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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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zusammenfiel. Gerade wollte er seinem Groll in einer gemurmelten Schimpftirade Luft machen, als ihm im letzten Moment wieder einfiel, was für unerhört gute Ohren diese Harpyie hatte. Und so rechnete er lieber in Gedanken mit dem Monster dort am Abhang ab, dessen Blicke er so deutlich spüren konnte, wie die Speerspitze eines Sklaventreibers.
    Letztendlich, nach dem dritten Versuch, brachte Taros Goll dann doch noch ein knisterndes Feuer zustande.
    » Na endlich«, frohlockte er erleichtert und setzte sich auf einen Felsen nahe dem Feuer.
    Mit einem Satz, begleitet von einem schrillen Jauchzen, war die Harpyie neben ihm und starrte, begeistert auf und ab wippend, in die züngelnden Flammen. Taros Goll hatte sich bei ihrem plötzlichen Ansturm vor Schreck nur noch zur Seite geworfen und lag nun der Länge nach auf dem kalten, matschig feuchten Boden.
    »Bist du von Sinnen?« Was frage ich da? Er fluchte derbe vor sich hin, während er sich wieder aufrappelte und sich Schnee und Matsch von der Kleidung klopfte.
    Ohne auf sein Ungemach einzugehen hieb Kali Darad ihm die abgetrennten Worgläufe gegen die Brust und deutete wie ein Specht auf das Lagerfeuer; in ihren großen Augen leuchtete die Vorfreude eines Kindes, dem man eine Überraschung versprochen hatte, welche nun unmittelbar bevorstand.
    Von ihrem geradezu euphorischen Freudenausbruch so überhaupt nicht angesteckt nahm der Barde mürrisch die Läufe entgegen und machte sich sogleich daran, sie mit seinem Dolch abzuziehen. Dabei machte er die gesamte Zeit über ein Gesicht, als würde er auf etwas bitterem herum kauen. Das Fell war hart und borstig wie das eines Wildschweines, und das Fleisch zäh und sehnig. Und er wollte gar nicht erst wissen, worin diese Pfoten schon überall herum gegraben und gescharrt hatten.
    Kurz darauf hingen zwei Stöcke über dem Feuer, über denen mehrere Fleischstreifen brutzelten. Das Fleisch roch gewöhnungsbedürftig, doch konnte man sich rasch daran gewöhnen, wenn die Alternative »hungern« hieß. Kali Darad beharkte Taros Goll derweil unentwegt mit Fragen, ob das Essen nun endlich fertig sei und wie lange es noch dauern würde, bis dieser irgendwann entnervt einen Streifen nahm und ihr das halbdurchgebratene Fleisch hinhielt.
    »Da!«, blaffte er sie an. »Nimm und friss. Hauptsache, dein Mund ist beschäftigt.«
    Genüsslich schlang die Harpyie den Fleischstreifen herunter, dass ihr der Saft über das Kinn lief.
    »Gut. Lecker«, schmatze sie dabei und wischte sich das Kinn mit dem freien Handrücken ab. »Mehr. Mehr!«
    » Willst du nicht lieber warten, bis...«, setzte der Mann an, fuhr jedoch wie unter einem Hieb zusammen, als sie ihm mit einem lautstarken »Mehr!« ins Wort fiel. Schulterzuckend fügte er sich ihrem Willen und warf ihr noch einen Streifen zu, den sie nicht minder gierig verschlang, dass er schon fürchtete - sollte das Fleisch nicht reichen -, selbst als Fleischquelle herhalten zu müssen.
    Bei ihrem letzten Streifen beschloss er ein Wagnis einzugehen: Statt ihn ihr einfach nur zuzuwerfen, nahm er ihn, stand auf und umrundete ganz langsam das Feuer; die Bestie verfolgte jede seiner Bewegungen mit einer Mischung aus Neugier und Argwohn. Als er schließlich vor ihr stand, richtete sie sich ganz langsam auf; ihr Schopf war aufgefächert, die Federn auf Schultern, Hals und Nacken aufgeplustert. Ihr Gesicht war nur noch eine Elle von seinem entfernt.
    Kali Darads Blick bohrte sich in seinen. Ihre Muskeln waren zum Zerreißen angespannt, bereit, diesen Kerl beim geringsten Anzeichen eines Hinterhalts sofort in tausend Stücke zu zerreißen. Sie roch seine Angst, sah die Schweißperlen auf seiner Stirn und hörte, wie sein Atem flatterte. Die Augen des Mannes zitterten und doch hielt er ihrem Blick stand.
    Sein Herz hämmerte im wilden Takt und seine Kehle war wie zugeschnürt. Jeder Muskel in seinem Körper schrie ihn an, er solle fliehen. Seine Hände schwitzten. Er roch ihren intensiven Kräutergestank, sah wie sich die Muskeln unter ihrer Haut bewegten. Das leise Geräusch sich langsam bewegender Klingen füllte sein gesamtes Gehör aus.
    Die Welt um die beiden herum hörte auf zu existieren. Es gab nur noch den Mann und das Monster, die sich gegenüberstanden und angespannt abwarteten, was als nächstes geschehen würde.
    In Gedanken verfluchte er sich für die unbeschreibliche Torheit, eine Harpyie aus der Hand füttern zu wollen. Was hatte er sich dabei gedacht? Hatte er wahrhaftig geglaubt, sie würde

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