Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
zog sie ungläubig eine ihrer Augenbrauen hoch und Taros Goll fing beinahe an zu lachen. »Ich weiß, wie sich das ausgerechnet aus meinem Munde anhört. Ich kann es fast selber nicht glauben, dass ich das sage. Aber ich bin langsam in einem Alter, wo man auch ein bisschen Reife und Weisheit erwarten kann – auch wenn sie etwas spät kommt. Oder vielleicht gerade zur rechten Zeit? Weißt du, ich wollte eh nie Kinder und daran hat sich bis heute nichts geändert. Also ist es für mich unwichtig, ob du mir welche schenken kannst, oder nicht. Und was das betrifft«, sein Blick zuckte auf ihre Brust herab und wieder zu ihr hinauf, »so hat das für mich im Laufe unserer Reise an Bedeutung verloren. Am Anfang war ich – ganz ehrlich gesprochen – fasziniert, ja regelrecht hingerissen gewesen. Doch mit der Zeit habe ich mich daran... gewöhnt. Ich meine...«
»Schwätzer«, stieß sie plötzlich gedämpft hervor, warf sich ihm um den Hals und drückte ihn so stark an sich, dass sie ihn dabei beinahe erwürgte.
Ihr Körper bebte in wilden Zuckungen und ihr Gesicht grub sich in seine Halsbeuge. Zuerst dachte er, sie würde sich über seine Beteuerungen amüsieren. Als dann aber seine Schulter langsam feucht wurde, ging ihm auf, dass ihr Glucksen in Wirklichkeit ein Schluchzen war.
»Ich liebe dich«, hauchte sie ihm ins Ohr, küsste ihn auf die Wange und legte dann ihre auf seine. »Ich liebe dich so sehr.« Kali Darad war außer sich. Vor Freude und vor Dankbarkeit. Sie hatte etwas getan, was sie zuvor nie für möglich gehalten, und vor dessen Ausgang sie bis zum letzten Herzschlag Angst gehabt hatte: Sie hatte sich ihm geöffnet, hatte ihm ihr Innerstes nackt und schutzlos dargeboten. Und was hatte er getan? Statt die im Grunde wohlverdiente Gelegenheit am Schopfe zu packen, hatte er nur seinen Mantel ausgezogen und sie damit zugedeckt – und sich damit ihr Herz nur noch mehr gesichert.
»Ich dich auch, Liebes«, erwiderte er und streichelte so lange ihren bebenden Rücken, bis das Beben abgeebbt und ihr Atem regelmäßig geworden war. »Ich liebe dich auch.« Und während er sie so streichelte und ihre Wärme und ihren regelmäßig werdenden Herzschlag genoss, holten ihn die Anstrengungen der magischen Heilung ein und er fiel in einen tiefen und zum ersten Mal seit langem von angenehmen Träumen begleiteten Schlaf.
So umschlungen blieben die Harpyie und der Barde in ihrer eigenen kleinen Sphäre des Glücks und der Zufriedenheit am Ufer des silbern schimmernden Sees liegen, umgeben vom Zirpen der Grillen und dem Quaken der Frösche. Ihre Sorgen hatten sie in die Dunkelheit außerhalb geschoben. Für diese Nacht gab es nur sie beide. In ihrer eigenen kleinen Sphäre.
12
Die nächste Sonne begann für sie beide schon mit den ersten Sonnenstrahlen, als Kali Darad Taros Goll mit einem liebevollen Kuss weckte. Blinzelnd schlug der Barde die Augen auf und sah ihr herzförmiges Gesicht keine Elle von seinem entfernt vor dem blauen Morgenhimmel schweben; ihr Lächeln hatte etwas Beseeltes, etwas unbeschreiblich Glückliches. Und dieses Glück war ansteckend.
»Aufstehen, Taros«, gurrte sie zärtlich und streichelte ihm über Kopf und Wange. »Neuer Morgen. Müssen weiter.«
»Guten Morgen«, gähnte er und küsste sie in die Handfläche, bevor er sich ausgiebig und unter lautem Stöhnen streckte.
Zufrieden über sein – wenn auch etwas lautstarkes – Erwachen erhob sie sich langsam wieder und streckte knirschend den Rücken durch – ein Anblick, der Taros Goll, zusammen mit den Erinnerungen an vergangene Nacht, zum Träumen brachte.
Nachdem sie einen Moment lang in dieser Position verharrt war, richtete sich die Harpyie wieder auf und blickte über ihre Brüste hinweg auf den Barden herab und legte den Kopf schief.
Als sie den verträumten Schleier in seinen Augen sah, rief sie mit einem wölfischen Schmunzeln auf den Lippen »Aufstehen, fauler Glotzer« und stieß ihn spielerisch mit dem Fuß an.
Dann machte sie kehrt und ging mit großen Schritten zum Wagen hinüber.
Taros Goll schlug indessen den Schlafsack beiseite und blieb noch einen Moment mit ausgebreiteten Gliedern im taufeuchten Gras liegen und grinste dabei vor sich hin. Er konnte nicht beschreiben, wie glücklich er war, seit sie sich letzte Nacht ihre Gefühle für einander gestanden hatten. In seinem Magen kribbelten Myriaden wilder Schmetterlinge und er fühlte sich mindestens zwanzig Sommer jünger. Ihr Götter, hat mein Herz
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