Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
Weile etwas...« - sein Grinsen bekam etwas schauderhaft vielsagendes - »...indisponiert. Aber mittlerweile geht es ihnen wieder besser. Bedauerlich ist nur, dass beide im Zuge ihres Ungemachs ihre Kinder verloren haben. Äußerst bedauerlich. Ihre Mutter und ich sind außer uns vor Trauer.«
»Ihr habt Unser größtes Mitgefühl, werter Freund«, meinte Kathros und legte ihm aufmunternd seine fleischige, üppig beringte Hand auf die dürre Schulter.
Doch das Antlitz des Familienvaters wirkte weiterhin alles andere als trauernd. »So etwas passiert nun mal. Es ist zwar tragisch, aber Negora fragt uns nun mal nicht, wen sie zu sich nehmen darf und wen nicht. Müssen wohl etwas Falsches gegessen haben, die guten – oder getrunken.« Er zwinkerte Packrit Kull verstohlen zu, worauf dieser den Göttern für seine über viele Sommer hinweg zur Perfektion erhobenen Maske der Diplomatie dankte, sonst hätte er den entgegengebrachten Dank glatt mit einer angewiderten Ohrfeige vergolten.
Der stellvertretende Kolosseumsverwalter hatte schon unzählige Menschen in der Arena sterben sehen, hatte manches Mal aufgeregt, manches Mal gelangweilt mit angesehen, wie das Blut von Menschen und Tieren den Sand des Kolosseums getränkt hatte. Hin und wieder war es auch seine eigene Hand gewesen, die zum Wohle seiner aufstrebenden Karriere das Heft geführt hatte. Doch der Mord an Kindern, vor allem ein dergestalt heimtückischer wie der, ein ungeborenes Leben noch im Leib der Mutter mit Gift zu meucheln, erfüllte ihn mit tiefster Abscheu und widerstrebte zutiefst seinem – wenn auch nicht besonders ausgeprägten – moralischen Empfinden. Und dass dieser Kerl jetzt auch noch den Namen der Göttin des Todes mit seiner Hinterhältigkeit besudelte, gipfelte für ihn schon an Ketzerei.
Dennoch war geschehen, was geschehen war, und er hatte diese beiden Männer nicht zu sich kommen lassen, um über sie zu richten – auch wenn er gerade seine Meinung über diesen alten Tattergreis in Stein gemeißelt hatte.
Und so nahm er seinen Kelch auf und hielt ihn zum Trinkspruch erhoben vor sich.
»Geschätzte Gäste, werte Freunde. Ich darf Euch sagen, dass Halrad Hels Ode an die Ernte nicht nur aus einer Weinlaune heraus entstanden ist. Seine Worte beschreiben – meiner bescheidenen Meinung nach – den Sinn des Lebens. Und so kann ich Euch sagen, dass die Tüchtigkeit von fünfen und die Geduld eines einzelnen letztendlich zu einer erfreulichen Ernte geführt haben.«
Mit einem schelmischen Schmunzeln lehnte sich Yorald Maurr zu Kathros Samaris Zest hinüber und murmelte: »Ob er wohl noch vor Einbruch des Winters zum Punkt kommen wird?«
»Wer kann das schon sagen, werter Yorald Maurr. Wer kann das schon sagen«, seufzte der wohlbeleibte Kolosseumsverwalter, gefolgt von einem leisen Glucksen, welches er mehr schlecht als recht hinter einem Räuspern zu verbergen suchte.
»Ihr Götter«, rief Packrit Kull und warf die Hände in die Luft. »Was werfe ich hier meine Perlen vor die Säue? Aber gut, machen wir es kurz. Der Grund, weswegen ich mich in letzter Zeit so rar gemacht habe, ist der, dass ich lange Zeit keine befriedigenden Nachrichten mehr vom Verbleib unseres illustren, wenn auch skurrilen Pärchens erhalten habe. Weder aus den Städten und Dörfern, noch von unserem Jagdtrupp. Und wie Ihr wohl wisst, werter Kathros, überbringe ich nur äußerst ungern schlechte Kunde.« Ein bestätigendes Nicken seitens seines Herrn. »Doch letzte Nacht erreichte mich endlich Kunde von unserem Jagdtrupp!«
Mit einem Mal saßen beide Männer aufrecht in ihren Stühlen.
»Haben sie sie gefangen?«, fragte Kathros Samaris Zest und seine Augen leuchteten hinter seiner Maske hervor, wie die eines Kindes vor einem großen bunt eingepackten Geschenk.
»Lebt er noch?«, kam es von Yorald Maurr. In seinen Augen wetteiferten zwei Hoffnungen, die so konträr zueinander waren, wie der bequeme Stuhl auf dem er saß zu einem Richtblock.
»Langsam, langsam.« Packrit Kull hob um Einhalt bittend die Hände. »Was das betrifft, so muss ich Euch noch um ein Wenig mehr Geduld bitten. Sie haben sie noch nicht eingefangen, sind ihnen jedoch dicht auf den Fersen. Sie befinden sich zurzeit im Uhlwald. Anscheinend haben die beiden dort einen Schattenhexenzirkel ausgelöscht und sind dann verschwunden.«
»Was meint Ihr mit ´verschwunden´?«, verlangte Kathros zu wissen und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, während seine Finger vor seiner
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