Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
Mund war keinen Deut weicher geworden.
»Ja, genau«, strahlte sie ihn an und nickte dabei eifrig mit dem Kopf. »Wie in der Arena. Ein Arenakämpfer.«
»Einer, den du getötet hast, ja?«
Da streckte sie die Hand aus und streichelte ihm mit einem warmen Lächeln über die Wange – dieses Mal die unversehrte. »Der einzige, der mich besiegt hat.«
Als Taros Goll sich plötzlich schweigend erhob und mit feucht glitzernden Augen an sie heran trat, richtete sie sich sofort auf und breitete die Arme aus, um den todunglücklichen Barden zu empfangen und ihm Trost zu spenden.
Eine ganze Weile standen sie so eng umschlungen da. Sie streichelte seinen Kopf, während er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergrub und seine Finger durch die Federn auf ihrem Rücken fuhren. Sie konnte spüren, wie elend er sich fühlte, und auch wenn sie es nicht verstand, versuchte sie ihm dennoch so gut beizustehen, wie sie konnte.
Irgendwann brach sie schließlich das Schweigen.
»Frage«, flüsterte sie nahe seinem Ohr. »Warum traurig? Warum nicht stolz?«
»Ich habe noch nie jemanden getötet«, keuchte er vor unterdrückten Gefühlen zurück. »Verletzt, ja. Aber nie getötet. Und ich empfinde keinen Stolz dabei. Im Gegenteil. Ich fühle mich scheußlich.«
»Ich habe schon oft getötet. Viele getötet.«
»Ja«, unterbrach er sie mit einem zynischen Schnauben. »Bei dir ist das auch etwas anderes. Du bist...«
»Was?« fuhr sie erschrocken auf und wandte den Kopf so, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. »Monster? Bestie? Nur geboren um zu töten?«
Als er sah, wie sich ihre Augen langsam mit Wasser füllten, merkte er erst, wie verletzend seine Worte gewesen sein mussten, und fühlte sich noch elender als davor.
»Eine Arenakämpferin, Kali«, stellte er behutsam richtig und streichelte ihren harten, angespannten Rücken; sie schien nur wenig überzeugt. »Kali, du hast dein ganzes Leben lang gekämpft. Für dich ist das... normal geworden. Etwas Alltägliches. Wie für den Bäcker das Brotbacken. Aber für mich ist das etwas anderes. Etwas... Furchtbares.«
»Aber etwas Nötiges«, sagte sie leise. Seine Worte hatten sie wieder etwas beruhigt, obgleich sie sich nicht ganz sicher war, ob seine Worte wirklich seinen Gedanken entsprachen. Aber hätte er sie tatsächlich ein Monster genannt – dessen war sie sich gewiss – hätte er ihr damit das Herz gebrochen. »Hättest du nicht getötet, hätten sie uns getötet. Es war gut. Nötig. Wichtig. Für uns.«
Er wollte gerade etwas erwidern, als sie seinen Mund mit dem ihren verschloss.
Erst nach drei Herzschlägen löste sie sich wieder von ihm; er schwieg.
»Nicht trauern«, sagte sie leise. »Nicht unglücklich sein. Du hast das richtige getan. Hast uns gerettet.«
Noch ein Dutzend Herzschläge lang schauten sich die beiden unverwandt in die Augen, bevor sie ihn plötzlich fast euphorisch angrinste. »Wieder gut?«
Einen Moment lang hielt der Wall aus Selbstvorwürfen und Niedergeschlagenheit noch, bevor ein lautes Lachen aus Taros Goll herausbrach. Tatsächlich hatte die naive Art seiner Liebsten etwas Licht in das dunkle Loch getragen, in dem er saß. Und im Grunde hatte sie mit ihren Worten nicht Unrecht. Hätte er das Pferd des Magiers nicht gefällt und somit das Todesurteil über den Reiter hinter ihm gesprochen, hätten die Jäger Kali Darad gehabt und sie vielleicht sogar ihm auf den Hals gehetzt. Und ihm war nur zu klar, wie dieser Kampf dann ausgegangen wäre.
Und dann war da noch der Schattenhexer gewesen. Hätte er diesen nicht niedergestochen, hätte dieser seinen Zauber vollenden und seine Gefährtin damit töten können – und ihn unmittelbar danach auch.
Ja, vielleicht hat sie ja wirklich recht. Wie viele Möglichkeiten waren mir denn geblieben? Hätte ich irgendetwas anders machen können? War überhaupt Zeit für irgendetwas anderes gewesen? Eigentlich nicht. Eigentlich hatte ich gar keine andere Wahl, wollte ich unser beider Leben retten. Er schaute hinauf in den klaren blauen Sommerhimmel. Bleibt nur zu hoffen, dass die Götter genauso denken.
Er schrak zusammen, als ihn aus heiterem Himmel eine Kopfnuss traf. Es war zwar nur eine leichte, jedoch stark genug, um ihn hochschrecken zu lassen.
»Wieder gut?«
Er nickte ihr erleichtert zu. Sie hatte ihm mit ihren lieben Worten einen unendlich schweren Mühlstein von den Schultern genommen. Er spürte zwar noch immer die Last der Tat auf sich ruhen, doch war es wesentlich leichter sie zu
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