Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
beruhigend.«
»Schön.« Sie freute sich. »Und jetzt rieche.«
»Was?«
»Rieche. Mit der Nase. Schnupper. Die Luft. Wie riecht sie für dich?«
Wieder tat er wie ihm geheißen und sog die feuchtkalte Luft ein.
Mit einem verkniffenen Gesicht antwortete er: »Sie stinkt. Nach nassem Dreck.«
Ein verdrossenes Seufzen schickte eine Woge heißen Atems über sein Ohr.
»Nein. Nicht Dreck. Erde. Nasse Erde. Nüsse. Pilze. Pflanzen. Pflanzen, die du auf das Fleisch tust, oder in Töpfe schmeißt. Riech nur.«
Mit einem Seufzen beugte er sich ihrem überschwänglichen Drängen und schnüffelte in der Luft herum. Und tatsächlich, so musste er sich nach einer Weile eingestehen, hatte sie eine weitaus treffendere Beschreibung für die Gerüche, die sich in seinem ´nassen Dreck´ versteckten. Jetzt, wo er ihre Gedanken kannte, erkannte auch er das Aroma von Nüssen, von Pilzen und feuchtem Gras, ja sogar einen Hauch Bärlauch konnte er erkennen. So gesehen roch die Luft fast schon wieder gut.
»Riechst du es?«
»Ja«, gluckste er. Da brachte ihm doch tatsächlich noch jemand auf seine alten Sonnen hin ganz neue Sichtweisen bei. »Ja, ich kann es riechen. Nüsse, Pilze, nasses Gras und Kräuter. Ganz wie du gesagt hast.«
Ein Reiben ihres Kopfes an seinem, das ein Nicken verriet.
»Siehst du?«, fragte sie. »Nicht schlecht. Kein Sauwetter. Genießen. Lass es uns genießen. Zusammen.«
»Das machen wir«, sagte er gedämpft und lehnte seinen Kopf an ihren. »Zusammen.« Wenigstens scheinen wir die Jäger abgehängt zu haben , dachte er bei sich, wagte aber nicht, diesen Gedanken laut auszusprechen. Zu schön war der Moment mit ihr, um ihn mit solch düsteren Gedanken zu verderben. Es reichte, wenn er sich damit herumschlug.
»Schlaf gut, mein Schatz«, gähnte er und lehnte sich zum Schlafen an ihren weiblichen Körper. Ruh dich aus und sei unbesorgt. Ich lass nicht zu, dass dir etwas geschieht. Auch wenn es mich das Leben kostet.
Kali Darad erwiderte seinen Nachtgruß und drückte ihn an sich. Ja, beruhige dich, mein Liebster. Denk nicht an die bösen Jäger, die uns folgen. Ich beschütze dich. Lass niemanden an dich heran. Auch wenn ich dabei sterben muss.
Dann schlossen beide die Augen, genossen noch eine Weile den Regen, bevor sie in einen dünnen Schlaf hinüber glitten. Kurz, bevor der Schlaf sie ereilte, teilten sie noch einen Gedanken: Ich lass nicht zu, dass dir etwas passiert.
Am nächsten Morgen, als der Regen endlich vorbei war und die bleigraue Wolkendecke allmählich immer weiter aufriss, setzten sie schon mit dem ersten Sonnenstrahl ihre Reise fort. Mit unvermindertem Tempo in unveränderte Richtung. Geradewegs Richtung Westen.
14
»Und dort sollen wir hinauf?« Mit weit in den Nacken gelegten Köpfen schauten Kali Darad und Taros Goll eine steile, zerklüftete Felswand hinauf, wo sich weit über ihren Köpfen die arg mitgenommenen Mauern einer verlassen wirkenden Festung erhoben.
Sie konnten den Wind über die Mauern pfeifen hören, während ein großer brauner Steinadler über ihnen seine Kreise zog.
Drei Sonnen lang waren sie nur mit kleinen Pausen durchmarschiert und die Anstrengungen dieses langen Gewaltmarsches steckten mittlerweile nicht nur ihm in den Knochen. Gegen Ende hin waren ihre Pausen zahlreicher geworden und er hatte bemerkt, wie auch sie langsam an ihre Grenzen stieß. Trotzdem hatte sie die Pausen so kurz wie möglich gehalten. Gerade so lange, dass er ein wenig verschnaufen konnte, bevor es weiter ging. Der Zug nach Westen war in den letzten Sonnen nicht mehr nur ein Gefühl, eine Art Kribbeln im Magen gewesen. Er war zu einem Zwang, einem unbändigen Drang geworden, der sie ständig weiter getrieben hatte.
Doch nun, kaum dass sie das Bergmassiv erreicht und die Augen zu den Mauern der Burg erhoben hatten, war der Zwang in sich zusammengefallen und zurück geblieben war das angenehme, wohltuende Gefühl angekommen zu sein. Nach all den Sonnen, den Entbehrungen und den Abenteuern, die sie miteinander durchlebt hatten, schienen sie es endlich geschafft zu haben.
Was am Anfang für Kali Darad nur eine Vermutung gewesen war, war nun zu einer Gewissheit geworden: Dort droben, hinter den Mauern dieser Festung, lag das Ziel ihrer Reise.
»So nah«, wisperte sie zu sich selbst. »Nur noch ein Bisschen und wir sind da.«
Taros Goll nickte zustimmend. Doch wo sie von Vorfreude erfüllt war, plagte ihn ein mulmiges Gefühl. Was
Weitere Kostenlose Bücher