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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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ihm jetzt einfach aus der Hand fressen, nur weil sie ihn die letzten hundert Herzschläge nicht angeschrien oder bedroht hatte?
    Doch all seine Zweifel kamen zu spät. Jetzt gab es für ihn kein Zurück mehr. Er spürte, dass sein Leben nun auf Messers Schneide stand. Wenn er jetzt einen Fehler machte, und sei es nur ein falsches Wort, wäre das sein sicherer Tod.
    Durch Kali Darads Adern floss glühend heißer Hass. Die gesamte Situation – das Lagerfeuer, der Mann mit dem Essen in seiner Hand, der freien Himmel über ihnen, der sie mit seinem Schweigen verspottete – all das erinnerte sie an jene abscheuliche Nacht, in der sie sich zum ersten Mal ihr Essen hatte verdienen müssen. Fast schon konnte sie die groben Hände des fetten Händlers wieder über ihren Körper wandern spüren, seine gierigen Lippen, die sich an ihren Brüsten festsaugten und all die anderen schrecklichen, hässlichen Dinge, die er ihr in dieser, und all der anderen Nächte angetan hatte. Doch noch schlimmer war die Erinnerung daran, wie sich ihr Körper, bar jeglicher Kontrolle, in scheinbar williger Leidenschaft seinem perversen Willen unterworfen hatte. Eine willenlose Marionette an den finsteren Fäden eines brutalen und wollüstigen Puppenspielers. »Ich denke, da gibt es gewiss eine Möglichkeit für dich, dir etwas zum Essen zu verdienen«, hörte sie El Kadir mit vor Lust bebender Stimme sagen .
    »Es ist Zeit für deinen Nachtisch.«
    »Oh, wie ich es liebe, mit dir zu spielen.«
    Taros Goll konnte deutlich sehen, dass sich in der Harpyie ein Sturm zusammenbraute, der kurz davor stand loszubrechen. Wenn er jetzt nichts unternahm, war er verloren.
    Langsam hob er den mittlerweile nur noch lauwarmen Fleischstreifen und hielt ihn ihr mit zitternder Hand hin. Ihre Augen zuckten zu dem Fleisch in seiner Hand und wieder zurück zu seinen Augen. Dann wurden ihre Augen zu gefährlichen Schlitzen.
    » Verdienen«, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch; ihre gepanzerte Hand öffnete und schloss sich langsam wieder.
    Für einen Moment setzte Taros Golls Herz aus. Der schäumende Tiger setzte zum Sprung an. Bei Laramirs Lächeln. Was hat dir dieser Fettsack denn noch alles angetan? Und jetzt glaubt sie, ich will das gleiche wie er. Was mach ich denn jetzt?
    Einem Impuls folgend setzte er ein verdutztes Gesicht auf und fragte: »Wieso verdienen? Das ist deines.«
    Da zuckte ihr Kopf konsterniert zurück, ihre runden Augen waren weit aufgerissen. Immer wieder wechselte ihr Blick zwischen dem Fleisch und dem Gesicht des Mannes auf und ab. Diesen Moment nutzte Taros Goll um seine Fassung wiederzuerlangen, und straffte sich.
    »Nimmst du es jetzt, oder soll ich es selber essen?«
    » Nein«, schüttelte sie hektisch den Kopf und hob langsam die linke Hand. Vorsichtig, fast zaghaft, als könne sich das dargebotene Fleisch jeden Moment in eine Klapperschlange verwandeln, schlossen sich ihre grauen Finger um den Leckerbissen in seiner Hand und zogen ihn heraus.
    Überrascht. Verwundert. Kein Verdienen. Sie schaute von dem Fleisch auf und begegnete wieder dem Blick des Mannes – und legte den Kopf schief. Sie hatte mit allem gerechnet. Mit Furcht, sie könnte ihn jetzt, wo sie hatte was sie wollte, doch noch angreifen; mit vorgetäuschter Courage, hinter deren Maske er sich wieder auf sicheren Abstand hinter das Feuer zurückziehen würde; mit Selbstzufriedenheit, erreicht zu haben, was er sich vorgenommen hatte. Wirklich mit allem - nur nicht mit diesem bitteren, durch und durch ehrlichen Mitleid. 
    » Tut mir leid«, brachte er nach einem halben Dutzend Herzschlägen mit belegter Stimme hervor, machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder auf seinen Platz auf der anderen Seite des Feuers zurück.
    Kali Darad blickte ihm schweigend nach, wissend, dass er damit nicht seinen Wagemut gemeint hatte. Selbst nachdem er sich wieder ans Feuer gesetzt hatte und nun mit den Fingerspitzen prüfend sein Fleisch betastete, betrachtete sie ihn noch eine Weile mit gemischten Gefühlen. Sie war verwirrt, wusste nicht, was sie von all dem, was da gerade geschehen war, halten sollte. War es eine Falle? Ein Versuch sie in Sicherheit zu wiegen? Sie einzulullen, um zu einem späteren Zeitpunkt nur umso schlimmer zuzuschlagen? Oder bestand tatsächlich die Möglichkeit, dass dieser Mann es wirklich ehrlich meinte?
    Ein Knurren aus ihrer Magengrube riss sie aus ihren Gedanken und erinnerte sie daran, dass sie noch immer Hunger hatte und einen köstlichen

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