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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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König von Spanien. Tadle jeden Menschen, den du kennst oder nicht kennst, außer dir selbst. Du wolltest doch deinen eigenen Weg gehen, nicht wahr? Nun, das hast du getan. Du hast bekommen, was du wolltest, und fängst am besten gleich an, dich damit abzufinden.
    Sie sah auf ihn hinunter und fuhr ihm mit den Fingern durch die lichtbraunen Locken. »Ich liebe dich sehr, Oliver«, sagte sie. »Du hast mir schreckliches Leid zugefügt, aber ich werde nie von dir lassen, solange ich lebe.«
    Olivers Arme schlossen sich um ihren Leib, er ließ seinen Kopf in ihren Schoß sinken. »Gott segne dich, Garnet«, flüsterte er, »ich danke dir.« Sie streichelte sein Haar und fühlte die Kraft der Arme, die sie umschlangen. Wie sonderbar das doch ist! dachte sie, ein so kraftvoller Mann, und doch ist er wie ein Kind.
    »Sprich nun«, sagte sie leise, »erzähle mir alles.«
    »Ja«, sagte Oliver, »ich will dir alles sagen.«
    Er setzte sich vor sie auf den Fußboden und hielt ihre Hand, während er sprach.
    Nach seiner Erzählung war Don Rafael Velasco ein Mann von altem, großem Namen und noch größerem Reichtum. Er war schon in den Siebzigern, und Carmelita war sein einziges Kind. Seine erste Frau war schon bald nach der Hochzeit durch einen Unfall verkrüppelt worden; sie hatte ihm keine Kinder geschenkt. Sie hatte noch zwanzig Jahre an seiner Seite gelebt und war dann gestorben. Auch die zweite Frau war jung gestorben, aber sie hatte ihm eine Tochter hinterlassen: Carmelita.
    Don Rafael war so entzückt, doch noch zu einem Kinde gekommen zu sein, daß er das Mädchen über die Maßen verhätschelte. Statt einer gut erzogenen jungen Dame wuchs auf diese Weise ein verzogenes Geschöpf heran, das unter allen Umständen seinen eigenen Willen durchzusetzen pflegte. Carmelita hatte wie alle jungen Damen großer kalifornischer Häuser eine Dueña, eine ältere Tante, die ständig hinter ihr herlief, wie eine Henne hinter den Küken, aber zu dumm und auch zu faul war, um immer zur Stelle zu sein, wenn es nötig gewesen wäre. Hübsch und verwöhnt, fühlte sich Carmelita in dem großen Hause, in dem sie absolut nichts zu tun hatte, ständig gelangweilt.
    Oliver hatte im vergangenen Jahr für seinen großen Osttreck einige Maulesel von Don Rafael gekauft. Kurz bevor die Karawane in Los Angeles eintraf, war er zu der im Norden gelegenen Ranch hinaufgezogen, um die Tiere abzuholen.
    »Ich kann dir nicht sagen, wie es im einzelnen dazu kam«, berichtete er. »Wahrscheinlich genügte es schon, daß ich ein Yankee war; die kalifornischen Mädchen finden die Yankees im allgemeinen außerordentlich aufregend. Vielleicht nur deshalb, weil wir uns von den eingesessenen Männern unterscheiden. Carmelita gedachte wahrscheinlich ein aufregendes Abenteuer zu erleben. Jedenfalls überlistete sie eines Tages ihre Dueña und schlüpfte heimlich in den Hof hinaus, um unter dem zunehmenden Mond mit mir zusammenzutreffen. Nun, so kam es denn. Ich habe, nachdem ich die Ranch mit meinen Mauleseln verlassen hatte, nicht ein einziges Mal mehr an diese Stunde und an das Mädchen gedacht. Lieber Gott! Ich war ein Einfaltspinsel. Ich hätte wissen sollen, daß man mit der Tochter eines kalifornischen Rancheros so schnell nicht fertig wird. Ich habe nicht daran gedacht. Ich habe sie vergessen. Und als Don Rafael eines Tages in rasender Wut hierherkam und Charles sagte, daß Carmelita ein Kind von mir erwarte, da war ich tausend Meilen weit weg.«
    »Und das ist alles?« sagte Garnet.
    »Das, liebste Garnet, ist absolut alles. Nur, Charles glaubte, diese Gelegenheit nicht verpassen zu dürfen. Er meinte wahrscheinlich, ein Stück vom Himmel sei geradewegs auf ihn und mich herabgefallen. Da Carmelita weder Brüder noch Schwestern hat, ist sie eine der reichsten Erbinnen in ganz Kalifornien. Charles zögerte deshalb nicht lange, sondern erklärte Don Rafael, daß ich von vornherein entschlossen gewesen sei, sie zu heiraten. Selbstverständlich hatte ich kein Wort in dieser Richtung gesagt. Charles sagte ihm, es sei natürlich unbesonnen von mir gewesen, die Brautnacht gewissermaßen vorauszunehmen, aber das könne schließlich wieder in Ordnung gebracht werden. Don Rafael könne es bei seinem weitreichenden Einfluß nicht schwer werden, einen Priester zu veranlassen, uns heimlich zu trauen und nichts darüber verlauten zu lassen, daß die Feier ein wenig verspätet stattfinde. Don Rafael war froh, die Sache auf diese Weise geregelt zu sehen, und brachte

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