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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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diese beiden Worte aussprach, noch der bedrohende Blick, dem sie ihm dabei zuwarf, zu seiner Beruhigung beitrugen, und die anschließende drückende Stille in ihm das Gefühl erweckte, lebendig begraben worden zu sein, suchte er sein Heil in seiner größten Gabe. Er begann zu singen. Da ihm nicht nach einer lustigen Weise war, sang er das Lied, welches er schon bei ihrer ersten Begegnung El Kadir vorgetragen hatte: Die Ballade von dem liebenden Paar, die auf so schmerzlich tragische Weise endete.
    Während er sang, wurde der Blick der Harpyie allmählich milder. Die Art wie er sang und die Melodie seiner kraftvollen, aber auch sanften und klaren Stimme, hatten etwas beruhigendes und die Geschichte, die er erzählte, war mit ihren Reimen und den blumigen Worten einfach nur schön anzuhören.
    Anfangs hörte sie einfach nur zu. Doch dann, nach einer Weile, begann sie, den Refrain leise mit zu summen.
    Als der Barde ihr Miteinstimmen bemerkte, fing er an, den Refrain nicht mehr zu singen, sondern ihn ebenfalls zu summen. Und so vertrieb ihr wortloses Duett die bedrückende Stille, nahm die grimmige Spannung von ihren Schultern und ließ sie für einen Moment vergessen, dass sie zwei unterschiedlichen Völkern, ja sogar zwei völlig unterschiedlichen Rassen angehörten.
    Nachdem das Lied geendet, und Taros Goll zu Ende gegessen hatte – er wollte sich noch ein Stück Fleisch für die Weiterreise aufheben – lehnte er sich angenehm gesättigt gegen die Felswand und genoss die warme Sonne in seinem Gesicht. Er wollte nur für einen Moment die Augen schließen und die Ruhe genießen. Kein Gefauche, kein Geschrei, kein erbarmungsloses Vorwärtstreiben. Einfach nur Stille. Nur ein Mal kurz durchatmen.
    Als er die Augen wieder aufschlug, erschrak er fast zu Tode. Vielleicht gerade eine Elle vor seinem Gesicht schwebte  vor einem purpurnen Himmel ein fein geschnittenes, herzförmiges Antlitz mit großen, runden, goldenen Augen und glotzte ihn neugierig an.
    Instinktiv warf er sich zur Seite und krabbelte an der rauen Felswand entlang weg von der gebeugt dastehenden Harpyie, die ihm verdutzt nachsah, jedoch keine Anstalten machte, ihm zu folgen.
    »Was, bei allen guten Geistern, ist in dich gefahren, verdammt?«, rief er, während er um Fassung rang.
    Sein Herzschlag dröhnte wie eine gigantische Pauke in seinen Ohren und kalter Schweiß trat auf seine Stirn. Die Welt um ihn herum begann sich zu drehen, dann wurde es plötzlich dunkler um ihn herum, bis die Nacht ihn umfing und jedes Licht und jedes Geräusch erstickte.
     
     
    Als er das nächste Mal die Augen aufschlug, war der Himmel über ihm grau wie Blei, während im Osten die Sonne nur eine vage Andeutung war; nicht mehr, als ein Versprechen eines baldigen Sonnenaufgangs. Doch war er sich nicht sicher, ob dieses Versprechen in Wirklichkeit nicht doch eine Drohung war. Er atmete tief durch. Die Luft roch intensiv würzig und lag kühl und feucht auf seiner Haut. Nebel?
    Ächzend setzte er sich auf und lehnte sich an die kalte Felswand. Die Welt um ihn herum war in ein milchiges, diffuses Licht getaucht. Die Sicht reichte höchstens zehn Schritt weit, bevor sie sich in einer milchig grauen Wand verlor.
    Er schauderte, als die feuchtkalte Luft begann, ihm wie die kalten Finger einer Hexe unter die Kleider zu kriechen, und wickelte seinen Umhang enger um sich.
    Ein lautes Knacken zu seiner rechten ließ ihn herumfahren. Erst jetzt registrierte er, dass ein paar Schritt neben ihm ein Feuer knisterte. Die Harpyie saß auf der gegenüberliegenden Seite des Feuers und starrte ihn über die Flammen hinweg an. Das flackernde Licht schimmerte in ihren Augen und gab ihren Zügen etwas beängstigend Diabolisches.
    Unter ihrem strengen Blick kehrte Taros Goll an seinen Platz ihr gegenüber zurück und ließ sich mit einem leisen gepressten Seufzen auf dem Felsen nieder. Der Schlaf auf dem harten, kalten Boden hatte seine Glieder steif und seine schmerzenden Muskeln hart und knorrig werden lassen. Er fühlte sich lausig und ungelenk. Wenigstens war das Feuer warm.
    Gerade wollte er sie schon fragen, woher sie das Holz hatte, als er sich im letzten Moment noch eines Besseren besann; es war immer noch Nacht!
    Kali Darads Antlitz war die ganze Zeit über wie aus Stein gemeißelt und verriet nichts darüber, was hinter ihren Augen vor sich gehen mochte. Keine Gefühlsregung, nicht einmal ein Zucken im Mundwinkel.
    Taros Goll hielt diese nagende Stille genau einen halben Glockenschlag

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