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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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gehäufter und ausgeprägter erhoben, wirkten wie alte, zum Sterben zusammengerollte Hunde, mit strohigem, von kahlen Flecken übersätem Fell.
    Ein kühler Abendwind wehte ihnen ins Gesicht und brachte Gerüche von Erde und würzigen Wildblumen mit sich. Das Zirpen von Grillen lag in der Luft.
    »Wo sind wir?«, wollte Kali Darad wissen und sah zum purpurroten Abendhimmel auf, wo schon die ersten Sterne schimmerten.
    Auch Taros Goll betrachtete die Sternbilder und deren Konstellation und versuchte sich damit zu orientieren. Doch hier, an diesem Ort, blieb die Karte in seinem Kopf leer.
    »Ich...«, stammelte er und schüttelte dann resignierend den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich war hier noch nie. Kannst du vielleicht wieder etwas spüren? Ich meine, wo wir hin müssen?«
    Es dauerte etwas, bis sie durch den pochenden Schmerz in ihrer Seite wieder den Drang entdeckte, der sie immer wieder voran trieb, sie in eine Richtung zog, deren Bestimmung sie nur mit Ratlosigkeit begegnen konnte.
    »Da lang«, sagte sie und wies nach Westen.
    Und als ihr Blick so über ihre Hand hinweg zum Horizont wanderte, sah sie vor dem blutrot leuchtenden Auge des Sonnenkönigs einen hohen, zerklüfteten Berg. Und auf dem Berg, eng an die Felswand geschmiegt, entdeckte sie ein Bauwerk. Ein Bauwerk, mit einem hohen Turm, gleich dem hilfesuchend emporgereckten Arm eines Verschütteten.
    Drei Glockenschläge waren vergangen, als sie eine Rast einlegten – es war die erste Rast, seit sie den Uhlwald verlassen hatten. Da keiner von ihnen diese unsäglich langweiligen Proviantpäckchen mehr sehen konnte, untersuchten sie die Einkäufe des Taurugar, von denen sie leider nur einen Teil hatten mitnehmen können. Als es um die Auswahl ging, hatten sie sich gänzlich auf Kali Darads Nase verlassen und nur das mitgenommen, was auch ihren Geschmack getroffen hatte. Unter anderem einen Leib Ziegenkäse.
    Die Harpyie hockte auf dem langsam karger werdenden Boden, während der Barde auf einem, wie ein kruder Grabstein aus dem Boden ragenden Felsen saß. Beide aßen sie Ziegenkäse und dazu etwas Brot.
    »Ich habe einen Menschen getötet«, stellte Taros Goll irgendwann plötzlich in die Stille hinein fest, während er verklärt vor sich hin starrte.
    Erst jetzt, wo sie den Wald mit seinen Schrecken hinter sich gelassen hatten, und die Jäger keine akute Bedrohung mehr darstellten, fand er die Ruhe, sich der vergangenen Ereignisse gewahr zu werden - und war zutiefst erschüttert.
    »Zwei«, korrigierte Kali Darad, stolz auf die neu erlernte Fähigkeit zählen zu können, und hielt zwei Finger hoch.
    »Zwei«, wiederholte er bedrückt nickend. In seinen unbewusst handelnden Fingern drehte sich eine angebissene Scheibe Brot. »Ich... ich bin ein Mörder.«
    Die Harpyie betrachtete den niedergeschlagenen Mann mit schief gelegtem Kopf. Sie verstand seinen Hader nicht. Schließlich hatte sie ihr ganzes Leben mit töten verbracht und war damit zu einer Berühmtheit geworden. Also warum stellte er sich wegen der beiden Männer, die er getötet hatte, so an?«
    Doch seinem harten Mund und den leeren Augen nach schien er tatsächlich sehr darunter zu leiden. Und so oft, wie er das Wort – welches er wie eine Beleidigung aussprach – wiederholte, schien ihm vor allem das zu schaffen zu machen.
    Das war eine ganz neue Erfahrung für sie, denn sie war immer der Meinung gewesen, dass den Menschen das Töten Freude bereitete – in all seinen Fassetten. Sei es passiv, während sie die Kämpfer in der Arena mit Leidenschaft anfeuerten und den Todesstoß mit ekstatischem Jubel begrüßtem, oder aktiv, mit dem kalten Herzen und der entschlossenen Hand am Heft des zustoßenden Schwertes.
    Außerdem liebte sie ihn sehr und es schmerzte sie, ihn so zu sehen.
    »Nicht Mörder«, sagte sie in einem vom Herzen kommenden Versuch ihn aufzumuntern. »Kämpfer. Krieger. Tapferer Mann.«
    Doch der Barde schnaubte nur freudlos. »Wo liegt der Unterschied?«
    Da fing Kali Darads Geist hektisch an zu rasen. Mit so einer Frage hatte sie nicht gerechnet. Allerdings wollte sie jetzt nicht dumm da stehen, indem sie ihm gestand, dass sie das auch nicht wusste. Sie brauchte eine Antwort. Und zwar schnell. Und am besten auch noch eine, die ihn etwas aufmunterte.
    »Feige. Hinterhältig«, platzte sie plötzlich heraus. »Mörder sind feige, Taros. Du nicht. Du bist mutig. Ein Krieger.«
    »Wie die Kämpfer in der Arena, ja?«, er sah sie unter seinen buschigen Augenbrauen hervor an; sein

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