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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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ganzen Leben ein Mensch zu mir sagte. Meinst du es wirklich so, wie du es sagtest?«
    »Gewiß meine ich es so. Ich meine in der Regel immer, was ich sage.«
    »Ich danke dir, Garnet«, sagte Florinda. »Ich habe dir so viel zu danken. In New Orleans fing das schon an. Ich sagte dir damals, ich würde dir das nie vergessen; und das werde ich auch nicht.« Sie lehnte sich gegen die Wand und spielte mit dem blauen Vorhangstoff. »Oliver hatte nicht deine Herzensanmut«, fuhr sie fort. »Damals konnte ich dir das natürlich nicht sagen. Erinnere dich daran, wie er mich auszuforschen versuchte. Er wollte allerlei von mir wissen, worüber ich nicht sprechen wollte. Ich nehme an, er hatte ein Recht, mir solche Fragen zu stellen. Schließlich kannte er mich nicht näher als Adams Großmutter. Ich aber wollte durchaus erreichen, daß ihr beide mich vor dem Gefängnis bewahrtet. Trotzdem hätte ich ihm nicht antworten können; ich konnte das alles einfach nicht noch einmal durchleben. Du hast das verstanden und hast mich in Ruhe gelassen. Und du batest auch ihn, mich nicht weiter zu fragen. Dafür liebte ich dich, oh, Garnet, ich war dir so gut, daß ich es nicht ausdrücken konnte. Und auch das wollte ich dir immer schon einmal sagen.«
    Garnet stand auf. Sie ging zu Florinda hinüber und kniete sich neben ihr nieder. Sie legte ihre eigenen gesunden Hände über die zerstörten borkigen Hände der Freundin. »Es schmerzt dich noch, von diesen Dingen zu sprechen«, sagte sie leise.
    »Ja«, flüsterte Florinda, »das ist wohl so.« Sie sah zu Boden.
    »Dann sprich doch nicht mehr. Du brauchst mir nichts weiter zu sagen.«
    Danach war Schweigen im Raum. Nach einer Weile stand Florinda auf, befühlte ihr Haar, um festzustellen, ob es mittlerweile einigermaßen trocken sei, und begann die Bettdecke zurückzuschlagen. Sie sprach jetzt mit ganz normaler Stimme. »Nun, Liebe«, sagte sie, »ich nehme an, du hast mich nun verstanden. Ich hatte einen Mann, einen ordnungsmäßig angetrauten Mann, aber nun, nachdem ich ihn loswurde, will ich mich eher in Dunst auflösen, als es noch einmal mit einem zweiten zu versuchen.«
    »Ich verstehe dich«, sagte Garnet, »und ich kann dich dieses Entschlusses wegen nicht tadeln. Ich begreife, daß du unter diesen Umständen lieber Witwe bleiben willst.«
    »Was bleiben?« sagte Florinda und wandte sich um. »Bin ich eine Witwe? Garnet – die schwarzen Kleider, die Schleier –; ihr Gesicht nahm einen beinahe törichten Ausdruck an, dann, plötzlich, brach sie in helles Gelächter aus. »Bei meines Großvaters Hühnerauge!« sagte sie, »ich eine Witwe? Großer Gott, Garnet, wer außer dir hätte auf einen solchen Gedanken kommen können?!«
    Auch Garnet hatte unwillkürlich lachen müssen. Wie gut für Florinda, daß sie so leicht lachen konnte. Immer, wenn die Spannung in ihr vor der Zerreißprobe stand, rettete sie sich in ein Gelächter. »Das ist dir noch gar nicht eingefallen?« sagte sie.
    »Wahrhaftig nicht, Garnet. Ich erkläre dir feierlich, daß mir der Gedanke bis zu diesem Augenblick noch nicht in den Kopf gekommen ist. Nun, das ist wunderbar. Und das ist wahrhaftig das erste Mal, daß mir William Mallory Veranlassung zum Lachen gab. Garnet, du bist wundervoll! Du warst das übrigens immer.«
    Einundvierzigstes Kapitel
    Am nächsten Tage ließ sich Texas nicht sehen. Doch kam am Abend Captain Brown und sagte Garnet, die an der Bar bediente, sie könne beruhigt sein. Texas solle nach seinem Wunsch in Kalifornien namenlos bleiben. Er habe mit Major Lyndon gesprochen, und der Major habe ihm darin zugestimmt, Texas’ Vergangenheit im dunkeln zu lassen. Es würde ohnehin keinem Menschen etwas Gutes damit erwiesen, wenn die Sache aufgerührt würde. Garnet dankte ihm herzlich. Doch mußte sie sich gleich darauf anderen Gästen zuwenden, die bereits auf sie warteten. Als sie später wieder ein wenig Zeit hatte, sah sie, daß der Captain noch immer an der Bar stand.
    Er wandte sich ihr zu. »Wie heißen Sie?« sagte er. »Rubina, Perle? Opala?«
    »Garnet«, lächelte sie.
    »Garnet. Ich wußte, es war der Name eines Juwels.« Seine Augenwinkel bekamen kleine Fältchen. »Sie haben vermutlich bemerkt, daß ich Ihnen bisher nicht viel Aufmerksamkeit schenkte«, sagte er. »Ich meine, bis gestern abend.«
    »Ich danke Ihnen, daß Sie mir gestern abend Ihre Aufmerksamkeit schenkten«, lächelte Garnet.
    Captain Brown durchforschte nachdenklich ihr Gesicht; in seinen Augen stand die gleiche

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