Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
ihrem Barden gegenüber und ergriff seine Hände. Ihre Daumen strichen sanft über seine Knöchel, wie die seinen über die ihren. Beiden stand die Freude über die Schlichtheit von Gall Bators Wunsch ins Gesicht geschrieben.
Eine Weile fuhren sie so durch das Zirpen und Rascheln der Nacht, bis der Taurugar irgendwann ein langgezogenes Seufzen ausstieß. Kali Darad und Taros Goll sahen zu ihm nach vorne, sagten jedoch nichts. Beide hatten sie das Gefühl, er wolle etwas sagen und überlegte gerade nur, wie er seine Gedanken am besten in Worte kleiden sollte.
Plötzlich explodierte der Kopf des Kopfgeldjägers in einer Wolke aus Blut, Knochen und Hirnmasse. Nicht einen Herzschlag später streckten weitere Geschosse den schwarzen Hengst vor dem Wagen nieder.
Ohne zu zögern warf sich der Barde auf die vor Schreck völlig erstarrte Harpyie und riss sie zu Boden. Dann wurde es still. Weder durchschlugen Geschosse die Plane, noch fielen maskierte Räuber über den Wagen her. Angestrengt und atemlos lauschten sie in die Nacht hinaus. Aber da war nichts. Zumindest für ihn.
»Schritte«, hauchte sie. »Schritte und Stimmen. Leise. Flüstern.«
»Was sagen sie?«, wollte er wissen.
»He da!«, knallte plötzlich eine Stimme wie ein Peitschenhieb von der Pritsche her. Die beiden fuhren herum und sahen sich einem hochgewachsenen Knochenwüstenbewohner in schwarzer Wollkleidung gegenüber; in seiner Hand schimmerte die Klinge eines Langdolchs. »Ihr beiden. Seid ihr wohlauf?«
»Ja«, antwortete Taros Goll zaghaft. »Zumindest im Augenblick noch.«
Noch mehr Männer in ähnlicher Kleidung erschienen um das sichtlich nervöse Kaltblut des Taurugar herum. Drei von ihnen trugen Armbrüste. Einen der Schützen erkannte Kali Darad wieder. Er war der blonde der beiden Männer, mit denen sie Würfel gespielt hatte. Wie hieß er noch gleich? Tarsik?
»Wir werden euch jetzt frei lassen«, verkündete der grauhäutige Anführer und klopfte mit dem Knauf seines Dolches auf die Pritsche. »Kannst du mir garantieren, dass sie friedlich bleibt?« Das ging an Taros.
»Fragt sie doch selbst«, ächzte dieser, als er sich wieder auf die Beine mühte.
Der Mann stieß ein ungeduldiges Grunzen aus, wandte sich dann aber doch an die Harpyie. »Und, Kali Darad? Wirst du friedlich sein, wenn wir dich befreien?«
Ein Nicken antwortete.
»So sei es denn«, meinte er und durchtrennte das Seil, das seitlich aus dem Loch in der Wagenwand ragte, und in einem dicken Knoten endete. »So. Los jetzt. Kommt raus.«
Die Harpyie und der Barde folgten der barschen Aufforderung mit einem unguten Gefühl. Warum sollte sie jemand aus der Gefangenschaft befreien, wenn nicht nur, um sie gleich wieder selbst gefangen zu nehmen?
»Zeig mir deine Hände«, befahl er dem mit ihm auf Augenhöhe stehenden Mischwesen und durchtrennte die mittlerweile blutverschmierten Fesseln um ihre aufgerissenen Handgelenke. Die frische Luft brannte auf den entzündeten Wunden und ließ sie scharf die Luft einziehen. »Ihr seid jetzt frei. Macht, dass ihr fort kommt. Die Jäger des Kolosseums sind hinter euch her. Wenn wir in unser Dorf zurückkehren, wird ein Freund von mir sie rufen. Bis dahin solltet ihr besser über alle Berge sein.«
»Warum?«, fragte Kali Darad leise und hielt sich die schmerzenden Handgelenke.
Der Mann sah sie einen Moment lang ernst an, bevor er antwortete: »Ein Leben für ein Leben, Kali Darad. Du hast das Leben meiner zukünftigen Gattin verschont, dafür verschone ich das deine. Sieh zu, dass du Land gewinnst und dich in Sicherheit bringst, damit unsere Tat nicht umsonst war.« Damit wandte sich der Mann von den beiden ab und gab den Befehl zum Abmarsch.
»Also... Danke«, rief Taros Goll den Männern mit gedämpfter Stimme nach.
Während die Männer weiter Richtung Dorf marschierten, hielt Zarkus inne und drehte sich zu ihm um. »Ich habe nur eine Schuld beglichen, Ehebrecher. Geht jetzt. Und möge Barachur euch beschützen.«
Die Jäger des Kolosseums , grübelte Taros Goll vor sich hin. Dann können wir wahrlich jeden Beistand brauchen, den wir bekommen können.
Ein sanfter Knuff gegen seine rechte Schulter riss ihn aus seinen Gedanken. Kali Darad gab ihm ein Zeichen ihr zu folgen und er folgte ihr den Wagen entlang. Sie führte ihn um den grässlich verstümmelten Leichnam des Taurugar herum zu dem toten Pferd und deutete dort abwechselnd auf den im Mondlicht samtig schwarz glänzenden Kadaver und auf das wuchtige Pferd hinter dem
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