Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
verschränkten Armen, auf der Straßenseite gegen den Wagen, während der Hauptmann mit dem Verwundeten im Inneren des Hauses verschwand.
Irgendwie kam Tannra nicht umhin, den sonst so affig geschwollen daherredenden und adelig anmutenden Hauptmann für seinen Mut, einem solch offensichtlich überlegenen Gegner dergestalt renitent entgegenzutreten, zu bewundern. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie es überhaupt wagen würde, diesen Mann auch nur anzusprechen – geschweige denn die Stimme gegen ihn zu erheben.
Die ehemalige Räuberin beobachtete den Schlächter noch ein paar Herzschläge lang, schätzte seine Körperhaltung und die Atmung ab, und als sie den Eindruck bekam, dass er sich in nächster Zeit nicht von dort wegbewegen würde, setzte sie sich in Bewegung.
Auf einen möglichst unscheinbaren Eindruck bedacht, ging sie ruhigen Schrittes in einem großen Bogen um den Wagen herum, um am Heck und den beiden Wachen vorbei, zum Haus des Heilers zu gelangen. So hatte sie schon mal zwei bewaffnete Männer an ihrer Seite, die dem Barbaren im Ernstfall Einhalt gebieten konnten – zumindest für einen Moment.
Die beiden Männer, einer von ihnen war der beste Freund ihres Mannes und der andere ein unverschämt charmanter Schwerenöter, der es nicht lassen konnte, jedem Rock im Dorf schelmische Komplimente zu machen; selbst dann nicht, wenn sich die Faust ihres künftigen Gatten in seinen Magen grub – oder ihre.
»Ja hallo, schöne Frau«, grüßte er sie mit dem überschwänglichen Gebaren eines geckenhaften Edelmanns und seine Zähne blitzten in seinem schwarzen, mit reichlich Wachs gegabelten Vollbart, »Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, endlich wieder ein hübsches Gesicht zu sehen.«
»Oh, Mika«, seufzte Tarsik zu seiner Rechten, »Schon wieder reif für die nächste Abreibung?«
»Also bitte«, pikierte sich der Charmeur mit den langen schwarzen Locken. »Soll ich bestraft werden, nur weil ich die Wahrheit sage? Die Götter sollen mich in den Arsch treten, wenn ich lüge!«
»Ich denke, das wird schon Zarkus für sie erledigen.«
»Pah«, winkte Mika mit wedelnder Hand ab. »Der kann sich doch glücklich schätzen, dass die Götter ihm ein so hübsches Weib auf den Schoß geworfen haben.
»Vor die Füße trifft es wohl eher«, entgegnete Tarsik und zwinkerte Tannra zu, worauf alle drei in lautes Gelächter verfielen. Diese Geschichte, so dramatisch sie auch sein mochte, entbehrte doch nicht einer gewissen Komik. Und welche Frau konnte schon von sich behaupten, beim ersten Zusammentreffen mit ihrem Gatten auch gleich von selbigem niedergestreckt worden zu sein?
»Und?«, setzte Tarsik an Tannra gewandt nach, als er Mika wieder Luft holen hörte. »Wohin führt dich dein Weg heute?«
Die Frau mit der Spinnentätowierung im Gesicht musste sich zuerst eine Träne aus dem Auge wischen und tief durchatmen, bevor sie antworten konnte. »Unter anderem zu Heiler Ballarak.«
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich der blonde Kämpfer und legte den Kopf schief; in seiner Stimme schwang die ehrliche Sorge eines guten Freundes mit.
Sie lächelte ihm dankbar zu. »Ja, alles in Ordnung. Ich bringe ihm nur den Tabak den er bestellt hat, und muss dann auch gleich weiter zu...« Sie verstummte, als ein nur allzu vertrauter Geruch ihre Nase streifte.
»Wirklich alles in Ordnung?«, fragte Mika als sich ihre Augen weiteten.
»Riecht ihr das auch?« Ihre Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern.
Mika grunzte und schnüffelte mit übertriebener Verwunderung an seiner rechten Achsel. Dann zeigte er auf seinen Kameraden. »Das ist er.«
»Idiot«, gluckste Tarsik und deutete eine Rückhand an. Dann deutete er nach hinten in den Wagen. »Aber ich glaube, sie meint ihren Geruch.«
»Oh ja«, nickte der Krieger mit dem Gabelbart und warf einen Blick über seine Schulter. »Das Vieh stinkt wie damals der Kräutergarten meiner Mutter.«
Kräutergarten? »Was ist da in diesem Wagen?«, wollte Tannra mit bebender Stimme wissen.
»Du wirst es uns wahrscheinlich eh nicht glauben«, meinte Tarsik und machte einen Schritt zur Seite. »Also sieh am besten selbst nach. Aber hab keine Angst, sie ist gefesselt.«
Sie? Tannra spürte jeden Muskel in ihrem Leib beben, als sie ganz langsam zwischen die beiden Männer trat und in das zwielichtige Innere des Planwagens spähte; der Kräutergeruch kitzelte sie in der Nase. Zuerst konnte sie nichts erkennen. Doch dann zog sie scharf die Luft ein, als sich
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