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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Bericht, »als sie wieder zu sich kam, phantasierte sie.«
    Florinda schloß eine Minute die Augen; es schauderte sie. »Und Charles?« sagte sie dann, »was macht Charles jetzt?«
    »Er hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen und rennt darin auf und ab. Zweifellos liebte er seinen Bruder, wenn man denn dieses Anklammern und Festhaltenwollen Liebe nennen will. Zwei Tage nach der Katastrophe – es wurden gerade die Vorbereitungen für die Beerdigung getroffen – ging ich zu ihm ins Zimmer, das heißt, ich erzwang mir den Eingang, und ich sagte ihm, wenn nicht ein Wunder geschähe, würde Garnet sterben. Er antwortete: ›Hoffentlich!‹ und warf mich hinaus. Ich setzte mich aufs Pferd und ritt nach Los Angeles, um Texas zu holen.«
    »Wer ist bei Garnet?«
    »Ein paar Mexikanerfrauen. Gute Seelen, die aber nicht wissen, was sie tun sollen, ebensowenig wie ich. Und Texas, der einzige Mensch, der helfen könnte, liegt hier als Schnapsleiche.« Er stieß einen wilden Fluch aus und schleuderte den Whiskybecher gegen die Wand, daß er zerschellte.
    Florinda reichte ihm schweigend einen anderen. »Schmeißen Sie ruhig noch ein paar Becher kaputt, wenn es Sie erleichtert«, sagte sie dann mit einem schwachen Lächeln.
    »Dieser versoffene Idiot!« knirschte John. »Wenn ich nur wüßte, warum diese Kerle sich ständig voll Schnaps laufen lassen!«
    »Das wissen sie vermutlich selber nicht.« Florinda ließ ein kleines böses Lachen hören. »Ich könnte ein Lied davon singen.« Sie ging zum Fenster und stieß die Holzläden etwas auf. »Der Regen läßt nach«, sagte sie über die Schulter hinweg. »Wenn Sie eine Nacht geschlafen haben, können Sie dann morgen früh wieder zur Hale-Ranch aufbrechen?«
    »Natürlich kann ich. Aber was hätte das für einen Sinn? Was soll ich dort?«
    »Ich komme mit.«
    »Sie? Wüßten Sie, wie man ihr helfen kann?«
    »Ich hoffe.« Florinda, immer noch am Fenster stehend, wandte sich um und lächelte ihn mit kühler Ironie an. »Sie sind zweifellos ein gescheiter Mann, Johnny«, sagte sie, »und Sie sind wahrscheinlich ziemlich weit herumgekommen. Aber ich weiß nicht, ob Sie ahnen, wie es in den New Yorker Slums zugeht. Es ist dort nicht gerade selten, daß eine schwangere Frau einen Schock bekommt. Und der Schock kommt fast immer aus der gleichen Ursache: Weil so ein armes Weib nämlich keine Ahnung hat, was aus ihr werden soll. Und weil kein Mensch weit und breit ist, der sich im geringsten darum kümmert, was aus ihr wird.«
    »Sie wären also bereit, für Garnet zu sorgen und ihr behilflich zu sein?«
    »Ich werde jedenfalls mein Bestes tun.« Florinda löste sich vom Fenster und kam auf ihn zu. »Kommen Sie mit herauf«, sagte sie, »ich will Ihnen einen Schlafplatz anweisen. Sobald es Morgen wird, brechen wir auf.«
    Sie tätschelte ihm leicht die stoppeligen Wangen. Die Küchentür öffnete sich und Silky erschien in ihrem Rahmen.
    »Hören Sie, Florinda, was tun Sie hier?« fragte Silky. »Warum lassen Sie die Bar so lange allein? Wissen Sie denn nicht –; hallo, John, wie geht’s? Wo kommst du her? Los, Florinda, zurück in die Bar. Die Kerle werden schon wild.«
    »Sie werden sich noch einen Augenblick gedulden müssen«, versetzte Florinda kühl, »ich muß John erst seinen Schlafplatz zeigen. Er bleibt hier über Nacht.«
    »Schön, schön, aber beeilen Sie sich. José bringt mir das Kontobuch durcheinander; alle sind schon vollkommen verrückt.«
    »Laß sie in Ruhe, Silky«, sagte John.
    Er saß auf der Bank. Florinda strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn. »Schimpfen Sie nicht mit ihm, Silky«, sagte sie, »er hat ein bißchen viel getrunken. Ich bin gleich wieder da und singe den Kerlen ein paar Noten vor, dann werden sie gleich wieder normal.«
    Silky hatte die Hand auf der Klinke. »Werden Sie wirklich gleich wieder draußen sein, Florinda?«
    »Ja, ich werde. Aber ich will Ihnen lieber gleich sagen, daß ich morgen früh verreise und dann eine Weile weg sein werde.«
    Silky fuhr herum und starrte sie an. »Was zum Teufel soll das heißen?« schrie er. Silkys Manieren ließen im privaten Bereich zuweilen zu wünschen übrig.
    Florinda berichtete ihm von Garnets schwerer Erkrankung. Aber Silky hörte kaum zu. Er war wütend. Wie sie sich das denke? schrie er. Wie er denn Bar und Spielsalon gleichzeitig beaufsichtigen solle? John wollte sich einschalten, aber Florinda versetzte ihm einen heimlichen Stoß, und so ließ er Silky seine Wut austoben. Nachdem er

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