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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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mir.« Garnets Stirn zog sich in Falten. »Florinda« flüsterte sie, »dieser Mann, dieser John Ives will nicht, daß ich nach Kalifornien gehe.«
    »Was heißt das? Warum nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß er es nicht will.« Garnet sammelte die Tassen zusammen und stellte sie zurecht, damit Señora Silva sie mitnehmen konnte, wenn sie das Abendessen brachte. Sie wechselte das Thema. »Hat Mr. Van Dorn Sie nicht erschreckt?« fragte sie.
    »Wer? Der Theaterbösewicht?« Florinda zwirbelte einen imaginären Schnurrbart. »Nicht übermäßig«, sagte sie.
    »Wo mag er Sie gesehen haben?«
    »Im ›Schmuckkasten‹ wahrscheinlich. Er meinte ja, es sei in New York gewesen.«
    »Was werden Sie ihm sagen?«
    »Gar nichts natürlich. Sie hörten doch, was ich sagte.«
    »Haben Sie keine Angst?«
    »Ich war einen Augenblick bange, als er von einem Spielhaus redete. Aber ich habe ihn dann gefragt, wie lange er nicht in New York war; er sagte: vier Jahre. Also kann er in der bewußten Nacht nicht in der ›Alhambra‹ gewesen sein. Das war im letzten August; es ist noch kein Jahr her.« Sie langte sich einen Apfel von der Platte.
    »Er hat Sie unentwegt angesehen«, sagte Garnet. »Ganz offensichtlich hat er fortgesetzt darüber nachgedacht, wo er Sie gesehen haben könnte.«
    »Falls er mich im ›Schmuckkasten‹ gesehen haben sollte, hat er kaum auf mein Gesicht geachtet.« Florinda machte es sich auf der Wandbank bequem; sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich gegen die Kissen, an ihrem Apfel kauend. Nach einer Weile sagte sie, ohne den Kopf zu wenden: »Mir macht augenblicklich etwas anderes Sorgen, Garnet.«
    »Was? Kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein, das können Sie nicht. Und ich weiß nicht recht, ob ich überhaupt davon sprechen sollte. Aber ich hätte es mir ganz gern von der Seele geredet.«
    Garnet fühlte einen leichten Schreck. »Sagen Sie nicht, Mr. Bartlett sei Ihrer überdrüssig geworden«, flüsterte sie.
    »O nein, ganz im Gegenteil.« Florinda legte das Kerngehäuse des Apfels auf ein Tellerchen und prüfte einen Fleck auf ihrem Handschuh. »Er ist aus dem Häuschen vor Liebe. Er will mich heiraten.«
    »Nein!«
    Garnet begann unwillkürlich zu lachen. Florinda wandte ihr den Kopf zu und lächelte sie an.
    »Stellen Sie sich vor«, sagte sie, »ist es nicht lächerlich?«
    »Ich habe nie etwas so Absurdes gehört. Dieser ungehobelte Patron! Er hält sich für klug und bedeutend genug. Dieser Bauer und Sie!«
    Florinda beschäftigte sich immer noch mit ihrem Handschuh. »Ja, Liebe«, sagte sie trocken, »ich. Die größte Attraktion, die jemals auf einer Varietébühne stand.«
    »Weiß er denn, wer Sie sind?«
    »Natürlich nicht. Er gedenkt die ehrbare junge Dame zu heiraten, die durch einen Helden wie ihn von ihrer hohen Warte herabgezogen wurde. Die Trauung soll stattfinden, sobald wir die Grenze überschritten haben, noch bevor wir nach St. Louis kommen. Er meint, auf diese Weise würde nie jemand erfahren, daß wir noch nicht verheiratet waren, als wir zusammen nach Westen gingen. Wir werden, so denkt er, glücklich zusammenleben in einem weißen Häuschen mit Plüschmöbeln drin, mit Wachsblumen unter der Glasglocke auf dem Kamin und einem Brustbild vom Großpapa an der Wand. Er will fortan den Santa-Fé-Handel fahrenlassen und das ganze Jahr hindurch als solider und nüchterner Geschäftsmann leben. Ich werde einem Damenkomitee angehören und Nachmittagstees veranstalten, um Wäsche für ein Waisenhaus zu nähen. Sie haben ganz recht: Er ist fürchterlich komisch. Aber ich weiß trotzdem nicht, ob ich lachen soll. Ich komme mir selber ein bißchen erbärmlich vor.«
    Florinda hatte das alles sehr trocken und nüchtern gesagt. Bei ihren letzten Worten hatte Garnet Mühe, das Lachen zu verbeißen. Sie sagte: »Aber warum nur, Florinda? Sie hatten nicht gedacht, daß er sich ernsthaft in Sie verlieben würde?«
    »Großer Gott, nein.« Florinda setzte sich auf. »Es ist meine Schuld, Garnet«, sagte sie, »verstehen Sie das nicht? Oh, Hölle und Frikassee! Ich habe schon früher erlebt, daß Männer meinetwegen sentimentale Anwandlungen bekamen. Es hat mir weiter kein Kopfzerbrechen verursacht. Ich lachte darüber und sagte: ›Wenn Sie sich nicht Ihrem Alter entsprechend benehmen können, gehen Sie besser heim zu Mama.‹ Schließlich wußten sie ja, mit wem sie es zu tun hatten, und es war ihr eigener Fehler, wenn sie mich nicht so hinnahmen, wie ich war. Aber

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