Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
kalten, zu Schlitzen verengten Augen dieses grau gefiederten Monsters gerichtet, das ihn mit einem wölfischen Lächeln auf den Lippen beobachtete.
Nach einer gefühlten Ewigkeit unbeschreiblicher Schmerzen gab sie ihm endlich den Befehl zum Aufhören und löste den Bann. Augenblicklich ging Taros Goll wimmernd zu Boden und krümmte sich dort wie ein Säugling zusammen. Unsägliche Schmerzen pochten zwischen seinen Beinen und machten keinerlei Anstalten, seinen Körper so schnell wieder zu verlassen.
Aber noch schlimmer als die Schmerzen, war das schreckliche, betäubende Gefühl vergewaltigt worden zu sein und sich dann auch noch vor jemandem – auch wenn es nur ein Mischling war – bis in den Staub erniedrigt zu haben. Sie hatte mit diesem von den Göttern verfluchten Knochen Besitz von ihm ergriffen und ihn einfach mit ihren Worten dazu gebracht, sich selbst zu berühren und sich ungeheuerliche Schmerzen zuzufügen. Auf eine Weise, die er nie...
Plötzlich überkam ihn durch den dichten Schleier aus Schmerz und Schamgefühl eine erschütternde Erkenntnis:
»Er hat das Ding auch bei dir benutzt«, ächzte er durch zusammengepresste Zähne hindurch. »Nicht wahr?«
Er erhielt keine Antwort. Stattdessen schaute sie einfach nur ausdruckslos auf ihn herab; fast so, als habe er sie an etwas erinnert, an was sie jedoch nicht erinnert werden wollte. Reglos wie die Statue eines entarteten Racheengels stand sie da; unentschlossen, ob sie ihn töten sollte, oder nicht.
Dann – völlig unvermittelt – wandte sie sich von ihm ab, stieß einen bestialischen Schrei aus und schleuderte den Knochen mit aller Kraft soweit sie konnte in den Abhang hinaus, bis er in der hereinbrechenden Abenddämmerung verschwand.
Einen Moment lang schaute sie dem Knochen noch nach, bevor sie sich wieder umdrehte und an dem heruntergebrannten und nur noch kläglich vor sich hin glimmenden Lagerfeuer vorbei, zu Taros Golls neuesten Errungenschaften stakste.
Taros Goll ließ sie wortlos gewähren. Was wollte er ihr auch entgegensetzen? Er war nur noch froh, dass die Schmerzen zwischen seinen Beinen endlich langsam wieder nachließen und die Harpyie sich nicht spontan dazu entschloss, seinem Leben doch noch ein jähes Ende zu setzen.
Schweigend stöberte die Harpyie in dem Haufen bunt zusammengewürfelter Fundstücke herum und warf dabei für sie nutzloses achtlos beiseite, bis sie endlich das Gesuchte gefunden hatte: Eine große, reich verzierte, schwarze Schatulle mit einem goldenen, kunstvoll gearbeiteten Skorpion als Schließe. Von der aufwändigen Schönheit des Kästchens völlig unbeeindruckt, riss Kali Darad den Deckel einfach ab und schleuderte ihn achtlos davon. Nur der Inhalt war für sie von Wert: Ihr liebstes Spielzeug und Werkzeug ihrer Rache. Fünf stählerne, gebogene Richtschwerter, die den Preis für ihre Demütigungen und den ihr zugefügten Schmerz in Blut einforderten. Und es war mal wieder an der Zeit, die Schulden einzutreiben!
Das leise Rieseln von Schutt in ihrem Rücken lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf den Barden, der sich mittlerweile wieder erhoben hatte und sie abschätzend ansah. Seine ganze Körpersprache sagte, dass er am liebsten losrennen würde; so schnell ihn seine Füße trugen hinaus in die Welt zu einem Ort, an dem sie ihn nicht finden konnte. Doch seine tiefen braunen Augen verrieten das resignierende Bewusstsein, dass seine Flucht bereits in dem Moment ihr Ende finden würde, wenn er ihr den Rücken kehrte.
Dieser Anblick brachte zwei Seiten in ihr zum Schwingen: Das Tier in ihr verlangte nach seinem Blut, wollte ihn in einem roten Regen verenden sehen, wohingegen der Mensch in ihr das gute sah, was er für sie getan hatte, und auf Gnade bestand.
Doch er war ein Mann!
Aber eine gute Seele.
Ein Schwein, das sie mit lüsternen Augen anstarrte!
Dessen Augen Mitgefühl besaßen.
Hände, die nach ihrem Körper gierten!
Die ihre Wunden versorgt hatten.
Ein Schwätzer!
Mit dem sie einen Handel abgeschlossen hatte.
Eine Kreatur, die den Tod verdiente!
Die ihr das Leben geschenkt hatte.
Wütend über diesen zermürbenden Zwiespalt schüttelte sie wild den Kopf und stapfte mit grimmiger Entschlossenheit auf den Mann zu.
»Halt, halt, halt!«, rief er und taumelte mit abwehrend erhobenen Händen zurück. »Ich habe dir das Leben gerettet, verdammt!«
Kurz bevor sie ihn erreicht hatte, zog er seinen Dolch und hielt ihn schützend vor sich; eine eher verzweifelte, denn eine ernstzunehmende
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