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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Veranda umzogen. Unten befanden sich vier Räume, von denen zwei nach vorn und zwei nach hinten hinaus gelegen waren. In dem einen der vorderen Räume befand sich die Bar, in dem anderen standen die Spieltische. Küche und Vorratskammern waren in den hinteren Räumen untergebracht. Neben der Küche befand sich ein kleiner Korridor, von dem aus eine steile Treppe ohne Geländer in das obere Stockwerk führte. Hier lagen die Schlafzimmer und noch einige weitere Vorratsräume, hauptsächlich für Getränke. Das Obergeschoß lag gegenwärtig im Dunkel, dafür strahlten die Parterreräume um so heller.
    Silky übte im Spielsalon persönlich die Aufsicht aus. Er beschäftigte hier zwei junge, schlanke Mexikaner, die aus der Hafenstadt Mazatlán stammten, als Kartenausteiler. Er selbst stolzierte großartig umher, prächtig gekleidet, gewichst und geschniegelt; indessen vermochte aller Glanz, den er ausstrahlte, nicht von dem bedrohlichen Eindruck abzulenken, den die gewichtig an seiner Hüfte baumelnde Pistole auf streitlustige Gäste machte.
    In der Bar wirkte Florinda, assistiert von einem jungen Mexikaner namens José und einem Chinesenboy, dessen Hauptaufgabe darin bestand, Becher und Gläser zu spülen. Der Name des chinesischen Boys erschien Florinda für ihre Zunge zu schwierig; sie hatte ihm deshalb einen anderen gegeben, und zwar nannte sie ihn Micky. Micky war mit einem langen prachtvollen Zopf geschmückt, der ihm bis zu den Kniekehlen herabhing. Er steckte in einer roten Mexikanerjacke und in grauen Hosen, die irgendein Yankee abgelegt haben mochte, und schlurfte in Filzpantoffeln herum, die er in Mr. Abbott’s Laden erstanden hatte. Er war ein flinker, geschickter Bursche, der nur selten den Mund auftat, aber sehr gut spanisch sprach und auch ziemlich viel englische Brocken aufgeschnappt hatte. Florinda und er waren sehr gute Freunde.
    Der Bartisch war wuchtig und solide gebaut. Er lief, dem Eingang gegenüber, von einer Wand zur anderen quer durch den ganzen Raum. Um von dem schmalen Raum hinter der Theke nach vorn zu kommen, mußte man durch eine hinten hinausführende Tür gehen und Küche und Spielsalon passieren, da die kleine Klappentür im Bartisch in der Regel verschlossen war. Silky wollte seinen Gästen keine Gelegenheit geben, an die Flaschenborde hinter der Theke zu kommen.
    Florinda trug ein geschmackvolles Kleid aus braunem Wollstoff, mit gelben Seidenbändern verziert, und fingerlose braune Seidenhandschuhe. Sie sah reizend aus und strahlte im Umgang mit den Barbesuchern heitere Fröhlichkeit aus; aber auch sie hatte eine jederzeit schußfertige Waffe griffbereit liegen, und zwar einen Colt-Revolver, den ein Yankee-Händler im Spielsalon liegengelassen hatte. Ein Colt war in Kalifornien noch ein sehr seltener und kaum zu erschwingender Gegenstand. Florinda pflegte denn auch, wenn einer der Boys in der Bar mit seiner Pistole herumprahlte, süß zu lächeln und zu fragen, ob er ihren Colt schon gesehen habe. »Großartige Erfindung!« sagte sie dann, die Waffe liebevoll streichelnd. »Schießt fünfmal hintereinander, ohne neu geladen werden zu müssen. Ausgeschlossen, daß hier einer rauskommt, wenn ich nicht will.« Die Boys begriffen das sehr gut und benahmen sich entsprechend. Silkys Bar war denn auch ein sehr ordentlicher Betrieb. Gegenwärtig lümmelten sich sechzehn Männer an der Bar herum: zehn Kalifornier, die sich an einheimischen Weinen gütlich taten, und sechs Yankees, die Whisky tranken. Whisky war in Kalifornien nur schwer zu bekommen und demzufolge sehr teuer. Silky kaufte ihn von amerikanischen Klippern und zuweilen auch von englischen Schiffen, die auf dem Wege nach China in San Diego ankerten.
    Die Tür von der Straße öffnete sich und zwei weitere Yankees kamen herein; sie schüttelten den Regen aus ihren Kleidern. Es waren Händler, die im letzten Sommer mit dem Santa Fé-Treck gekommen waren und die beabsichtigten, mit der Frühlingskarawane zurückzuziehen. Florinda schenkte ihnen ein strahlendes Lächeln, als sie an die Bar traten: »Was darf’s sein, Gentlemen?«
    Sie hatte bereits eine Flasche amerikanischen Whisky in der Hand. Die Männer nickten, und Micky stellte zwei Becher vor sie hin. »Scheußliches Wetter bringen Sie mit«, bemerkte Florinda, während sie den Whisky eingoß.
    Sie kannte die Männer. Der eine war ›Teufelswanze‹, Penroses Zechkumpan, der andere, ein großer, blondlockiger Mann, führte den Spitznamen ›Tick-Tack‹, und zwar wegen seiner

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