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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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auf seine eigene Weise fertig werden. Verstehen Sie das?«
    »O ja, ich denke schon«, versetzte Captain Brown.
    »Nun«, fuhr Garnet fort, »lassen Sie mich noch ein paar Worte über Texas sagen. Haben Sie noch einen Augenblick Zeit?«
    Brown sah sie sehr aufmerksam an. »Ich würde sehr gern hören, was Sie über ihn zu sagen haben«, antwortete er.
    »Texas hat einen bösen Fehler«, sagte Garnet. »Sie kennen ihn. Aber glauben Sie mir: Das ist auch sein einziger Fehler. Er ist hilfsbereit, großherzig und absolut ehrenhaft. Mir gegenüber hat er sich mehrmals als treuer und selbstloser Freund erwiesen, und zwar immer dann, wenn ich Hilfe brauchte. Und weil das so ist und weil ich diesem Manne zu großer Dankbarkeit verpflichtet bin, darum bitte ich Sie herzlich, ihn auch nicht preiszugeben. Was immer auch hinter ihm liegen mag – lassen Sie es begraben sein.«
    Captain Brown antwortete ihr ruhig und, wie es schien, mit vollkommener Aufrichtigkeit. Er sagte: »Ich danke Ihnen dafür, daß Sie mir das sagten. Ich werde ihn nicht preisgeben.«
    »Oh, das ist gut. Das ist lieb von Ihnen«, sagte Garnet. »Werden Sie Major Lyndon auch darum bitten?«
    »Ich werde ihm wiederholen, was Sie mir sagten.« Er dachte einen Augenblick nach und fuhr dann fort: »Was meinen Sie, ob Texas selbst Lyndon oder mich wohl erkannt hat?«
    »Vielleicht«, sagte sie. »Aber könnten Sie nicht so tun, als hätten Sie ihn nicht wiedererkannt? Nach dem, was ich vorhin hörte, müssen Jahre darüber vergangen sein, seit Sie ihn zuletzt sahen. Ich denke, diese Bitte werden Sie mir nicht abschlagen?«
    Captain Brown sah sie noch immer an, offensichtlich verblüfft und nicht recht wissend, was er denken sollte. »Gewiß nicht«, antwortete er. »Wie gesagt, ich bin froh, daß Sie mit mir darüber sprachen.«
    »Ich danke Ihnen sehr«, sagte Garnet. Bevor sie sich noch weiter äußern konnte, näherten sich Schritte, und sie sah Mr. Collins und Mr. Bugs McLane herankommen, die wohl noch einen Nachtschluck zu sich nehmen wollten. Mit einer Entschuldigung wandte sie sich von dem Captain ab und goß den neuen Gästen ihre Drinks ein. Als sie sich wieder umsah, war Brown eben im Begriff, zu gehen. Er hatte die Mütze schon auf und die Hand bereits auf der Türklinke. Als sein Blick ihren Augen begegnete, faßte er grüßend mit der Hand an den Mützenschirm und lächelte. Garnet lächelte zurück und fühlte sich angenehm berührt. Der Captain hatte eben einem Barmädchen gute Nacht gesagt, aber er hatte das so korrekt und so höflich getan, als stände er im Empfangssalon ihrer Mutter.
    ***
    In der Nacht erzählte Garnet Florinda von ihrem Gespräch mit dem Offizier. Nachdem die Bar geschlossen war, gingen sie zusammen auf Florindas Zimmer, um sich gegenseitig die Haare zu waschen. Florinda kniete auf dem Fußboden vor zwei Eimern, einem vollen und einem leeren. Garnet goß ihr klares Wasser über den Kopf und nibbelte ihn anschließend ab. Dabei erzählte sie, was sie mit Captain Brown besprochen hatte. »Ich glaube, er ist ein guter Mensch«, sagte sie, »ich mag ihn sehr gern.«
    Florinda entgegnete, den Kopf noch über dem Eimer: »Er scheint dich auch zu mögen. Ich beobachtete, wie er dich ansah, während du mit ihm sprachst. Ohne Zweifel ist er ein wirklicher Herr.«
    »Ich wollte, es gäbe mehr Menschen wie ihn«, sagte Garnet.
    Florinda lachte: »Dann, meine Liebe, würde unser Betrieb mangels Gästen Pleite machen. Außerdem bin ich überzeugt: Es gibt auch Leute, die ihn nicht mögen. Dir jedenfalls schadet es nichts, alle Arten von Männern kennenzulernen.« Sie kicherte. »Weiß Gott, es gibt alle möglichen Arten von Männern, aber letzten Endes haben sie in bezug auf Frauen alle denselben Gedanken im Kopf. Hast du heute viele Anträge bekommen?«
    »Oh, immerhin einige«, antwortete Garnet, »und zwar beide Sorten.«
    »Der junge O’Neal hat mich den ganzen Abend gequält, ich solle ihn heiraten«, sagte Florinda. »Er sagte es so oft, daß es mir schließlich wie der Refrain eines Liedes klang, das in immer neuen Variationen das gleiche Thema wiederholt.«
    »Was sagte er denn?« fragte Garnet. »Du kannst jetzt übrigens aufstehen, ich bin fertig, das war das letzte Wasser.«
    Florinda richtete sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf und begann sich den Kopf mit dem Handtuch zu trocknen. »Wenn es dir recht ist, wasche ich dir dein Haar morgen«, sagte sie. Garnet war es recht; ihr war jetzt nicht mehr nach Haarwaschen

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