Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
ihren gefiederten Rücken und wühlte sich zwischen ihre Schwingen, als sich ihre Lippen wieder fanden. Während seine Finger so durch ihr Gefieder pflügten, stellte Taros Goll überrascht fest, dass es sich überhaupt nicht bizarr und befremdlich, sondern viel mehr weich, warm, und behaglich anfühlte. Und zum ersten Mal seit langem – wirklich seit langem - spürte er wieder, wie sich eine wohltuende, alles in den Hintergrund rückende Ruhe in ihm ausbreitete und er sich langsam aber sicher entspannte. So sehr, dass er gar nicht bemerkte, wie er ganz behutsam den Mund öffnete.
Kali Darad erstarrte, als sie spürte, wie sich seine Lippen öffneten. So etwas hatte sie schon einmal erlebt. Sie wusste, was er wollte, wusste, was gleich geschehen würde. Doch die Erinnerung daran schien ihr in diesem Moment so ewig weit weg zu sein. So weit, dass sie sich eigentlich auch relativ leicht verdrängen ließ.
Sie war wie berauscht, endlich die Mauern zwischen ihnen eingerissen zu wissen und der Stimme in ihrem Herzen ungehindert Gehör schenken zu können – auch wenn dieser menschliche Brauch mit der Zunge für sie mehr als befremdlich war.
In dem Moment, als Kali Darad zusammenzuckte, wurde Taros Goll erst wieder gewahr, dass er keine gewöhnliche Frau in seinen Armen hielt - und das diese Frau schreckliches im Bezug auf Männer erlebt hatte. Hatte El Kadir das gleiche mit ihr getan, als er sich an ihr vergangen hatte? War er jetzt zu weit gegangen? Hatte er diesen - im wahrsten Sinne des Wortes - wundervollen Moment, einen Moment, wie er noch nie einen ähnlichen erlebt hatte, zerstört? Er wollte sich gerade von ihr lösen und sich entschuldigen, als sie ebenfalls langsam ihren Mund öffnete und völlig unvermittelt ihre überraschend lange, spitz zulaufende Zunge in seinen Mund gleiten ließ. Dabei verursachte sie den einen oder anderen witzigen Zwischenfall, doch schon beim dritten oder vierten Versuch hatten sie sich soweit aufeinander eingespielt, dass sie wusste, wie weit sie gehen konnte, ohne ihn zum Würgen zu bringen.
Er hingegen bewegte sich auf gewohntem Terrain und konnte im Fundus seiner umfassenden Erfahrungen schwelgen – auch wenn er dabei noch nie auf lange Fangzähne gestoßen war, oder sich mit einer Zunge auseinandersetzen musste, die gut drei bis vier Mal so lang war, wie die seine. Aber das waren für ihn nur unbedeutende – wenn auch zugegebenermaßen exotische – Randerscheinungen in der unbeschreiblichen Freude, die ihn dabei erfüllte.
Nach einem langen und innigen Kuss lösten sich Taros Goll und Kali Darad wieder voneinander und strahlten sich zwei Dutzend Herzschläge lang einfach nur wie verliebte Kinder an. Das Mondlicht spiegelte sich in Kali Darads Augen und ließ sie wie polierte Goldmünzen erstrahlen. Und inmitten dieser Scheiben aus purem Gold glitzerten vereinzelte winzig kleine Punkte wie kostbare Diamanten. Völlig unbegreiflich, wie er je vor so schönen Augen Angst gehabt haben konnte.
Kali Darad verlor sich in seinen tiefen braunen Augen, die ihr uneingeschränkten Einblick in sein Herz gewährten. Sie war wie in einem Delirium, nahm nichts mehr um sich herum wahr. Die Kälte der Nachtluft war nicht mehr als ein leichtes Kitzeln auf der Haut und die Geräusche der Nacht waren in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Sie spürte nur noch seine Nähe, seine Berührungen, seine Augen. Und zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte es sich gut an. Keine Schmerzen mehr, keine Demütigungen, keine Scham. Sie konnte sich einfach fallen lassen und jeden noch so kleinen Eindruck in seiner Gänze genießen.
Ein Grinsen huschte über ihre Züge, als ihr plötzlich aufging, dass Taros Goll der erste Mann war, den sie wirklich bewunderte. Nicht, weil er so einen athletischen Körper hatte, oder so schön singen und kochen konnte. Sie bewunderte ihn, weil er sich nach all dem, was sie zusammen erlebt hatten, nicht von ihr abgewandt hatte. Er hatte immer zu ihr gehalten und war ihr nie von der Seite gewichen. Ganz egal, wie ekelhaft und giftig sie zu ihm gewesen war, oder wie oft er dem Raubtier in ihr gegenübergestanden hatte. Er hatte alles, was sie ihm zugemutet hatte, tapfer ertragen und war dennoch immer für sie da gewesen.
Ja, dafür bewunderte sie ihn. Dafür, und weil seine schönen braunen Augen so gut wie immer frei von dieser widerlichen, gierigen Geilheit waren, die sie stets in den Augen aller anderen Männer hatte ertragen müssen. Dieser Mann liebte sie. Nicht ihre
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