Zeigefinger nach dem Wagen.
Darauf zuckte der Riese nur mit den Schultern und lehnte sich bequem, mit vor der breiten Brust
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