Kalifornische Sinfonie
überhaupt schloß.
Auch Garnet fand, der Captain handle wie ein Narr. Nichtsdestoweniger war sie über den eingeschränkten Betrieb ganz froh; erhielt sie auf diese Weise doch Gelegenheit, sich an die Arbeit in der Bar zu gewöhnen. Es war ihr lieb, daß sie zunächst nur am Tage arbeiten mußte und um den wilden und ausgelassenen Abend-und Nachtbetrieb noch herumkam. Sie begann mit der Eingewöhnung, sobald sie sich wieder frisch und wohl fühlte. Während sie in der Bar war, sorgte Isabel für das Kind. Isabel schimpfte auf Gillespie, aber Garnet und Florinda bezahlten sie gut, und sie wollte trotz der plötzlich eingetretenen Feindschaft lieber für Yankees arbeiten als sich wieder verheiraten.
Florinda hatte keineswegs übertrieben, als sie die Ansicht äußerte, Garnet würde eine Akquisition für den Barbetrieb bedeuten. Die Marine-Soldaten waren in Mazatlán stationiert gewesen und an mexikanische Mädchen gewöhnt; zwei richtige, waschechte Yankee-Mädchen, – das war doch wahrhaftig eine andere Sache! Die Boys verbrachten jede freie Stunde in Silkys Bar. Es waren ziemlich brutale, im Grunde aber gutmütige Burschen, und Garnet fand ihre Tätigkeit mit der Zeit weniger schwierig und unangenehm, als sie befürchtet hatte. Aber hin und wieder begehrte es doch in ihr auf, daß sie sich heimlich schütteln mußte.
***
Es war eines Nachmittags Ende September. Garnet stand hinter der Bartheke und begrüßte zwei Marine-Soldaten, die eben hereingekommen waren. »Was darf’s sein, Gentlemen?« fragte sie.
Die Soldaten grinsten sie mit unverhohlener Bewunderung an; Garnet kannte sie schon und wußte, daß sie mit Vornamen Bill und Pete hießen.
»Sie sehen heut wieder sehr hübsch aus«, stellte Bill fest.
»Verdammt ja, noch mehr als hübsch«, sagte Pete. »Lassen Sie doch mal sehen: Die Blumen auf Ihrem Kleid da und Ihre Augen – was für eine Farbe haben Ihre Augen?«
»Manche behaupten: grau, andere sagen: hellbraun. Wollen Sie nichts trinken? Es wird spät.«
»Klar wollen wir was trinken«, sagte Bill. »Wie heißt das verdammte Erdbebengesöff, das die Mexikaner hier trinken? Ich krieg’ das wahrhaftig nicht über die Zunge. Das Wort, meine ich.«
»Aguardiente«, sagte Garnet.
»Nun hör dir das an«, grinste Bill. »Wie ‘ne Mexikanerin. Wie sagten Sie? Agga – agga – denti?«
Garnet goß ihnen die Becher voll. »Verlangen Sie doch einfach mexikanischen Schnaps«, sagte sie. »Wir wissen dann schon, was Sie meinen.«
»Ist das ein kluges Mädchen!« grinste Bill. »Sie ist keine Mexikanerin, wir sind keine Mexikaner, wie wollen wir da mexikanisch sprechen können! Reden Sie mit mir amerikanisch; das ist gut genug für mich. Ist’s recht, Garnet?«
»Ja«, sagte Garnet. Es berührte sie immer noch merkwürdig, daß fremde Männer sie mit dem Vornamen anredeten, aber sie gewöhnte sich allmählich schon daran.
»Verdammt, Sie sind wirklich sehr hübsch«, stellte Bill abermals fest. »Malen Sie sich eigentlich die Backen an?«
Garnet erwiderte, sie dächte gar nicht daran. Sie wischte ein paar Flecke von dem Metalleinsatz der Theke und tat so, als höre sie die nächsten Bemerkungen nicht, die sich nicht mehr mit ihrem Gesicht, sondern mit ihrer Figur beschäftigten. Als die Burschen sie fragten, was sie täte, nachdem die Bar geschlossen wäre, antwortete sie, daß sie dann genug damit zu tun habe, sich um ihr Kind zu kümmern. Sie versuchte sich so freundlich und liebenswürdig wie möglich zu geben, aber obgleich sie ihr Bestes tat, besaß sie doch längst noch nicht Florindas Fähigkeit, Männer von sich entfernt und gleichzeitig bei guter Laune zu halten. Auf der anderen Seite des Bartisches stand eine Gruppe Soldaten um Florinda versammelt. Garnet hörte, wie einer der Soldaten sagte:
»Ein Mädchen wie Sie, Florinda, hier draußen am Ende der Welt! Teufel auch, wie sind Sie bloß hierher verschlagen worden?«
»Wieso?« erwiderte Florinda, »ich bin immer hier gewesen. Ich war das erste weiße Kind, das in dieser Ansiedlung geboren wurde. Hallo, das stimmt noch nicht ganz; ich kriege noch sieben Cents. – Pfui, was haben Sie da gemacht! Sie haben sich den Schnaps über die Uniform gegossen.«
»Sie haben mich mit dem Ellbogen angestoßen«, sagte der Soldat.
»Habe ich Sie geheißen, mich zu kneifen? Benehmen Sie sich, dann passiert Ihnen so was nicht! Ja, Sergeant? Whisky, jawohl, Sir, gleich.«
In der Nähe von Garnet stand Texas und stützte die Ellbogen auf den
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