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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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und schimmerte in allen nur erdenklichen Rot-, Grün- und Blautönen. Jede Bewegung fügte ihr unerträgliche Schmerzen zu. Also hielt sie ihre Brust fest, während sie zu der Leiche des jüngeren stakste, wo ihr Begleiter immer noch dabei war, dessen Ausrüstung zu durchsuchen. Dabei fiel ihr Augenmerk auf einen faustgroßen Stein mit roten Flecken, der mitten auf dem sonst unbefleckten Boden lag; für einen Moment hielt sie in der Bewegung inne und runzelte die Stirn.
    Taros Goll hörte sie kommen, dachte jedoch nicht daran, auch nur einen Moment in seinem Tun innezuhalten. Er war wütend. Wütend auf sie, aber auch auf sich selbst. Schließlich hätte sie den Kerl einfach an Ort und Stelle abstechen, aufschlitzen, oder was auch immer können, statt ihm das Gesicht zu Brei zu schlagen und ihn dann auch noch mit einer dergestalt theatralischen, völlig übertriebenen Aktion den Abhang hinunter zu prügeln.
    Auf der anderen Seite musste er sich selbst auch einen Narren schelten. Warum hatte er den Dolch nicht einfach wieder herausgerissen? Warum war er wie eine Vogelscheuche einfach nur dumm dagestanden und hatte zugesehen?
    Wenn er ehrlich war, kannte er die Antwort bereits: Er war vor seiner eigenen Tat erschrocken. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Blut vergossen. Zum ersten Mal hatte er seinen Dolch in den Körper eines Menschen getrieben. Zum ersten Mal... Und es gefiel ihm überhaupt nicht. Er schauderte bei dem Gedanken an die Leute, die das ständig taten, ja sogar Gefallen daran fanden. Rasch versuchte er sich wieder mit den Habseligkeiten des jungen Kopfgeldjägers abzulenken.
    Der jüngere führte allerlei interessante Dinge bei sich: Einen Beutel mit fünf Goldstücken, dreiundzwanzig Silberstücken und sieben Kupferlingen, zwei Stiefelmesser und einen Langdolch. Der Dolch war schön, doch zweckdienlich gearbeitet. Kein unnötiger Zierrat. Nur eine lange Klinge mit Parierstange, ein mit fleckigem Leder umwickeltes Heft und ein Knauf in Form eines Widderkopfes. Ein halbwegs akzeptabler Ersatz für seinen Verlust – zumindest, was den materiellen Wert betraf. Die Erinnerungen jedoch, die er mit seinem alten Dolch verband, konnte ihm niemand mehr ersetzen. Den verlorenen Dolch hatte er vor vielen Sommern bei einer Wette mit einer hübschen Schmiedesgattin in Basin Tol gewonnen. Sie war zwar gut ein Dutzend Sommer älter gewesen als er, doch war sie auch ein Paradebeispiel dafür, dass Attraktivität keine Frage des Alters ist.
    Damals hatte er mit ihr aufs Wildeste kokettiert – und sie mit ihm. Mit ihrer offenherzigen und schlagfertigen Art, der ein Hauch von Schamlosigkeit anhaftete, hatte sie ihn fasziniert wie keine vor ihr. Und während sie sich hinter dem Rücken ihres Gatten einen anzüglichen Schlagabtausch nach dem anderen geliefert hatten, hatte sie mit einer mehr einladenden, denn abwehrenden Handbewegung die Behauptung in den Raum geschleudert, dass er eh kein richtiger Mann für sie wäre und dass sie ihn binnen eines Glockenschlages dazu bringen könne, nach seiner Mutter zu rufen.
    Selbstverständlich hatte er sofort seine Zweifel kundgetan und sie aufgefordert, jene wilde These einem Beweis zu unterziehen. Und in einer der folgenden Nächte, als ihr Gatte wegen eines Unwetters im Nachbardorf festsaß, hatte ihre gewagte Behauptung im stürmischen Lakenmeer ihres Ehebettes am Felsen seiner Standhaftigkeit jähen Schiffbruch erlitten.
    » Dem besten Stecher den besten Stecher« , hatte sie mit einem seligen Lächeln auf den Zügen gesagt, als sie ihm noch in derselben Nacht den Dolch überreicht hatte.
    Er seufzte schwer, während er den Langdolch des jungen Kopfgeldjägers in der Hand wog. Und welche Erinnerungen kann ich hiermit verknüpfen? Ich habe mir, zusammen mit einer kampfgeilen, dickbusigen Harpyie, zwei Kopfgeldjäger vom Halse geschafft. Ganz toll. Viel besser, als in wohligen Erinnerungen an eine außergewöhnliche Nacht zu schwelgen.
    Ein großer Schatten fiel auf ihn und ein starker, würziger Geruch kitzelte ihn in der Nase. Mit knirschenden Knien ging die Harpyie neben ihm in die Hocke und betrachtete eingehend den ausgestreckt am Boden liegenden Leichnam. Als Taros Goll gedankenverloren zu ihr herüberblickte, fiel ihm ihre große, dick geschwollene Brust auf. Er sah kurz zu ihr auf. Ihre Mundwinkel zuckten immer wieder vor unterdrücktem Schmerz, während sie unverwandt den leblosen Körper studierte. Dann wanderte sein Blick wieder ihren Hals hinab, zurück zu ihrer

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