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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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noch einige kleinere Narben.
    Garnet versuchte an irgend etwas zu denken, sie suchte nach Dingen, über die sie sprechen, über die sie irgendeine Bemerkung machen könnte, aber es fiel ihr nichts ein. Sie vermochte an nichts anderes zu denken als an diese sichtbaren Zeichen einer Schlacht, die Florinda erst vor kurzer Zeit mit dem Feuer ausgefochten haben mußte. Sie hatte die Schlacht bestanden, ohne zum Krüppel zu werden; mit der Zeit würden die schrecklichen Narben wohl auch verblassen, aber zweifellos hatte sie einen Teil ihrer Schönheit für immer eingebüßt. Garnet erinnerte sich der Worte Florindas: »Ist es Ihnen nie geschehen, daß Sie über eine Sache nicht sprechen konnten?«
    Das war es also! Mit diesen Brandnarben hing es zusammen. Garnet war entschlossen, so zu tun, als hätte sie nichts gesehen. Sie dachte: Und wenn ich ein ganzes Leben an ihrer Seite verbringen sollte, ich würde niemals auch nur mit einem Wort andeuten, daß ich die Narben gesehen habe.
    Sie hatte ihr Geschäft mit Florindas grünem Hut beendet und sah auf. Florinda stand noch vor dem Spiegel und band die Bänder ihrer Unterröcke los. Sie tat das, ohne ihre entstellten Hände zu verbergen. Garnet sah, daß die Hände nicht nur von Narben zerrissen waren; sie hatten augenscheinlich auch ihre natürliche Biegsamkeit eingebüßt. Sie hätte, einem spontanen Impuls folgend, sagen mögen: »Lassen Sie mich Ihnen helfen!« aber sie unterdrückte die Regung; sie fühlte sogar so etwas wie Scham wegen des Gedankens. Florinda schien mit harter Energie daran gearbeitet zu haben, ihre Hände so zu gebrauchen, als wären sie unverletzt. Ein Hilfeangebot in diesem Augenblick wäre grausam gewesen.
    Florinda war mit ihren sieben Unterröcken beschäftigt. Sie sagte, über die Schultern sprechend: »Vier soll ich ausziehen, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Garnet, »vier.« Sie war froh, daß wieder ein Gespräch aufkam. Während sie sich noch mit dem Hutkarton beschäftigte, hörte sie die gestärkten Unterröcke zu Boden rascheln.
    Florinda stieg aus den Röcken heraus und sammelte sie auf. »O Garnet«, sagte sie, »wie gut Sie den Hut eingepackt haben! Jetzt werde ich noch das Zeug hier verpacken und dann in das Trauergewand steigen. Hören Sie, wie kommen Witwen nur zu der Möglichkeit, wieder zu heiraten, wenn kein Mann Gelegenheit hat, etwas von ihnen zu sehen?«
    Garnet sah auf. Florinda stand da und schielte halb lachend, halb wütend die schwarze Pracht an, hinter der sie ihre Schönheit verbergen sollte. Sie streckte dem Witwengewand die Zunge heraus, wie ein Schulmädchen, das einem Lehrer eine Fratze schneidet. Garnet lachte hell auf, und Florinda lachte nun auch. Die Spannung war gebrochen, und Garnet fühlte sich so erleichtert, als habe sich eine Schlinge um ihren Hals gelockert, die sie zu erwürgen drohte.
    »Eine Witwe trägt sich ja nicht ihr ganzes Leben lang so«, sagte sie. »Schon nach sechs Monaten ist es üblich, das Schwarz durch weiße Garnierung etwas aufzuhellen. Das kann sehr kleidsam sein, ganz gewiß bei jungen Witwen mit so blondem Haar wie dem Ihren.«
    Florinda legte die Unterröcke auf einem Stuhl zusammen und kniete sich auf den Fußboden, um das Taftkleid zusammenzufalten. Die Narben an Händen und Armen leuchteten wie rote Flammenmale neben dem makellosen Weiß ihrer Schultern. Sie sagte: »Schwarz steht mir an sich sehr gut, aber doch nicht, wenn ich darin eingepackt werde wie ein Gespenst aus dem Spukhaus. Bitte, würden Sie mir den großen Bogen Papier da herüberreichen.«
    Garnet reichte ihr das Papier und sah zu, wie sie das Taftkleid verpackte. Sie staunte: »Wie gut Sie das machen!«
    »Oh, das bin ich gewöhnt«, lachte Florinda. Sie stand auf und nahm die Unterröcke auf. Garnet hatte das sonderbare Gefühl, als schwänge zwischen ihr und Florinda das Unausgesprochene. Florinda hatte ihre Brandnarben so lange wie möglich verborgen gehalten. Beim Kleiderwechsel war es unvermeidlich gewesen, sie zu enthüllen. Damit hatte sie Garnet Gelegenheit gegeben, sie zu sehen, Bestürzung zu zeigen und nach der Ursache zu fragen. Aber Garnet hatte nicht gefragt, und Florinda wußte nun wohl, daß sie auch nicht fragen würde; sie hatte es akzeptiert und durch ihr unbefangenes Geplauder Dankeschön gesagt.
    »Also«, fuhr Florinda fort, »jetzt werde ich mich in eine weinende Witwe verwandeln.« Sie wechselte die Strümpfe. Die roten Seidenstrumpfbänder nahmen sich merkwürdig aus über den simplen

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