Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
Vom Netzwerk:
ihr ein herzförmiges Gesicht zuwandte und sie aus großen, runden, kupfern schimmernden Augen ansah - und es schien sie zu erkennen!
    »Hallo«, schnarrte das Wesen und verlagerte leicht das Körpergewicht, wobei das Gefieder seiner einen, freien Schwinge leise raschelte.
    »Gott Laramir, steh mir bei«, keuchte Tannra und wich vor dem Wagen zurück, als hätte sie etwas angesprungen. Sie war kreidebleich geworden und ihre Augen traten hervor, als wollten sie ihr aus dem Kopf springen.
    »Was ist denn los?«, fragte Tarsik alarmiert und schaute zwischen ihr und der Harpyie im Wagen hin und her. Doch das Biest verhielt sich ruhig.
    »Solche Angst vor dem Vieh?«, kam es von Mika, der ihre für ihn typisch weibliche Reaktion mit einem leutseligen Lächeln bedachte.
    »Sie ist es«, stammelte die Frau, die vor einigen Sonnen noch Zulla geheißen hatte, und zeigte auf das Mischwesen, das sich im Wagen rührte. »Sie... Sie ist es!«
    »Ihr... kennt euch?«, staunte Tarsik, der Tannras Geschichte von der barmherzigen Harpyie noch nie wirklich geglaubt hatte.
    Sie nickte zitternd. Dann rief sie zwischen den beiden Männern hindurch in den Wagen: »Nicht wahr? Du warst das auf dem Hof. Im Ziegenstall. Hab ich recht?«
    »Erinnern«, kam es zurück. »Ich erinnere mich, Räuberin mit dem hübschen Bild im Gesicht.«
    »Du hast meine Freunde Bulle und Aldref getötet. Und dann wolltest du mich auch töten. Ist es nicht so?«
    »Ja«, lautete die knappe Antwort.
    »Ich glaube ich spinne«, raunte Tarsik fassungslos.
    »Damit sind wir schon zwei«, stimmte Mika ihm zu. Auch er hatte die Geschichte von der Harpyie für ein Hirngespinst, oder den verzweifelten Versuch sich interessant zu machen gehalten. Und jetzt war eben jenes Hirngespinst hier, keine drei Schritt von ihm entfernt, und musste der Frau Rede und Antwort stehen.
    »Dann beantworte mir eine Frage«, sagte Tannra; in ihre Stimme war wieder etwas mehr Leben gekommen. »Diese Frage beschäftigt mich schon die ganze Zeit. Warum? Warum hast du mich am Leben gelassen? Warum hast du mich nicht getötet wie die anderen auch?«
    »Vielleicht, weil ihr beiden Mädchen seid?«, mutmaßte Mika leise und kratzte sich im Nacken.
    Die Frau warf ihm einen Blick zu. »Hat er Recht? Ist das der Grund? Weil ich eine Frau bin?«
    »Nein«, schüttelte die Harpyie den Kopf.
    »Was ist es dann?«, fuhr die Frau auf, stürzte vor und hieb ihre Hände auf die Pritsche des Wagens. »Warum mussten meine Freunde – die einzigen Freunde, die ich hatte – sterben, während ich weiterleben durfte?« Tränen rannen über ihr tätowiertes Gesicht, als die Erinnerungen an Schatten und Blut ihre kalten Fänge in ihr Herz gruben. »Sag es mir, verdammt!«
    »Schwierig«, antwortete die Harpyie nach einer Weile und trat etwas näher an die Frau heran.
    Sofort tauchten links und rechts von Tannras Kopf Hellebardenspitzen auf.
    »Zurück!«, polterte die beiden Wachen im Chor und die Bestie verharrte.
    Sie warf den beiden Männern finstere Blicke zu, verhielt sich aber sonst ruhig. »Schwer zu sagen. Schwer zu beschreiben.«
    »Versuch es«, beharrte Tannra hartnäckig und drückte die Waffen der beiden Männer sanft aber bestimmt wieder herab. Sie würde sie jetzt mit Sicherheit nicht vom Haken lassen. Sie spürte, dass sie kurz davor stand, endlich eine Antwort auf die Frage zu erhalten, die sie seither Nacht für Nacht schweißgebadet und schluchzend aufwachen ließ. Nein, sie würde jetzt nicht von ihr ablassen. Egal, wie schwierig es für dieses Monster war.
    Als die beiden Waffen wieder aus ihrem Blickfeld verschwunden waren, trat Kali Darad so weit vor, wie es ihre Fesseln zuließen und beugte sich zu der Frau herunter, bis ihre Gesichter fast auf selber Höhe waren. Ein bewundernder Pfiff ertönte, doch den ignorierte sie, wusste sie doch, welchem Ziel die Bewunderung des Betrachters galt.
    Einen Moment lang standen sich die beiden Frauen einfach nur so gegenüber und starrten sich in die Augen. Hartes, leuchtendes Gold bohrte sich in feucht glänzendes Blau und beschwor dahinter die Albträume der letzten Nächte herauf. Albträume von einem dunklen Ziegenstall und einer unbeschreiblich starken Hand, die ihr langsam den Hals zudrückte, während fünf lange gebogene Klingen über ihr blitzten.
    Tannra stockte der Atem und ihr Mund wurde staubtrocken. Unfähig Luft zu holen schluckte sie, hatte dabei aber das Gefühl, nur Sand im Mund zu haben. Mit einem Mal lag sie wieder auf dem harten

Weitere Kostenlose Bücher