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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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vermieden, davon zu reden. Aber, dachte sie weiter: Es ist immer noch besser, geschieden zu sein, als das ganze Leben mit einem Mann zu verbringen, der einen nicht haben will.
    Aber vielleicht ging das gar nicht. Die Kalifornier waren Katholiken. Garnet wußte, daß geschiedene Eheleute von katholischen Priestern nicht getraut wurden. Aber Oliver und sie waren in New York durch einen presbyterianischen Geistlichen getraut worden. Vielleicht nahm man es hier bei protestantischen Ehen nicht so genau. Sie wußte es nicht. Es kam ihr vor, als wüßte sie überhaupt nichts. Ihr Kopf schmerzte, sie hatte mit einem heftigen Ekelgefühl zu kämpfen, und ihre Gedanken liefen vollkommen durcheinander. Nichts war deutlich, nur das eine: daß sie in einem fremden Lande war, acht Reisemonate von zu Hause entfernt, und daß hier weit und breit keine Menschenseele war, die ihr hätte sagen können, was sie tun sollte.
    Sie hörte, daß sich die Tür öffnete, und fuhr zusammen, als Oliver eintrat. Er trug eine brennende Kerze in der Hand. Die Schatten tanzten an den Zimmerwänden, als er die Kerze auf den Tisch stellte und die Tür hinter sich schloß.
    »Garnet«, sagte er, »ich möchte mit dir sprechen. Es ist da nun sehr viel, das erklärt werden muß.«
    Wahrhaftig, das war es; aber Garnet wollte vor allem anderen erst einmal eine bestimmte Antwort haben. Sie fragte unvermittelt: »Liebst du sie?«
    »Liebst du sie!« wiederholte Oliver. Er schwieg und starrte Garnet wie in sprachlosem Erstaunen an. Die Schatten tanzten und spielten an der Wand; er tat einen Schritt auf sie zu. »Du bist die einzige Frau, die ich in meinem ganzen Leben geliebt habe«, sagte er. »Wie oft muß ich dir das noch sagen?«
    Garnet schüttelte den Kopf. »Aber Carmelita«, sagte sie. »Hast du sie nicht geliebt?«
    Oliver ergriff ihre beiden Hände und hielt sie fest. Seine warmen Finget schlossen sich um ihre eiskalten. »Garnet«, sagte er, »Gott ist mein Zeuge: Ich habe dieses Mädchen nie im Leben gesehen bis zwei Wochen, bevor ich im vergangenen Jahr Kalifornien verließ. Und ich habe nie mehr an sie gedacht. Die ganze Affäre bedeutete für mich nicht mehr als ein Glas Wein.«
    Garnet überkam ein Gefühl der Erleichterung. Immerhin war es gut, zu wissen, daß er sie immer noch liebte. Sie fragte: »Du wußtest nicht, daß sie ein Kind erwartete?«
    »Guter Gott, nein!« rief Oliver. »Es ist, wie ich es dir sagte: ich hatte vergessen, daß sie überhaupt existiert.«
    »Wann hast du wieder an sie gedacht?«
    »Als John mir in Santa Fé den Brief gab.«
    Garnet befreite ihre Hände aus seinem Griff und erhob sich. Nach der Wandbank hinübergehend, sagte sie: »Warum hast du mir nichts davon gesagt? Warum erzähltest du mir, John habe dir keinen Brief gebracht?«
    »Weil ich nicht wollte, daß du dich dieser Sache wegen sorgst«, antwortete Oliver. »Ich hoffte, du würdest nie etwas davon erfahren. Warum sollte ich es dir sagen?«
    »Und was gedenkst du nun zu tun?«
    »Als ich hierherkam, beabsichtigte ich, Charles zu sagen, ich sei zu jeder materiellen Entschädigung bereit, aber ich könnte diese närrische kleine Gans nicht heiraten. Schon deshalb nicht, weil ich – Gott sei Dank – bereits verheiratet sei. Ihr Vater solle sich nach einem anderen Mann für sie umsehen. Sie ist reich genug, um sich jeden beliebigen Mann zwischen Los Angeles und Mexico City zu angeln. Ich erwartete selbstverständlich, daß Charles böse sein würde, aber ich rechnete nicht damit, daß er in so schwarze Wut geraten würde, wie er es dann tat.«
    »Und –, tastete Garnet, »und nun?«
    »Ich sagte mir, ich würde mit dir nach den Staaten zurückreisen, und du würdest von der ganzen Geschichte nie das Geringste erfahren. Garnet, begreifst du das nicht? Ich wollte nicht, daß du dir irgendwelche Sorgen machst.«
    Garnet setzte sich auf die Wandbank. Ihr Kopf dröhnte noch immer. Oliver hatte nicht gewollt, daß sie sich Sorgen mache. Oliver schien der kindlichen Meinung zu huldigen, daß eine Sache in Ordnung sei, solange sie äußerlich in Ordnung schien.
    »Ich bin überrascht«, sagte sie mit einem Anflug von Bitterkeit, »daß du nach alledem überhaupt noch mit mir hierher fuhrst. Wir hätten von Santa Fé aus nach New York zurückkehren können. Du weißt ja, wie vertrauensvoll einfältig ich war. Du hättest dir jede Geschichte ausdenken können, um mir begreiflich zu machen, warum wir nicht nach Kalifornien zu ziehen brauchten – ich hätte dir

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