Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
zuckte unweigerlich zusammen. »Na das sind ja schöne Aussichten«, er schüttelte den Kopf.
Eigentlich wäre das der perfekte Moment, ihr den Rücken zu kehren und schnurstracks das Weite zu suchen. Doch was dann? Seit man auf ihn dieses verwünschte Kopfgeld ausgesetzt hatte, waren mehr Leute hinter ihm her, als ihm lieb sein konnte. Folglich hatte er die Wahl, sich entweder von ihr abzuwenden und – sofern sie ihn überhaupt gehen ließ – letztendlich von einer Horde Bauern oder irgendwelchen Kopfgeldjägern seinen Häschern übergeben zu werden, was einen langen und mit Sicherheit qualvollen Tod zur Folge hätte, oder sich ihr – wie ursprünglich angekündigt – anzuschließen, was vielleicht auf kurz oder lang einen gnädigen, raschen Tod bedeuten würde. Und genau dieses »vielleicht« gebar in ihm die Hoffnung, doch noch lebend aus seiner Misere heraus zu kommen und sich irgendwohin absetzen zu können, um dort unterzutauchen.
Na ja. Und wenn ich schon durch ihre Hand sterben muss, besteht wenigstens noch die Möglichkeit, dass ich dabei ihre dicken, weichen Titten in Händen halte . Seine Gedanken kehrten dabei zu dem kurzen, doch eindringlichen Erlebnis von letzter Nacht zurück, als sie am Rande des Abgrunds über ihn hinweg gekrochen war. Er stieß ein zynisches Schnauben aus. Ja, alles war besser, als die Alternative, jetzt abzuhauen.
»Also. Wohin werden wir jetzt gehen?«
Nun wandte sie ihm doch den Kopf zu; den Schopf zur Hälfte aufgefächert. »Warum wir ?«
»Na hör mal«, sagte er und begegnete entschlossen ihrem Blick – auch wenn der Anblick eines bis fast auf den Rücken gedrehten Kopfes seinen Magen rebellieren ließ, »Schließlich haben wir uns jetzt schon so oft gegenseitig das Leben gerettet, dass es für zwei Leben reicht. Findest du nicht, dass uns das wenigstens ein Bisschen verbindet?«
Ein halbes Dutzend Herzschläge lang sah sie ihn unverwandt an, bevor sie sich mit einem mürrischen »Schwätzer« wieder von ihm abwandte und weiter die hügelige Landschaft betrachtete.
»Willst du dort hin?«, fragte er nach einer Weile des Schweigens und machte eine Kopfbewegung in die Richtung, der ihre Aufmerksamkeit galt. »Nach Nordosten?«
Sie brummte zustimmend.
»Ist dort dein Zuhause?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Hast du eigentlich eine Familie? Jemand, der auf dich wartet - der dich vermisst?«
Wieder zuckte sie mit den Schultern, dieses Mal jedoch deutlich zögerlicher als das Mal zuvor.
Familie? Mutter? Vater? Ich weiß es nicht. Ich... kann mich nicht erinnern.
Wieder ertönte ein Seufzen in ihrem Rücken, doch sie ignorierte es. Vielmehr versuchte sie sich krampfhaft an etwas zu erinnern, was vor ihrem Verkauf auf dem Sklavenmarkt geschehen war. Doch da war nichts als undurchdringliche Dunkelheit. Eine Mauer aus wabernden Schatten in einer mondlosen Nacht. Was für ein Leben mochte sie vor ihrem Leben als Gladiatorin geführt haben? Sie sah auf ihre Hände herab; das Sonnenlicht blitzte auf den Klingen ihres Panzerhandschuhs. Wer war sie gewesen, bevor ihre Welt in Blut und Gewalt versunken war? Bevor sie ein Mittel zu jeglicher menschlichen Belustigung geworden war, deren letzte Bastion der Moral von ihrem Besitzer niedergerissen worden war; ein Spielzeug, dass nach Lust und Laune benutzt werden konnte.
Die Große Kali Darad . Sie schnaubte verächtlich. Welch ein großer Name für eine Gefangene, die gar keine andere Wahl gehabt hatte, als zu kämpfen. Die so lange hatte kämpfen und töten müssen, bis sie angefangen hatte, darin – und mit der damit einhergehenden Bewunderung der Massen - ihren einzigen Quell der Freude zu finden.
Was hatte sie denn sonst in ihrem Leben gehabt? Außer bei den Kämpfen hatte man sie in Ketten gelegt, hatte sie geärgert, gedemütigt und gequält, bis ihr Zorn so heiß gebrannt hatte, dass man sie auf ihre Gegner loslassen konnte. Sie war abgerichtet worden, wie ein Hund!
»Aber ich bin kein Hund!«, fuhr sie plötzlich auf, dass Taros Goll erschrocken einen kleinen Satz zur Seite machte. »Wut! Zorn! Ich bin Kali Darad! Kein verdammter Hund!«
Vorsichtig und behutsam wich der Barde noch drei weitere Schritte zurück. Was auch immer gerade in die Harpyie gefahren war, es hatte sie außerordentlich wütend gemacht und er wollte nicht in ihrer Nähe sein, wenn sie plötzlich anfing, wild um sich zu schlagen.
Angespannt beobachtete er, wie sie mit den beweglichen Klingen ihrer gepanzerten Hand einen faustgroßen Stein
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