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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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lange danach tatsächlich erschien, sagte sie ihm, daß Garnet sich im Hause der Estelle befinde und aus welchem Grunde. Brown, ein Mann konservativer Herkunft und Erziehung, zeigte sich zunächst heftig schockiert. Er werde Mrs. Hale sofort da herausholen, sagte er. »Tun Sie das nicht, Captain«, sagte Florinda, »aber haben Sie ein Auge auf das Haus, solange sie drin ist.« Brown sicherte ihr das zu.
    An Charles hatte Florinda überhaupt nicht gedacht. Wie sollte er auch erfahren, daß Garnet sich in dem Bordell befand. Nun, er erfuhr es. Es gab in Los Angeles eine Reihe von Leuten, die sich ihren Lebensunterhalt mit der Verbreitung von Nachrichten und Gerüchten verdienten. Angefangen hatte das damit, daß die amerikanische Kommandantur, durch den Varela-Aufstand gewarnt, Gelder für Spitzel auswarf, die ihr Nachrichten über geheime Zusammenkünfte und etwaige Verschwörungen zutrugen. Sogleich gab es Müßiggänger genug, die hier eine Gelegenheit sahen, ohne Arbeit Geld zu verdienen. Die Yankees bezahlten die Gerüchte, die ihnen zugetragen wurden, und trafen ihre Vorbereitungen. Aber sie trafen sie gänzlich unnötig; keines der Gerüchte, denen sie nachgingen, bestätigte sich. Und so dauerte es denn nicht lange, daß sich die Geschichtenerzähler nach neuen Erwerbsquellen umsehen mußten. Wenn Charles in die Stadt kam, hatte er immer einen ganzen Bedientenstab mit. Alle diese Leute wagten in seiner Gegenwart kaum den Mund aufzutun, dafür schwätzten sie in seiner Abwesenheit um so lauter. Jedermann in Los Angeles wußte, daß Charles und Garnet miteinander verfeindet waren, und so geschah es denn, daß einer der berufsmäßigen und gegenwärtig arbeitslosen Geschichtenerzähler, der zufällig gesehen hatte, wie Garnet das Haus der Estelle betrat, nichts Eiligeres zu tun hatte, als mit dieser aufsehenerregenden Nachricht zu Señor Hale zu laufen. Señor Hale zeigte sich höchst interessiert, bezahlte dem Mann seine Gefälligkeit, der daraufhin eine Taverne aufsuchte, um sich von seiner anstrengenden Tätigkeit auszuruhen, und suchte sich einen Offizier von der Kommandantur.
    Charles sagte dem Offizier, seine Schwägerin sei vermutlich zu irgendwelchen dunklen Zwecken in das Bordell gelockt worden, ohne zu ahnen, was für ein Haus sie betrete. Er erbat sich ein paar Soldaten, um sie, falls die ihm zugetragene Mitteilung zuträfe, dort herauszuholen. Er bekam die Soldaten, denn er war ein angesehener und geachteter Mann, und er hatte auch keine Schwierigkeiten, in das Haus zu kommen. Denn als die aus dem Schlaf gerissenen Mädchen die bewaffneten Soldaten erblickten, bekamen sie einen gehörigen Schreck und öffneten die Tür.
    Alle diese Einzelheiten erfuhr Garnet durch Captain Brown. Die Militärbehörde hatte eine genaue Untersuchung des Mordfalles angeordnet, eben weil es sich bei dem Getöteten um einen reichen Ranchero handelte, der die Armee nach seinen Kräften unterstützt hatte. Der Captain betrat am Abend die Küche von Silkys Etablissement. Er sagte Garnet, leider habe er nur ein paar Minuten Zeit, aber er wolle ihr doch wenigstens sagen, daß Texas seine heute morgen abgegebene Erklärung noch einmal bestätigt und amtlich zu Protokoll gegeben habe.
    »Wie geht es ihm?« fragte Garnet.
    »Er ist nicht mehr bei Bewußtsein«, antwortete Brown. »Der Arzt meint, er werde auch nicht mehr zu sich kommen und die Nacht vermutlich nicht überleben.«
    Nachdem der Captain gegangen war, ging Garnet schlafen. Aber sie fand keine Ruhe. Nachdem sie ein Weilchen bei dem schlafenden Kinde gesessen hatte, legte sie einen Schal um, verließ das Zimmer und setzte sich auf die Treppe. Da saß sie auch noch, als unten die Bar geschlossen wurde und Florinda heraufkam. »Garnet«, flüsterte Florinda, stehenbleibend.
    Garnet sah zu ihr auf. »Du weißt, – wie es war?« fragte sie.
    »Ja, Darling, ich glaube.«
    »Silky auch?«
    »Nein. Wer sollte es ihm gesagt haben?«
    »Wer sagte es dir denn?«
    »Niemand. Aber ich hörte es aus Captains Browns Worten heraus.«
    »Wie war es denn hier – heute morgen?«
    Florinda stellte den Kerzenleuchter, den sie in der Hand hielt, auf den Fußboden und setzte sich neben Garnet. »Das ist schnell erzählt«, sagte sie. »Ich stand mit José an der Bar. Irgendjemand kam plötzlich hereingestürzt und rief, im Hause von Estelle sei eine Schießerei. Gleich darauf kamen ein paar Boys, die wissen wollten, daß sich unter den Erschossenen Charles Hale befände. Es schien sie

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