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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Kraftreserven zusammen, verdrängte Erschöpfung, Angst und Schmerzen aus seinem Bewusstsein und zog, wie er noch nie zuvor in seinem Leben gezogen hatte. Mit einem wilden Aufschrei drückte er seine Beine durch und ließ sich nach hinten kippen, um den gebeutelten, geschundenen Körper mit letzter Kraft und mit Hilfe seines eigenen Körpergewichts nach oben und über den Rand zu zerren. Die Muskeln in seinen Beinen drohten jeden Moment zu zerreißen und er fürchtete, dass die ungeheure Last ihn gleich beide Arme kosten würde.
    Erst nach einem halben Dutzend ewig dauernder Herzschläge ließ die Last nach und die Hand in seinen Händen bewegte sich. Sie löste sich aus seinen kraftlosen Händen, packte seinen vor Anstrengung zitternden Oberschenkel mit ungeheurer Kraft über dem Knie und zog. Zog sich an ihm hoch und über ihn drüber. Die Hand verließ sein Bein, nur um kurz darauf auf seine Brust zu prallen. Eine große weiche Brust presste sich für einen bittersüßen Augenblick auf sein Gesicht, bevor sie so schnell wieder verschwand, wie sie gekommen war, und sich ein gefiedertes Knie in seine Magengrube bohrte; er stöhnte gepresst auf. Dann schloss sich die Hand auf seiner Brust zur Faust und zerrte ihn mit sich.
    So kämpften sich der Mensch und die Harpyie Schritt für Schritt den Hang hinauf, bis der Boden endlich wieder von steil und tückisch zu eben und felsig überging und sie sich beide völlig erschöpft, mit ausgebreiteten Armen in den Schnee fallen ließen. Doch die Pause ward nicht von langer Dauer. Beiden war klar, dass, sollten sie sich jetzt ihrer Erschöpfung hingeben, das ihr baldiges Ende bedeuten würde. Auch wenn die Versuchung, einfach die Augen zu schließen und zu schlafen, noch so verführerisch an seinen Augenlidern zupfte...
    Eine grobe Hand packte den Barden unter der Schulter und zog ihn unsanft auf die Beine.
    »Ich bin eingeschlafen«, lallte er träge vor sich hin, als er seine bleiernen und fürchterlich schmerzenden Glieder mühte, mit der plötzlich sehr zielstrebigen Harpyie schrittzuhalten.
    Es war mittlerweile schneidend kalt geworden und die Sicht wurde – sofern das überhaupt noch möglich war – noch schlechter. Wie einen Sack Lumpen zerrte Kali Darad Taros Goll ein paar Schritte weiter zu einer Felsspalte und stieß ihn brüsk hinein. Hinter dem schmalen Eingang weitete sich der Spalt zu einer Art kleinen, diffusen Höhle, die, wie ein Kamin, nach oben hin offen war. Zwar waren sie hier nicht vor dem Schnee, dafür aber vor dem entsetzlichen Sturm geschützt.
    Taros Goll stapfte mit zwischen die Schultern gezogenem Kopf und um den Leib geschlungenen Armen durch den vielleicht zwei auf drei Schritt messenden Raum und zerstörte dabei die makellose, unschuldige, im spärlichen Licht schimmernde Schneedecke, die sich auf dem Boden gebildet hatte. Kali Darad hatte sich indessen ebenfalls durch die Spalte in den kleinen Raum geschoben und knurrte nun ungehalten über diese plumpe Zerstörung eines so faszinierenden Anblicks.
    Mit einem schnellen, durch den ganzen Körper gehenden Schütteln, warf sie den Schnee in ihrem Gefieder ab und rollte knirschend mit den verspannten Schultern. Zeitgleich begann der Barde damit, sich seinerseits den Schnee vom Leib zu klopfen.
    »Ihr Götter«, zitterte er und rubbelte sich den Schnee von den Ärmeln, »ist das ein...«
    »Still!«, fauchte sie ihn gedämpft an und ließ die Klingen ihres Handschuhs singen. »Schweigen! Schnauze halten! Sei endlich ruhig, oder ich töte dich!«
    Die Art und Weise, wie sie langsam mit ihrem Panzerhandschuh ausholte, ließ keinen Zweifel daran, dass sie wahrhaftig kurz davor stand, ihm das Lebenslicht zu löschen. Das und das wahnsinnige Funkeln in ihren weit aufgerissenen Augen, die wie zwei albtraumhafte goldene Monde auf ihn herabblickten. In die Ecke getrieben, nicht einmal einen Schritt von seinem Tod entfernt, hob er sofort eingeschüchtert die Hände und gab ihr hektisch gestikulierend zu verstehen, dass er jetzt wirklich schweigen würde.
    Nur langsam entspannte sich der drahtige Körper der Harpyie wieder und der Panzerhandschuh sank - scheinbar nur widerwillig - wieder herab. Fast so, als wäre er ein blutrünstiges Raubtier, dass sich nur mit Widerstreben wieder beruhigen ließ.
    Plötzlich ging ein Schaudern durch ihren Leib, dass Taros Goll erschrocken zusammenfahren ließ. Jeden Moment rechnete er mit dem tödlichen Stoß ihrer stählernen Klaue; er konnte schon spüren, wie sich der

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