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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Geste. Von dieser lächerlichen Drohgebärde gänzlich unbeeindruckt blieb sie einen Schritt vor ihm stehen und deutete mit der stählernen Klaue auf die Glut der Feuerstelle; den auf ihren Bauch gerichteten Dolch würdigte sie nicht einmal eines Blickes.
    »Mach Feuer«, zischte sie. »Jetzt.«
     
     
    Einen Glockenschlag später saßen sich Kali Darad und Taros Goll gegenüber und sahen sich über ein knisterndes Lagerfeuer aus Fuhrwerksteilen hinweg schweigend an. Die Nacht war hereingebrochen und die Zwillingsmonde standen hoch am pechschwarzen Himmel. Funken schwangen sich wie kleine leuchtende Fliegen in den Himmel, nur um kurz darauf in der Dunkelheit zu verschwinden. Die ganze Zeit schon saßen sie sich so gegenüber, ohne dass auch nur ein Wort gesagt wurde.
    Irgendwann wurde dem Barden die Stille zu drückend. Er nahm noch einen Schluck aus seinem Weinschlauch, bevor er sich mit dem Handrücken den Mund abwischte und fragte: »Wo wirst du jetzt hingehen?«
    Die Harpyie verzog keine Miene, während sie den linken Zeigefinger an ihre Lippen legte.
    »Pssssst«, machte sie gedämpft. »Sei still.«
    »Oh, entschuldige bitte«, pikierte er sich mit einer überzeichneten Posse, »Dann warte ich eben, bis...«
    Eine drohend erhobene Klaue mit langen stählernen Klingen, die eine Kehle durchschneidende Geste vollführte, ließ ihn erstarren. »Bitte«, murmelte er vor sich hin. »Dann eben nicht.«
    Plötzlich traf ihn ein Stein am Kopf. Wütend fuhr er auf und seine Lippen formten ein lautloses »Aua«, während er sich die schmerzende Stelle hielt. Doch ihr versteinerter Blick erstickte jegliche Beschwerde im Keim.
    Mit einem beleidigten Grunzen erhob sich Taros Goll von seinem Platz und schlurfte träge und schwerfällig zu seinem Schlafsack. Das war ihm dann doch zu blöd. Was musste er sich von diesem Mischlingsweib, diesem entarteten Biest den Mund verbieten lassen? Schmollend rollte er sich in seinen Schlafsack. Hätte er sie nur in ihrem Käfig gelassen. Dann könnte er jetzt weiter seine Witze reißen, ohne gleich damit rechnen zu müssen, für einen falschen Zungenschlag in Stücke gehauen zu werden.
    Und dann stank auch noch der gesamte Schlafsack nach irgendeinem penetranten Duftwasser! Wenigstens hatte sie endlich damit aufgehört, ihn unentwegt anzuglotzen und starrte nun wie ein paralysiertes Huhn in die knisternden Flammen.
    Ob sie es merkt, wenn ich sie jetzt ganz vorsichtig auf den Rücken lege? Bei der Vorstellung musste er – nur unter vorgehaltenem Schlafsack – in sich hinein kichern.
    Trotz der Erschöpfung, die wie eine bleierne Flutwelle plötzlich über ihn hereinbrach und ihn unter sich begrub, dauerte es sehr lang, bis er endlich, mit gezogenem Dolch in der Hand, eingeschlafen war.
     
     
    Er hatte das Gefühl, gerade erst die Augen geschlossen zu haben, als ihn ein eiskalter Wind im Gesicht aus dem Schlaf riss.
    »Was, in Laramirs Namen, ist hier los?«, fuhr er auf und fand sich inmitten eines Schneesturmes wieder.
    Es war noch dunkel und das Feuer kämpfte verzweifelt gegen Schnee und Wind an. Und im matten, flackernden Schein des widerspenstigen Feuers, umwirbelt von peitschendem Schnee, stand die Harpyie und sah ihn mit wildem Zorn an.
    »Deine Schuld, Schwätzer!«, schrie sie ihn gegen das Heulen des Sturmes an. »Alles deine Schuld! Sturm! Schnee! Kalt! Dummer Mensch!«
    »Was?«, schrie Taros Goll empört durch den Sturm zurück. »Ich bin schuld an einem Schneesturm? Dir ist der Unfall wohl nicht gut bekommen, was? Warum bin ich schuld an dem Sturm?«
    »Dummer Mann! Idiot! Schwachkopf! Immer quatschen! Nie den Mund halten können«, schimpfte Kali Darad vor sich hin und sah sich mit zusammengekniffenen Augen suchend nach einem Unterschlupf um.
    Doch selbst ihre übermenschliche Sicht reichte gerade mal fünf Schritt weit, bevor sie sich im Schneegestöber verlor.
    Mit einem derben Fluch auf den Lippen packte der Barde rasch seine ganzen Habseligkeiten zusammen und wagte dann etwas, was er später den Nachwirkungen des übertriebenen Weingenusses zuschrieb: Er packte die Harpyie am Ellenbogen und zog sie barsch mit sich. Zunächst riss sie sich energisch los, doch als sie sah, dass er in eine bestimmte Richtung ging, schluckte sie ihren aufkeimenden Wutanfall über seine dreiste Berührung herunter und folgte ihm durch den peitschenden Sturm.
    Der Sturm wurde immer stärker, heulte wie ein wildes Tier und schlug ihnen Myriaden Schneeflocken wie kleine scharfe Tonsplitter

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