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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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worauf er schießen kann«, sagte Florinda.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, ein Mann kann schließlich nicht auf seine Freunde schießen, nicht wahr. Darum möchte er lieber überhaupt keine Freunde. Wahrscheinlich hat er einmal schlimme Erfahrungen mit Menschen machen müssen.«
    Garnet runzelte die Stirn: »Meinen Sie, ein Mädchen hätte ihm das Herz gebrochen?«
    »Vielleicht, aber ich glaube es nicht mal. Es gibt andere Arten, wie Menschen einander weh tun können, meine Liebe. Ich weiß nicht, was ihm begegnet ist.«
    Florinda ließ das Thema John fallen. Sie sah sich um, lauschte dem Gezwitscher der Vögel und stieß einen Seufzer des Glücks aus. »Ach Garnet«, sagte sie, »ist es nicht wunderbar, einen ganzen Tag ruhig sitzen zu können und kein Glied rühren zu müssen?«
    Garnet stimmte ihr zu. Florindas Bemerkung über John Ives hatte sie verwirrt, aber dieser Tag war zu kostbar, um ihn durch unfruchtbare Überlegungen und Grübeleien stören zu lassen. Sie streckten sich im Gras aus, nähten und sahen den Männern zu, die damit beschäftigt waren, ihre Jagdbeute zu zerlegen und das Fleisch zum Trocknen aufzuhängen. Es war ein wundervoller Tag.
    Zwanzigstes Kapitel
    Von Las Vegas de Santa Clara ritten sie südwärts zum Virgin River. Es wurde ein harter Ritt, aber sie hatten Wasser genug, und die Tage waren nicht ganz so heiß wie vorher. Oliver sagte, die Utah-Jagdgründe lägen nun hinter ihnen. Alle Indianer, auf die sie hinfort noch treffen würden, seien Digger.
    Einige Male stießen die Wachposten auf Diggerspuren. Dann ritten gutbewaffnete Späher aus, um die Wilden zu verscheuchen. Es war nicht üblich, mit den Diggern zu handeln. Sie waren wild auf Maulesel und ritten jede Strecke, um ein paar von den begehrten Tieren zu bekommen. »Was, um alles in der Welt, wollen sie mit Mauleseln?« fragte Garnet.
    Oliver sah sie verdutzt an. »Was sollen sie damit wollen? Essen natürlich.«
    »Sie essen Mauleselfleisch?«
    »Aber ja. Sie essen übrigens alles, wenn du das essen nennen willst. Aber ein Maulesel bedeutet für sie offenbar ein Festessen. Erwischen sie einen, rufen sie alle erreichbaren Stammesgenossen zusammen und veranstalten eine Freßparty.«
    »Du machst mich krank«, rief Garnet entsetzt.
    »Ja, du lieber Gott!« lachte Oliver, »du hast mich gefragt.«
    Nachdem sie den Virgin River hinter sich gelassen hatten, kamen sie durch ein trockenes, ödes und unwirtliches Gebiet, das von einem Fluß durchzogen wurde, der bezeichnenderweise Muddy Creek – Schlammbach – hieß. Sie ritten jetzt bergab, und die Tage wurden wieder fürchterlich heiß. Sie brachen allmorgendlich vor Tagesanbruch auf, legten lange Mittagspausen ein und ritten dann bis in die sinkende Nacht. Garnet schauderte es Morgen für Morgen, wenn sie die Sonne aufgehen sah. Sie brannte schon in den frühesten Stunden erbarmungslos, und obgleich sie während der schlimmsten Hitze rasteten, waren die Tage kaum zu ertragen. Die einzigen Gewächse in dieser Gegend waren Kakteen und dann und wann ein paar niedrige, dürre Sträucher; den einzigen Schatten, den es weit und breit gab, spendeten die Felsen, deren Wände aber eine barbarische Hitze ausströmten.
    Die Männer trugen Turbane aus Tüchern und Schals und darüber die breitrandigen mexikanischen Hüte mit den hohen, spitzen Kronen. Garnet und Florinda schlangen sich ihre Schleier dicht um Hals und Gesicht.
    Auch die Maulesel schleppten sich nur noch mühsam dahin. Garnet teilte ihr Sattelhäuschen während der Mittagspausen mit Florinda. Da lagen sie eines Mittags auch nebeneinander, als plötzlich die Digger erschienen.
    Sie hörten einen der Männer etwas in einer fremden Sprache sagen. Als Garnet hinauslugte, sah sie, daß Oliver und Penrose auf ihr Schutzhäuschen zugelaufen kamen. »Bleiben Sie drin«, rief Penrose, bevor er noch heran war, und winkte ihnen zu.
    Oliver zog die Decke herunter und hockte sich davor. »Haltet euch still«, sagte er, »Digger sind im Lager, eine ganze Bande. Wir müssen ihnen zu essen geben. Ihr braucht keine Angst zu haben.« Wie damals, als sie die Utahs im Lager hatten, begannen Oliver und Penrose nun, Sättel und Decken und Warenballen um das Sattelhäuschen aufzuschichten. Florinda, im Inneren dieser Burg, knurrte: »Das wird allmählich langweilig.«
    Es war immerhin besser, als unter Decken zu liegen. Das Schutzhäuschen war zwar nicht hoch genug, um aufrecht darin zu stehen, aber sie konnten wenigstens darin sitzen und sich etwas

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