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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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großen, sehr geräuschvoll tickenden Uhr, auf die er sehr stolz war.
    Teufelswanze sagte ein paar Worte über das Wetter, die in keinem Konversationslexikon zu finden gewesen wären. Florinda lachte und tat ein bißchen schockiert. »Solche Redensarten sollten Sie sich für den Treck aufsparen«, sagte sie.
    »Wenn die Sauerei anhält, ist an den Treck gar nicht zu denken«, knurrte der Händler. »Die Maulesel würden im Schlamm steckenbleiben.«
    »Oh, ich glaube, es dauert nicht mehr lange«, versetzte Florinda. »Ein Gentleman, der heute hier war, meinte, über den Bergen von Santa Susanna regne es schon nicht mehr. Jedenfalls wird es viel Gras geben.«
    »Was hilft uns das Gras, wenn wir nicht aufbrechen können?« sagte Tick-Tack. Er hielt wie meistens seine überdimensionale, laut tickende Uhr in der Hand und streichelte sie liebevoll. »In der Mojawe-Wüste sollte es regnen«, setzte er hinzu, »das wäre eine Sache. Aber darauf werden wir warten können.«
    »Vor ein paar Tagen waren Boys hier, die erzählten, der Kaktus blühe«, bemerkte Florinda. »Das bedeutet doch Regen, nicht wahr?« Sie zuckte die Achseln: »Wenn ich mir vorstelle, daß der Kaktus blüht!«
    Teufelswanze lachte. »Wollen Sie nicht mit auf die Frühlingsreise?«
    »Ich? Das müßte mir einfallen. Mir geht es hier ausgezeichnet.«
    »Wo steckt eigentlich Ihr Dauerkunde?« knurrte Tick-Tack.
    »Meinen Sie Texas? Er war eine Woche lang jeden Tag hier. Silky und ein anderer haben ihn heute nachmittag nach Hause geschleppt.«
    »Besoffen?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Wenn er nicht bald damit anfängt, nüchtern zu werden, wird er hierbleiben müssen«, sagte Tick-Tack.
    »Wieso?« lachte Florinda. »Bindet ihn auf einen Maulesel, und er wird wieder nüchtern sein.« Sie wandte sich zwei Matrosen zu, die eben ihre Ellbogen auf der Bartheke ausbreiteten: »Was darf’s sein, Gentlemen?«
    Einer der Ankömmlinge schob ihr eine Münze zu und grinste: »Was kriege ich dafür?«
    Florinda nahm die Münze, klopfte damit gegen den Metallbelag der Theke und besah sie sich sehr aufmerksam. Es war ein französisches Zwei-Franc-Stück. »Sechsunddreißig Cent«, sagte sie.
    »Ich meine natürlich in Whisky.«
    Florinda ergriff die Whiskyflasche und maß mit dem Daumennagel das Quantum. »So viel.«
    »Guck dir die Gaunerei an! Das ist ja ein süßer Laden hier!«
    »Whisky kommt um Kap Hoorn herum, mein Junge. Rechnet euch das mal aus.« Florinda schenkte den beiden Matrosen ihr bezauberndstes Lächeln. »Seid ihr zum erstenmal in Kalifornien?« fragte sie.
    »Ja, warum?«
    »Habt ihr schon mal unseren Aguardiente probiert?«
    »Nein. Was ist das?«
    Florinda nahm eine Flasche vom Bord. »Agua = Wasser, ardiente = feurig«, dozierte sie. »Kurz und schlicht: Feuerwasser. Kostet nur ein Zehntel des amerikanischen Whisky und wirkt doppelt so schnell.«
    Die Matrosen grinsten sich an; sie schienen nicht unbeeindruckt. »Schön«, sagte der eine, »und wieviel von dem Zeug kriegen wir für die zwei Francs?«
    »Wollen Sie alles gleich auf einmal?«
    »Klar. Warum nicht?« Florinda nahm zwei große Becher vom Bord und füllte sie bis zum Rand. »Das wäre es«, sagte sie.
    Die Matrosen nahmen einen kleinen Schluck und ließen einen Pfiff der Befriedigung hören. »Nicht schlecht!«
    Florinda strahlte sie an. »Im Gegenteil, Gentlemen. Ausgezeichnet.« Sie verkaufte fremden Gästen gern Aguardiente, um den amerikanischen Whisky für die Händler und Kaufleute zu sparen, die ständig in der Bar verkehrten. Sie warf die französische Münze in den Schlitz eines hinter ihr auf dem Bord stehenden Kastens und wandte sich einem jungen Kalifornier zu, der eben hereingekommen war: »Vino rojo? – Si, Señor, pronto.«
    Während sie den roten Wein einschenkte, lümmelte sich einer der Matrosen über den Bartisch und blinzelte ihr zu: »Wie heißen Sie, Miß?«
    »Florinda.«
    »Wie, um alles in der Welt, sind Sie hierhergekommen?«
    Florinda blinzelte zurück: »Der Weihnachtsmann hat mich gebracht.« Am anderen Ende klopfte ein Mann mit dem leeren Becher auf den Tisch; sie ging hin, um ihn zu bedienen. Gleich darauf riefen die Matrosen wieder nach ihr.
    »Was gibt’s dafür?« fragte der eine und reichte ihr einen peruanischen Dollar.
    »Rund hundert Cents. Wollt ihr Aguardiente dafür?«
    »Immer her damit! Ist ein prima Stoff. Schenken Sie ein, solange der Dollar reicht.«
    Florinda lachte und stellte eine volle Flasche vor sie hin. »Für einen Dollar«,

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