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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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schließlich einhielt, lächelte Florinda ihn freundlich an. »Es tut mir leid, Silky«, sagte sie, »ich würde Sie gewiß nicht im Stich lassen, wenn es nicht um Leben und Tod ginge. Aber so geht es nicht anders.«
    Silky stierte vor sich hin und zerrte an seinem Schnurrbart herum. »John«, sagte er, »ist das Mädchen wirklich schwer krank?«
    »Ich hoffe nur, daß ich sie noch lebend antreffe, wenn ich zurückkomme«, antwortete John.
    »Hol euch alle der Teufel!« brüllte Silky. »Braucht ihr noch irgend etwas für die Reise?«
    »Frische Pferde«, sagte John.
    »Findet ihr im Korral hinter dem Haus. Sonst noch was?«
    »Ich habe die Satteltaschen auf die Veranda geworfen. Laß sie hereinbringen. Und gebt Pablo etwas zu essen und einen Schlafplatz. Ja, noch was: Ich wollte mit meinem russischen Freund hier zusammentreffen. Sie wissen, Florinda: das ›Hübsche Tier‹. Wenn er kommt, sagt ihm, wo er mich findet.«
    »In Ordnung! Ich hoffe, daß Mrs. Hale wieder gesund wird. Florinda, wenn Sie mir so was nochmal antun, bringe ich Sie um.«
    »Sehr schön, Silky. Dann werden Sie sich eben nach einem anderen hübschen Mädchen umsehen, das Englisch spricht, nicht trinkt und weder Sie noch die Gäste betrügt. Kommen Sie, John.«
    Florinda ergriff eine Lampe und ging hinaus. John folgte ihr die wackligen Treppen hinauf. Oben angekommen, sagte er:
    »Silky benimmt sich ja ganz anständig. Ich habe einen Beutel Silber in einer der Satteltaschen. Sagen Sie ihm, daß er ihn haben soll, als Entschädigung für den Verlust, den er während Ihrer Abwesenheit erleidet.«
    Florinda maß ihn mit einem zynischen Lächeln. »Hölle und Teufel!« sagte sie, »wenn ein Mann einmal in zehn Jahren einen guten Gedanken hat, können Sie ihm den nicht lassen?«
    »Ich weiß nicht, wie lange der gute Gedanke vorhalten wird«, lächelte John, »ich verlasse mich lieber auf die Universalsprache, von der ich weiß, daß sie Silky versteht.«
    »Sehr edel von Ihnen, Johnny. Übrigens, dies ist mein Zimmer. Sie können hier bleiben.«
    Sie öffnete eine Tür und ging mit der Lampe voraus. John blieb auf der Türschwelle stehen. Er sah in ein Zimmer, wie er es bei Silky nicht zu finden erwartet hatte.
    Der Raum war klein und hatte rohe Ziegelwände, die aber durch blau gemusterte Baumwollvorhänge verdeckt wurden. Die gleichen Vorhänge hingen auch vor den Fenstern, und auch die Bettdecke war vom gleichen Stoff gefertigt. Auf der Wandbank lagen blaue Kissen, und der Fußboden war mit schwarzweiß gemusterten Wollteppichen aus Santa Fé bedeckt. Ein weiß gestrichener Kleiderschrank stand an der einen Wand, das Bett mit der blau gemusterten Decke an einer anderen. Außerdem gab es da einen Waschständer mit Schüssel und Wasserkrug, einen großen Wandspiegel und einen mit blauer Baumwolle bespannten Wandschirm. Das ganze Zimmer atmete Frische und Sauberkeit.
    John sah sich um und dann auf seine schmutzstarrenden Kleider. »Sie meinen doch nicht etwa, ich solle in diesem Damensalon schlafen?« sagte er.
    »Warum nicht? Natürlich sollen Sie das. Es gibt gar keine andere Möglichkeit. Das Haus ist nicht auf Nachtgäste vorbereitet.«
    »Aber ich bin von oben bis unten verdreckt. Ich habe mich seit Tagen nicht waschen können. Und wo wollen Sie übrigens schlafen?«
    »Oh, ich dachte, Sie würden das Bett nehmen, damit Sie sich richtig ausstrecken können. Ich lege mich auf den Fußboden. Ich habe Decken genug.«
    »Ich denke nicht daran, mich in dieses unschuldige Bett zu legen«, sagte John.
    »Schön«, versetzte Florinda gleichmütig; »ich habe keine Zeit, mich mit Ihnen herumzustreiten. Dann legen Sie sich eben auf den Fußboden.« Sie entnahm dem oberen Fach des Schrankes einen Stapel Decken. »Sie werden nicht hören, wenn ich hereinkomme«, sagte sie, »ich wecke Sie nicht auf. Wasser und Seife ist da, und alles, was sonst noch nötig ist, finden Sie hinter dem Wandschirm.« Sie ließ die Decken auf das Bett fallen. »Also«, schloß sie, zur Tür gehend, »ich muß jetzt hinunter und den Gästen ein bißchen vortrillern. Wir sehen uns morgen früh.«
    Sie ging hinaus, bevor er noch antworten konnte. Das Haus hatte dünne Wände; John konnte den Lärm aus der Bar hören. Er störte ihn nicht im geringsten. Er zog die Stiefel aus und brachte es auch noch fertig, sich Gesicht und Hände zu waschen. Dann rollte er sich in die von Florinda bereitgelegten Decken und legte sich auf den Fußboden. Sekunden später schlief er schon.
    ***
    Er

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