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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Harpyie! Wie sieht das Ende der Geschichte aus? Ich meine, du hast aufgehört, als du dich an etwas erinnert hast. Was ist dann passiert?«
    »Ja, genau«, sprach Mika zu ihrer Brust. »Was ist dann passiert?«
    Und immer mehr Leute fielen mit ein.
    »Ja, erzähl«, kam es von einem stämmigen, edel gekleideten Händler mit wallenden, goldbestickten roten Gewändern.
    »Was hast du mit der Frau angestellt?«, wollte eine schon leicht ergraute Wäscherin mit einer Warze neben der Nase wissen.
    »Was kannst du noch?«, rief ein kleines Mädchen mit blonden Locken.
    Mit einem Mal fand sich Kali Darad im Zentrum der Aufmerksamkeit wieder. Aller Augen waren teils neugierig, teils misstrauisch auf sie gerichtet. Eine Aufmerksamkeit, die sie so nicht erwartet hatte. Vor allem fiel ihr dabei das blonde Mädchen in der vordersten Reihe auf. Das niedliche pausbäckige Ding mit den großen blauen Kulleraugen erinnerte sie an jemanden. Und diese Ähnlichkeit brachte sie zum Lächeln. Langsam, die Fragen der Menge wie Regentropfen an sich abperlen lassend, ließ sie sich auf die Pritsche gestützt zwischen den zum Stoß bereiten Waffen der beiden Wachen herab sinken, um dem Mädchen etwas näher zu sein. Die Hände eines Erwachsenen - der Ähnlichkeit der Gesichtszüge nach war er ihr Vater - legten sich von hinten her schützend auf die Schulter des kleinen Mädchens, das langsam immer mehr von seinem vorlauten kindlichen Mut verlassen wurde.
    »Ich kann singen«, beantwortete Kali Darad die Frage des Kindes und konnte nicht umhin, dabei ein wenig vor Stolz zu strahlen.
    »Ganz ehrlich?«, staunte das Kind mit weit aufgerissenen Augen.
    »Ganz ehrlich«, nickte sie.
    Dann, begleitet von spöttischen Kommentaren und höhnischem Gelächter, erhob sich die Harpyie wieder und wollte sich gerade wieder in den Wagen zurückziehen, als wieder diese helle, unschuldige Stimme ertönte.
    »Dann sing doch mal«, rief das Kind ihr nach und das Gelächter der Erwachsenen wurde noch lauter. Doch das Kind lachte nicht.
    Als Kali Darad sich verblüfft zu ihr umdrehte, sah sie das Kind mit ungerührter Miene inmitten ihrer sich amüsierenden Artgenossen stehen und erwartungsvoll zu ihr aufschauen. Ihr lachender Vater wollte sie gerade umdrehen, und mit ihr den Ort des Geschehens verlassen, als das Mädchen sich aus seinem Griff wand.
    »Ich will das aber hören, Papa!«, beschwerte sie sich lauthals und stellte sich wieder vor die Harpyie. »Mein Papa sagt immer: Man soll stets die Wahrheit sagen. Ich will hören, wie du singst. Ich will wissen, ob du die Wahrheit gesagt hast.«
    »Oh Kind«, sagte die Wache mit dem gegabelten Bart neben ihr und durchwuschelte ihr das goldene Haar. »Das gilt doch nur für uns Menschen und nicht für Tiere. Und glaube mir, das Geschrei und Gekreische, was sie vielleicht Gesang nennt, möchtest du bestimmt nicht hören.«
    »Doch!«, schimpfte das Mädchen, verschränkte die Arme vor der Brust und stampfte mit dem Fuß auf. »Ich will das hören!«
    Doch ihr bestimmtes Aufstampfen hatte nicht ganz die Wirkung, welche sie sich erhoffte. Im Gegenteil. Die Erwachsenen amüsierten sich sehr über die närrische Trotzigkeit des kleinen blonden Mädchens, das tatsächlich glaubte, dass eine Harpyie singen könne.
    Nicht so Kali Darad. Sie war von der kleinen ausgesprochen beeindruckt und die Unerschütterlichkeit, mit der sie ihren Willen durchzusetzen suchte, nur um vielleicht enttäuscht zu werden und sich noch mehr Spott einzuhandeln, rührte sie. Und so kehrte die Harpyie langsam zu dem Mädchen und der gackernden Menge zurück.
     
     
    »Sieht übel aus«, meinte Heiler Ballarak, als er den Rücken seines Patienten betrachtete. »Wenn er das hier spürt, hat er Glück gehabt.« Damit drückte er auf die schwer entzündete Wunde mit den geschwärzten Rändern und ein widerwärtig stinkendes Gemisch aus Blut und Eiter quoll daraus hervor. Normalerweise hätte der Barde jetzt vor Schmerz Schreien, oder zumindest stöhnen müssen. Doch er gab keinen Laut von sich. Der Heiler nickte ernst. »Das habe ich befürchtet. Das ist übel. Sehr übel. Ich glaube, der wird die nächsten Sonnen nicht weiter reisen können – sofern er das überhaupt überlebt.«
    »Verzeiht, Heiler Ballarak«, mischte sich der Hauptmann in seine Gedanken ein. Er stand vor dem schweißgebadeten, kreidebleichen Ehebrecher und sorgte dafür, dass er nicht einfach vom Behandlungstisch fiel. »Aber der Taurugar meint, er müsse so bald wie möglich

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