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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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die Suche aufgeben und bereitete sich schon seelisch und moralisch auf den Groll seiner grauen Furie vor, als ihm ein eigenartiger Hügel nahe der Felswand auffiel. Eigenartig daher, da dort, wo Gestein durch die dünne Schneedecke hätte schimmern müssen, Fell zu sehen war.
    »Ist das möglich?«, sagte er zu sich selbst und schleppte sich zu dem Hügel, klopfte vorsichtig den Schnee ab und hob die freigelegte Felldecke an. »Der Gott des Glücks sei gepriesen!«, frohlockte er, als er darunter einen ganzen Arm voll Holzscheite und noch ein ganzes Bündel Geäst vorfand. Und alles war trocken! Doch seine Freude währte nur so lange, bis ein großer, drahtiger Schatten auf das Holz fiel und ihn eine Wolke wie aus einem Kräutergarten einhüllte. Er zuckte zusammen und sah zögerlich von seinem Fund auf.
    » Woher?«, wollte die Harpyie wissen, als sie zur Rechten des Mannes in die Hocke ging.
    Er sah sie einen Moment lang von der Seite her abschätzend an. Diese Bestie so unmittelbar neben sich zu haben, war ihm ungefähr genauso geheuer, als hätte sich ein Tiger mit Schaum vor dem Maul neben ihn gesetzt. Ein eisiger Schauer glitt seinen Rücken hinab und seine Nackenhärchen stellten sich auf. Das Herz schlug ihm bis zum Halse und er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. Dennoch versuchte er die Fassung zu bewahren. »Dass, meine Liebe«, krächzte er heiser und räusperte sich, »Das, meine Liebe, nennt man den Kodex des Reisenden. «
    » Meine Liebe?«, wiederholte sie schnarrend und warf ihm einen finsteren Blick zu. Diese Anrede hatte sie schon des Öfteren zu hören bekommen und verband nichts Gutes damit.
    » Nur eine Redensart«, entgegnete er schulterzuckend und versuchte dabei möglichst unbekümmert zu wirken. In Wahrheit war ihm unter ihrem stechenden Blick das Herz in die Hose gerutscht und er musste arg mit sich ringen, nicht den einen oder anderen Schritt von ihr weg zu weichen.
    Sie knurrte wenig überzeugt und sah für einen Moment auf die Holzscheite unter der Decke herab, bevor ihr Blick wieder zu ihm zurückkehrte.
    »Kodex?«, fragte sie und legte den Kopf leicht schief.
    Er begegnete ihrem Blick noch immer nicht. »Ein Kodex ist eine goldene Grundregel, wenn du so willst. Ein Grundsatz, den jeder nach Möglichkeit zu befolgen hat.«
    Wieder ruckte ihr Blick zum Holz und dann wieder zu ihm zurück. »Ein... Grundsatz Holz zuzudecken?« Sie tippte mit einer Metallkralle auf einen größeren Holzscheit, während sie ihn unverwandt ansah.
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht das Zudecken ist der Kodex, sondern das Hinterlassen . Wenn jemand – also bei uns Menschen ist das zumindest so – an einem Rastplatz Feuer macht, besorgt er entweder für das verbrauchte Holz Ersatz, oder er beschafft Holz für den nächsten Rastplatz. So sind die meisten Rastplätze immer ausreichend mit Holz versorgt. Ich habe den Haufen nur nicht gleich unter dem Schnee gesehen. Und hier hatten wir wohl besonders besonnene Reisende, die das Holz sogar gegen das Wetter abgedeckt haben. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, die...«
    » Schwätzer«, schnappte Kali Darad, die ihn die ganze Zeit über mit wachsender Ungeduld angestarrt hatte; sein Mund klappte geräuschvoll zu und seine Augen begegneten zögerlich den ihren. »Kannst du es brennen lassen?«
    » Nun ja«, räusperte er sich, »Ja, das kann ich.«
    » Dann lass es brennen«, schnarrte sie und erhob sich wieder, während Taros Goll auf den Knien blieb. Einen Moment lang sahen sich die beiden über ihre Brüste hinweg an, bevor sie sich »Ich habe Hunger« knurrend von ihm abwandte und zu ihrem Platz am Rande des Abhangs zurückkehrte.
    Ich auch, Mischling. Aber mein Hunger hat nicht unbedingt etwas mit Essen zu tun, Miststück. Was für eine, von den Göttern verdammte Verschwendung . Er leckte sich über die trockenen Lippen und fuhr sofort wieder zu seinen Holzscheiten herum, als sich die Harpyie plötzlich umdrehte, um ihn weiter zu beobachten.
    Unter ihrem strengen Blick begann er emsig damit, das Holz für das Lagerfeuer aufzusammeln.
    Fauler Schwätzer. Nur plappern und nicht arbeiten. Hunger. Will Fleisch. Heiß. Gebraten. Knusprig. Jetzt! »Hunger!«, schnauzte sie barsch ihren Koch an, der gerade dabei war, die dickeren Äste inmitten der Feuerstelle zu einer Pyramide aufzustellen.
    Der Mann erschrak, ob des energischen Aufschreis, fast zu Tode und musste mit einem verdrossenen Stöhnen mit ansehen, wie die fast fertige Pyramide in sich

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