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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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verbergenden Kleidung umhergehen kann«, sagte Garnet. »Jedermann tritt respektvoll beiseite, um sie passieren zu lassen, und keiner belästigt sie mit Fragen.«
    »Um Himmels willen, was für eine Sorte Frauen ist das?« fragte Oliver.

»Junge Witwen«, lächelte Garnet. »Eine eben verwitwete junge Frau trägt einen langen, dichten schwarzen Kreppschleier, der alles verbirgt.«
    »Großartig!« sagte Oliver bewundernd, »phantastischer Gedanke!«
    Auch Florinda schien der Gedanke einzuleuchten. Sie sagte: »Sie sind ein Genie, Garnet. Aber wie kommen wir an ein Witwengewand?«
    »Oh, das ist etwas, das man in jeder Stadt jederzeit kaufen kann«, versetzte Garnet. »Jeden Tag können Frauen zu Witwen werden, und manche werden es gewiß nicht selten unerwartet. Es gibt Spezialgeschäfte für Trauerkleidung, die alles, was man in einem dringenden Fall braucht, vorrätig haben.«
    Florinda war entzückt; sie begannen einen genauen Plan aufzustellen. Auch Oliver beteiligte sich daran; die Sache begann ihm anscheinend Spaß zu machen. Er sagte: »Ich werde in die Hotelhalle gehen und dem Portier eine Geschichte erzählen. Ich werde ihm sagen, eine Verwandte von mir sei vor kurzem den Strom heruntergekommen und wolle nun wieder zurück nach – nach – nun, ich werde sehen, wohin heute abend ein Schiff geht. Das werde ich zuerst feststellen. Ich glaube, es ist Ihnen ziemlich gleichgültig, wohin Sie fahren, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich«, versicherte Florinda, »ich nehme jedes Schiff, das ich bekommen kann.«
    »Also«, fuhr Oliver fort, »meine arme Cousine befindet sich in großer Trauer; ihr Mann ist erst in der vorigen Woche begraben worden.«
    Garnet fabulierte weiter: »Die Unglückliche war mit ihrem Mann nach dem Süden gefahren in der Hoffnung, daß das milde Klima seinen Krankheitszustand bessern würde. Allein, er starb, und sie will nun wieder nach Hause zurück.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Oliver. »Das erklärt, warum die Gute so bald nach ihrem schweren Verlust auf die Reise geht. Sie braucht den Trost ihrer Familie. Während sie nun hier auf ein Schiff wartet, nimmt meine Frau sich ihrer an. Sie wünscht auf keinen Fall gestört zu werden; sie kann noch nicht mit fremden Menschen sprechen.«
    »Wird man sich nicht wundern, daß niemand Ihre trauernde Cousine das Hotel betreten sah?« gab Florinda zu bedenken.
    »Sollte mich jemand fragen, werde ich sagen, ich hätte die Schmerzzerrissene durch einen Nebeneingang hereingebracht, um ihrem natürlichen Einsamkeitsbedürfnis entgegenzukommen«, versetzte Oliver. »Ich glaube, wir können sicher sein, daß Mr. Maury uns nicht mit irgendwelchen Fragen behelligen wird.« Er stand auf und griff nach seinem Hut. »Ich will gehen und die Schiffsliste einsehen«, sagte er. »Und ich werde in die Stadt gehen, um die Trauergarderobe einzukaufen«, sagte Garnet. »Ich glaube mich an ein Geschäft in Royal Street zu erinnern, das Witwenausstattungen im Schaufenster hatte.«
    »Warte noch etwas«, bat Oliver, »ich bin in wenigen Minuten zurück.« Er ging, und Garnet begann ein Verzeichnis der benötigten Sachen aufzustellen. Das Wichtigste war das Trauerkostüm selbst. Dann brauchte Florinda, die ja nicht mehr in ihr Zimmer konnte, Toilettenartikel, außerdem schwarze Baumwollstrümpfe. Schwarze Schuhe hatte sie an, die konnte sie anbehalten, aber Seidenstrümpfe konnte eine Dame in Hochtrauer unmöglich tragen, wie Garnet mit Entschiedenheit erklärte. »Ein paar Koffer und sonstige Gepäckstücke braucht man natürlich noch«, fuhr sie fort; »das kann Oliver besorgen.« Sie sah Florinda an. »Worüber lachen Sie?« fragte sie.
    »Über Sie, Darling«, lachte Florinda. »Und über mich selbst. Über diese ganze komische Geschichte.« Sie faltete die Hände hinter ihrem Kopf und streckte sich im Sessel aus. Garnets Blick streifte bewundernd ihr klassisches Profil. Florinda sagte: »Hören Sie, Garnet, im ›Blumengarten‹ gibt es ein paar nette Leute, die ich vermutlich nicht wiedersehen werde. Ich hätte ihnen gern Lebewohl gesagt. Wenn ich einen Brief schriebe – würden Sie ihn einstweilen verwahren und in den Briefkasten stecken, wenn ich fort bin?«
    »Gewiß werde ich das tun.«
    »Danke.« Florinda biß auf ihrer Unterlippe herum. »Ich frage mich, was sie heut abend im ›Blumengarten‹ ohne mich anfangen werden«, sagte sie. »Ich habe noch nie eine Vorstellung versäumt. Ich komme mir wahrhaftig vor wie ein Verräter.«
    »Aber es ist doch

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