Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
vergolten.
Schweigend aßen sie von ihren beiden Päckchen und Würste und Trockenfrüchte tauschten in unausgesprochener Übereinkunft den Besitzer. Anschließend versorgte er noch ihre zerschundene Handgelenke, überprüfte die gut verheilende Stichwunde an ihrer Hüfte und die schon viel besser aussehende Verletzung an ihrem Flügel. Letzteres bedurfte jedoch eines neuen Verbandes, für den er jedoch keinen der Leinenverbände aus ihren Vorräten verwendete, sondern wieder einen Streifen Stoff aus dem grünen Kleid, von dem schon der erste Verband stammte.
Nachdem der Flügel neu geschient war, schlossen sich die beiden ungleichen Wesen noch ein Mal in die Arme, bevor sich der Mann in seinen Schlafsack rollte und müde zu der freundlich auf ihn herab lächelnden Gestalt aufblickte. Dann fielen ihm die Augen zu.
Taros Goll hatte kaum die Augen geschlossen, als ihm ihr Weihrauchduft in aller Deutlichkeit in die Nase stieg. Viel zu deutlich dafür, dass sie gerade noch drei Schritt von ihm entfernt gestanden hatte. Als er die Augen wieder aufschlug, sah er die Harpyie neben sich im Gras liegen und ihn mit ihren großen, goldenen Augen ansehen; sie lächelte.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte er ihr zu.
Kali Darad nickte. »Jetzt schon.«
»Ja?«
»Ja. Du lebst, wir sind frei. Alles ist gut.«
Eine gefühlte Ewigkeit lagen sie einfach nur im Schein der Monde auf dem weichen Gras und schauten sich in die Augen. Dann fasste sich Taros Goll, der erfahrene Frauenheld und Künstler der Verführung, einem gerade dem Kindsein entsprungenen Jüngling gleich ein Herz und legte ihr eine Hand auf die Wange und hauchte ihr ein leises, aber von tiefstem Herzensgrunde kommendes »Danke« zu.
Ihr Lächeln wurde etwas breiter und ihre Lider schlossen und öffneten sich langsam wieder. Es gab keinen Grund zu fragen, wofür er sich bedankte. In ihrem Herzen wusste sie es.
Sie schloss die Augen und gurrte leise, während er sie zärtlich über die milchweiße, mit kleinen grauen Sommersprossen besprenkelte Wange streichelte. Als sie die Augen wieder auftat, zuckte sie kurz zusammen, als sie sein Gesicht etwas näher an ihrem wiederfand. Für einen Moment war sie verwirrt, doch nach einem kurzen Blick in seine leuchtenden Augen, wusste sie warum. War es endlich soweit? Hatten sie endlich ihre Ruhe? Langsam schob sie ihr Gesicht ebenfalls etwas näher an seines heran, bis sich ihre Nasenspitzen berührten. Beide mussten sie grinsen. Das war nun das dritte Mal, dass sie an dieser Stelle angelangt waren.
»Und was kommt jetzt und stört?«, flüsterte Taros Goll und rieb seine Nasenspitze neckisch an ihrer.
»Nichts«, hauchte sie zurück und erwiderte das Nasenspiel. »Hoffentlich nichts.«
Beide hielten sie den Atem an, als sich ihre Lippen wieder einander näherten.
»Das ist verrückt«, hauchte er, als sich ihre Lippen ganz leicht berührten, nicht viel mehr als einem Schmetterling, der sich auf einer Blüte niederließ. »So verrückt.«
»Verrückt«, wisperte sie, »Verrückt, aber schön.«
Und mit diesen Worten küssten sich Kali Darad und Taros Goll zum allerersten Mal und die Welt versank in einem bunten Feuerwerk der Gefühle. Das leuchtende kräftige Rot innigster Liebe erhob sich in den tintigen Nachthimmel und funkelnd weiße Sterne unschuldiger Gefühle regneten herab. Grüne Kaskaden aus Hoffnung ergossen sich auf die beiden in Liebe vereinten Gestalten am Boden, aber auch Angst zischte in vereinzelten gelben Fontänen durch das wirbelnde Farbenmeer, wurden jedoch fast augenblicklich in blauen Geysiren unausgesprochener, über den Tod hinausgehender Treue ertränkt.
Es war ein wahrhaft magischer Moment. Und dieser Moment gehörte ganz allein ihnen. Niemand war da um sie zu stören, um sich einzumischen und sie zu verurteilen. In diesem Moment gab es nur sie beide auf der Welt. Und sie genossen jeden einzelnen Atemzug.
Als sich ihre Lippen nach einer Ewigkeit und doch viel zu früh wieder trennten, und sich die Nacht auf den See herabsenkte, öffneten sie langsam wieder ihre Augen; sie konnten die tanzenden Farben noch immer in den Augen des anderen sehen.
»Ich liebe dich, Kali«, sprach Taros Goll endlich die Worte aus, die schon viel zu lange in seinem Herzen gebrodelt hatten, und ein Gefühl überkam ihn, als wäre ihm eine unermessliche Last von den Schultern gefallen.
»Ich liebe dich auch, Taros«, antwortete sie und schlang ihre Arme um ihn.
Seine linke Hand glitt über ihre glatte Flanke auf
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