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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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zu etwas inspiriert. Doch für Kali Darad hatten die überwältigenden Eindrücke an Farbe verloren, wirkten fahl und eintönig, glitten an ihr vorüber wie das Meer an einem Schiff, das mit geblähten Segeln einem neuen Gestade entgegen rast. Und auf dieses Schiff senkte sich die erdrückende Dunkelheit ihrer größten Angst herab: Der Angst vor der nächsten Nacht.
    Als es Abend wurde, und der Himmel sich purpurn färbte, kamen sie an einem kleinen gedrungenen Gasthaus vorbei. Rauch stieg aus dem Kamin auf und warmes Licht drang aus den belebten Fenstern. Eine äußerst willkommene Gelegenheit, um für sie beide etwas Warmes zum Essen zu besorgen. Also hielt El Kadir den Wagen direkt vor dem Gasthaus an und verschwand, dem köstlichen Duft von gebratenem Fleisch folgend, hinter der Eingangstür. Während er in dem Gasthaus verweilte, kamen nach und nach immer mehr Gäste und Bedienstete des Gasthauses heraus und umringten den Wagen, um bewundernd zu der legendären Schlächterin Kali Darad emporzublicken. Als ihr Besitzer schließlich mit einem Tablett, belegt mit Braten, Klößen und ein wenig Gemüse, wieder zurückkehrte, verkaufte er noch auf die Schnelle sieben Federn von ihr und ließ sie gut ein Dutzend Mal gegen Bezahlung an den krallenbewehrten Füßen, den kraftvollen Beinen, und – für die ganz mutigen – den drahtigen Armen berühren. Mehr als einmal hätte sie einen von diesen ganz mutigen beinahe mit den Zähnen erwischt, doch ihre Fesseln hatten ihr Ansinnen jedes Mal zunichte gemacht.
    Nachdem auch der letzte Bewunderer zufriedengestellt worden war, setzten sie ihre Reise unter nachgerufenen Glückwünschen und Dankesbekundungen fort. Der Geruch des gebratenen Fleisches, welches sich der dicke Mann auf dem Kutschbock einverleibte, stieg ihr in die Nase und ließ ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie seit ihrem Aufbruch nichts mehr gegessen hatte.
    » Hunger«, beschwerte sie sich übellaunig und rollte mit den Schultern, dass ein leises Knacken ertönte.
    » So, so«, schmatzte El Kadir mit vollen Backen, ohne sich umzudrehen, »Mein Täubchen hat Hunger, ja?«
    » Hunger«, fauchte sie jetzt etwas energischer und riss klirrend an ihren Fesseln.
    Der Händler kaute zuerst in aller Ruhe zu Ende und spülte den Bissen mit ein paar Schluck Wein aus seinem magischen Weinschlauch herunter, bevor er sich betont nachdenklich durch den Bart strich und laut vor sich hin grübelte: »Hmmm. Ich denke, da gibt es gewiss eine Möglichkeit für dich, dir etwas zum Essen zu verdienen.«
    Die Harpyie brauchte einen kurzen Moment, um die Andeutung zu verstehen. Dann fuhr sie wie unter einem Hieb zusammen und schüttelte sich, nur um einen Wimpernschlag später regelrecht zu explodieren.
    » Nein!«, schrie sie auf und riss mit aller Kraft an ihren Fesseln. »Nein! Ekel! Abscheu! Lass mich in Ruhe! Zorn! Hass! Ich hasse dich! Bastard! Schwein! Opfer! Ich werde dich töten! Töten! Töten!«
    Derweil sie wie ein tollwütiges Tier in ihrem Käfig wütete, drehte sich El Kadir auf seinem Kutschbock um und lächelte sie nur breit an.
    »Ja, so liebe ich dich, mein Schatz: So wild, so ungestüm und so voller Leidenschaft«, sein Blick ruhte noch einen Moment auf ihren bebenden Brüsten, auf denen die hereinbrechende Kälte der Nacht ihre unweigerliche Wirkung zeigte, bevor er sich mit einem wohligen Seufzer wieder umdrehte und mit einem pikanten Lied auf den Lippen die Zügel schnalzen ließ.
    Kali Darad tobte noch weiter, bis die Sonne gänzlich hinter dem westlichen Horizont versunken war und das Land vom milchigen Licht der Zwillingsmonde beherrscht wurde. Tatsächlich verfiel sie mit dem letzten Sonnenstrahl schlagartig in völliges Schweigen; sie knurrte nicht einmal mehr. Von der abrupten Stille überrascht drehte sich El Kadir mit einem prüfenden Blick zu ihr um. Die Harpyie stand wie erstarrt in ihrem Käfig und starrte ihn einfach nur durch weit aufgerissene, goldene Augen an. Er wollte gerade zu einer Frage ansetzen, überlegte es sich jedoch anders und wandte sich wieder der Straße zu.
    Sie fuhren noch etwa einen Glockenschlag weiter, bis sie einen geeigneten Platz für ein Nachtlager gefunden hatten. Vor den Blicken fremder und möglichen Wolkenbrüchen geschützt, ließen sie sich im Schutze einer kleinen Gruppe Apfelbäume nieder, wo El Kadir sich sofort anschickte, ein kleines Feuer zu entfachen. Derweil lockte Kali Darads Anteil des gebratenen Fleisches vom

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