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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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stiegen mit dem Essensgeruch zugleich die Ausdünstungen ungewaschener Körper in die Nase; sie schüttelte sich unwillkürlich.
    Die Utahs, große, kräftige und muskulöse Männer, waren nahezu nackt. Garnet fand, sie müßten in gewaschenem Zustand recht gut aussehen; aber Wasser schätzten sie offensichtlich nur als Getränk. Das fettige schwarze Haar trugen sie mit farbigen Bändern zusammengedreht und mit Federn geschmückt. Sie hatten Glasperlenketten um den Hals und trugen Lendentücher aus Fellen und grellfarbenem Stoff. All diese Herrlichkeiten hatten sie vermutlich früheren Händlertrecks abgehandelt. Ihre Körper waren von Staub und Schweiß förmlich verkrustet. Die Schüsseln hielten sie dicht vor das Gesicht, sie fraßen wie die Hunde, schluckten und schmatzten und kratzten sich dabei an allen möglichen Körperstellen; wenn man sie sah, mußte man zu der Überzeugung kommen, daß sie Grund zum Kratzen hätten.
    Garnet hörte Florinda flüstern: »Mir reicht’s. Lassen Sie die Decke fallen; ich halt’s nicht mehr aus. Hölle und Frikassee!«
    Garnet ließ die Decke fallen. »Reden Sie nicht von Frikassee«, flüsterte sie. »Ich darf jetzt nicht an Essen denken.« Es war ihr, als sei der Indianergestank jetzt überall; sie fühlte sich ganz krank.
    »Man sagt, diese Rothäute hätten Nasen wie Hunde«, flüsterte Florinda, »sie witterten das Wild. Ich begreife allerdings nicht, wie sie überhaupt etwas riechen können außer ihrem eigenen Gestank.«
    »Lassen Sie uns lieber still sein«, warnte Garnet.
    Sie lagen ganz ruhig. Es war ihnen, als sei bereits eine Ewigkeit vergangen, seit Oliver sie unter die Decken geschoben hatte. Sie versuchten zu schlafen, aber die verkrampften Glieder schmerzten zu sehr; sie wurden immer wieder wach. Es war fürchterlich heiß in dem Versteck, die Luft war stickig und kaum noch zu ertragen. Als die Decken schließlich über ihnen weggezogen wurden, hatten sie beide heftige Krampfschmerzen in Armen und Beinen.
    Silky Van Dorn stand vor ihnen und grinste sie an: »In Ordnung, Ladies, Sie können aufstehen.«
    Aber das war gar nicht so einfach. Silky reichte beiden eine Hand, und Garnet versuchte sich zu erheben. Aber in ihren Beinen war keinerlei Gefühl. Sie fiel wieder um. »Ich kann nicht, Mr. Van Dorn«, flüsterte sie, »ich bin völlig erstarrt.«
    »Kann ich mir denken«, sagte Silky; »das kommt davon; weil Sie jung und hübsch und gut gewachsen sind, muß man Sie vor den Wilden verstecken. Bewegen Sie tüchtig die Glieder. Hier, nehmen Sie einen Schluck; das hilft auch.«
    Er zog eine Flasche aus der Tasche und reichte sie ihnen. Garnet nahm einen kleinen Schluck. Der Whisky brannte ihr auf der Zunge, aber selbst das war eine willkommene Empfindung; er war wenigstens naß und frisch. Florinda schüttelte heftig den Kopf, worauf Silky ihr eine Wasserflasche reichte. Oliver kam mit Texas und Penrose heran. Er schob Garnet beide Hände unter die Achseln und zog sie hoch. Sie umklammerte ihn und versuchte sich auf den Füßen zu halten.
    »Spüren Sie schon ein Prickeln in den Beinen?« fragte Texas.
    »Ja«, flüsterte Garnet, »es prickelt schrecklich.«
    Florinda, die sich an Penroses Schultern festhielt und auf die Beine zu kommen versuchte, sagte: »Mir kommt es vor, als kröche ein Regiment Ameisen an mir hoch.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Texas, »das Blut beginnt also wieder zu zirkulieren. Jetzt werde ich Ihnen beiden einen guten Kaffee bereiten.« Oliver war Garnet behilflich, in das Sattelhäuschen hineinzukriechen, das schon vor dem Mittagessen errichtet worden war. Er zog die Decke vor und begann ihr Schenkel und Beine zu massieren; das Prickeln ließ nach, und sie vermochte die Glieder wieder zu bewegen.
    »Du hast es gut überstanden«, lächelte Oliver.
    »Wie seid ihr die Indianer wieder losgeworden?«
    »Oh, wir machten ihnen schließlich begreiflich, daß das Gastmahl beendet sei. Wir schüttelten die Köpfe, strahlten sie liebenswürdig an und spielten mit unseren Pistolen. Schließlich gaben wir ihnen noch ein paar Glasperlenketten und ähnliches Zeug. Da zogen sie denn ab.«
    »Ich hoffe, es waren die letzten Indianer, mit denen ich in Berührung komme«, sagte Garnet. »Ich hätte mir nie vorgestellt, daß lebende Wesen so abstoßend wirken können.«
    »Oh«, lächelte Oliver, »warte ab, bis du ein paar Digger gesehen hast.«
    »Schlimmer als die Utahs eben können sie auch nicht sein.«
    »Meine Liebe, verglichen mit den Diggern sind die

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