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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Langsam wanderte ihr Blick an sich herab zu dem in irgendwelchen Gefäßen stöbernden Mann; er öffnete gerade eines davon und schnupperte prüfend an dessen feucht glänzenden Inhalt. Der Geruch stieg der Harpyie sofort in die Nase.
    »Silberblatt«, sagte sie dumpf, immer noch bar jeglicher Emotion, fast wie in Trance.
    Der Barde sah zu ihr auf. »Was?«
    »Da drin. Silberblatt.«
    Er warf nochmal einen Blick in das Gefäß, bevor er wieder zu ihr aufsah. »Und was macht Silberblatt?«
    »Heilt Wunden.«
    » Sicher?«
    Sie nickte. Ihr Mund war nicht mehr als eine feine Linie.
    »Dann hoffen wir mal, dass das hilft«, meinte er und tauchte Zeige-, Mittel- und Ringfinger seiner rechten Hand in das Krügchen und zog sie, dick mit einer milchig grünen Salbe bedeckt, wieder heraus.
    » Das könnte jetzt etwas kalt werden«, murmelte er und schmierte ihre geschundene Brust vorsichtig mit der Salbe ein.
    Kali Darad ließ die Behandlung mit seelenloser Gleichgültigkeit über sich ergehen, während sie weiterhin wie eins Sphinx auf den bärtigen Mann herabblickte. Ihre Augen studierten jede noch so kleine Regung seines Gesichtes, suchten nach Zeichen seiner Geilheit, seiner perversen Lust, wenn er sie berührte, wissend, dass sie ihn nicht töten würde, da sie auf seine Hilfe angewiesen war – natürlich hätte sie ihn auch töten und die Salbe selber auftragen können, doch all die anderen Dinge um ihn herum vermittelten ihr den Eindruck, dass es da noch mehr zu tun gab, als nur eine Salbe aufzutragen. Und dann war da noch etwas: Irgendwie hatte es dieser jämmerliche Singvogel tatsächlich geschafft, ihr wieder einmal das Leben zu retten und sie in seine Schuld zu stellen! Ihre Kiefermuskeln arbeiteten vor unterdrückter Wut.
    Die Haare auf Taros Golls Nacken stellten sich auf, als er ihre Blicke, wie die Finger eines Blinden, suchend sein Gesicht abtasten spürte. Verdammt, das ist die schwerste Prüfung, die mir je auferlegt wurde. Er widerstand dem Drang, sich die trockenen Lippen zu lecken, während er vorsichtig und behutsam die harte Brust mit der heilenden Yusul- oder, wie sie es nannte, Silberblatt-Salbe einschmierte. Gut, die hier sieht wirklich übel aus. Aber ihre Busenfreundin nebenan... Verdammt, konzentriere dich, du Idiot! Du versaust noch alles! Sich mit den Eckzähnen auf eine Backe beißend zwang er sein Gesicht wieder zu der Maske professioneller Versunkenheit, die er schon die ganze Zeit über zur Schau getragen hatte und setzte seine Arbeit fort, bis er schließlich die gesamte rechte Brust der Harpyie mit der Salbe eingeschmiert hatte.
    Als er endlich fertig war, lehnte er sich mit vor der Brust verschränkten Armen zurück und betrachtete mit nachdenklich gerunzelter Stirn sein Werk. Dabei sah er kurz zu ihr hinauf – ihr Schopf war leicht aufgefächert und sie hatte den Kopf schief gelegt – und einen Herzschlag später wieder hinab auf ihre Brust. Na, überrascht? Nicht gefunden, was du gesucht hast? Mit einem leisen Seufzen nahm er den ausgeblichenen Wollumhang von seinem Schoß, nahm grob Maß und begann damit, ihn mit seinem neuen Dolch zu zerteilen; die Klinge war geradezu erschreckend scharf.
    Kali Darad sah ihm schweigend bei seiner Arbeit zu,  unentschlossen, ob sie misstrauisch, oder neugierig sein sollte. Dieser Mann hatte ihr mit seinem ernsten, gänzlich emotionslosen Behandeln ihrer Verletzung tatsächlich einen Teil ihrer Anspannung genommen und in der hohen, dicken Mauer, die sie um sich herum errichtet hatte, eine winzig kleine Tür geöffnet, die auch andere Gefühle als Argwohn und Abscheu zuließ. Zwar hatte sie seinen kurzen Seitenblick auf ihre andere, gesunde Brust wohl bemerkt, doch war seine Vorgehensweise so vorsichtig, ja fast sogar fürsorglich, dass sie darüber mit einem leisen Zähneknirschen hinwegsah.
    Es dauerte eine Weile, bis Taros Goll mit seiner Arbeit zufrieden war und sich schließlich aufrichtete. Der Schopf der Harpyie fächerte sich plötzlich weiter auf und ihre Augen verengten sich in fast feindseligem Misstrauen, als er den bearbeiteten Umhang vor sie hielt.
    » Was ist?«, fragte er sie über den Stoff hinweg.
    » Misstrauen«, schnarrte sie und machte einen Schritt zurück.
    Genervt verzog er das Gesicht. »Du wolltest, dass ich dich behandle, oder nicht?«
    Als Antwort erntete er nur düsteres Grollen, doch nach ein paar Herzschlägen fügte sie sich schließlich doch noch – jedoch nicht völlig, wie ihre arbeitenden Kiefermuskeln und ihre

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