Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
allemal Texas’ Aufgabe, sich um Kranke und Verletzte zu kümmern.
    Garnet fragte sich, was Texas ihr sagen sollte. Sie stützte sich auf den gesunden Ellbogen und sah sich um. In ihrem linken Arm pochte es; sie verbiß den Schmerz und tat, als sei er nicht da. Das Lager glich einem Schlachtfeld. Die Digger waren fort; einige freilich, die auf dieser Erde keinen Schritt mehr gehen würden, waren zurückgeblieben. Ihre Körper lagen hier und da im Gras verstreut; verkrümmte Gestalten, deren Anblick Garnet Brechreiz verursachte. Sie erinnerte sich, in Büchern gelesen zu haben, tote Menschen glichen friedlichen Schläfern. Nun, diese hier sahen gewiß nicht wie Schläfer aus. Sie sahen aus wie – Tote. Es gab kein anderes Wort dafür.
    Einige der Digger waren wohl ursprünglich nur schwer verwundet gewesen. Sie hatten wie wilde Tiere gebrüllt. Als die Weißen von der Verfolgung zurückkamen, hatten sie sie durch eine schnelle Kugel von ihren Schmerzen befreit. Die Stute Sunny war auch tot. Oliver hatte ihr selbst den Gnadenschuß gegeben. Nun lag sie da, die tapfere kleine Sunny, zwischen gefallenen Mauleseln. Garnet hatte eine Bemerkung Mr. Penroses aufgefangen: Wenn die Weißen fort wären, würden die Digger zur Archillette zurückkommen, die toten Tierkörper holen und trotz allem noch einen Festschmaus veranstalten. Als sie das hörte, verschwand in ihr die letzte Beunruhigung wegen des von ihr erschossenen Indianers. Sie hätte sie alle umbringen können, um sie daran zu hindern, die Stute Sunny zu zerschneiden und zu verzehren.
    Mr. Penrose war nicht verwundet, und nach seinen Worten war auch Florinda nichts geschehen. Dagegen waren mehrere Männer verwundet worden. Sie lagen hier und da auf Decken und warteten darauf, daß Texas käme, sich um ihre Verletzungen zu kümmern. Einer der mexikanischen Boys war gefallen. Er würde später begraben werden. Das Grab freilich mußte mit Steinen bedeckt und unkenntlich gemacht werden. Denn wenn die Digger irgendwo eine frisch aufgegrabene Bodenstelle fänden, würden sie sie wieder aufgraben, um festzustellen, ob nicht vielleicht jemand sein Lieblingspferd vergraben habe.
    Aber bevor man sich um das Begräbnis des Boys kümmern konnte, mußten die während des Indianergefechtes fortgelaufenen Maulesel wieder eingefangen werden. Weit über hundert Tiere hatten sich von den Pflöcken losgerissen und waren in wilder Panik davongestürmt. Man mußte versuchen, so viele wie möglich wieder einzuholen und zurückzubringen, damit der Warentransport nicht gefährdet würde.
    Garnet sah die Männer herumjagen, hörte den Lärm und das Geschrei, und obgleich sie sich krank und elend fühlte, konnte sie doch nicht umhin, den wilden Reitern da draußen zuzusehen und die Geschicklichkeit zu bewundern, mit der sie zu Werke gingen. Von allen Seiten kamen sie mit den verängstigten Tieren ins Lager zurückgejagt und pflockten sie an. Langsam kehrte die Ordnung zurück, hier und da gruben die Boys schon ihre Feuerlöcher.
    Garnet sah ängstlich zu Texas auf, der inzwischen herangekommen war und sich neben ihr niedergelassen hatte. Was immer er mir auch zu sagen hat, dachte sie, ich muß tapfer sein; alle die Männer hier waren mutig und tapfer, alle haben ihr Leben eingesetzt, ich darf nicht hinter ihnen zurückstehen. Texas’ Gesicht war unter der dichten Kruste von Schweiß und Staub sehr ernst. Sie sagte:
    »Werden Sie mir sehr weh tun müssen, wenn Sie mich verbinden, Texas? Sie dürfen es ruhig sagen; ich bin darauf gefaßt und werde kein Aufhebens davon machen.«
    Texas rutschte unruhig hin und her, er schien sich unbehaglich zu fühlen. Er saß auf den gekreuzten Beinen, die Arme mit den großen, knochigen Händen hingen ihm zwischen den Knien herab. Er sah auch nicht auf, als er antwortete:
    »Ich fürchte, Madam. Sehen Sie, es ist da eine Schwierigkeit; ich muß es Ihnen sagen. Wunden, die durch Diggerpfeile verursacht wurden, müssen noch einer – Sonderbehandlung unterzogen werden, bevor man sie verbinden kann.« Er zog seine großen Lederhandschuhe aus der Tasche und zerrte sie zwischen den Fingern.
    »Aber Texas«, sagte Garnet, »Sie brauchen nicht so vorsichtig zu reden. Es ist schließlich meine eigene Schuld, daß ich getroffen wurde. Ich habe mich über der Brustwehr gezeigt, obgleich ich gewarnt worden war.«
    Texas schüttelte den Kopf: »Das dürfen Sie nicht sagen, Miß Garnet. Das dürfen Sie nicht einmal denken. Sie sind jetzt ein Soldat, Madam, der im

Weitere Kostenlose Bücher