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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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scheitern«, sagte sie, »aber ich will verdammt sein, wenn ich an gebrochenem Herzen sterbe.« Garnet zweifelte nicht daran, daß sie diese Worte wahrmachen würde.
    Neuntes Kapitel
    Florinda ließ ein kleines grollendes Lachen hören. »Wir wollen mit diesen alten Geschichten aus dem Küchenschabenbereich aufhören«, sagte sie; »das alles ist nicht erfreulich.«
    »Nein«, sagte Garnet, »Sie haben recht. Sind Sie fertig mit dem Einpacken?«
    Florinda sah sich um. »Ja, Liebling, ich glaube, das wäre einstweilen alles. Bis auf die Kleider, die ich anhabe. Die lege ich dann später dazu, wenn ich mich umgezogen habe.«
    Garnet sah auf das schwarze Kleid, das neben ihr auf dem Bett lag, und dann wieder auf Florinda.
    Die Sängerin lächelte: »Worüber denken Sie nach?«
    »Über Ihre Verkleidung. Vor allem über Ihr Haar. Es ist so ungewöhnlich auffallend. Sie werden es so straff nach hinten kämmen müssen, daß es fest unter dem Hut liegt.«
    »Ja, mein Haar!« lachte Florinda. »Sozusagen ein tödliches Erkennungsmerkmal.« Sie stand auf und trat vor den Spiegel, der über der Kommode hing.
    »Warten Sie«, sagte Garnet, »mir kommt eine Idee.« Sie begann die Nadeln aus ihrem eigenen Haar zu lösen. »Zünden Sie die Kerze im Leuchter an und bringen Sie mir Siegellack.«
    Florinda runzelte die Stirn: »Was haben Sie vor? Hören Sie, liebes Kind, Sie wollen doch nicht etwa gar etwas von Ihrem eigenen Haar abschneiden?«
    »Doch«, antwortete Garnet, »eine Winzigkeit nur, ein paar Löckchen; sie werden mir nicht im geringsten fehlen. Bitte geben Sie mir den schwarzen Hut – Danke! Jetzt passen Sie auf.«
    Garnet ergriff den Hut und klebte mit Hilfe des Siegellacks ein paar Locken ihres eigenen Haares unter den vorderen Hutrand. Es mußte den Eindruck erwecken, als sei das Haar der Hutträgerin in der Mitte gescheitelt und fiele in zwei kleinen Locken in die Stirn. Florinda stieß, da sie es begriff, einen kleinen Begeisterungspfiff aus. »Großartig!« sagte sie. »Ich wünschte wahrhaftig, ich hätte Ihren Kopf. Ich könnte ihn gebrauchen.«
    »Sobald Sie auf dem Schiff sind, können Sie die schwarzen Locken ja abnehmen«, sagte Garnet, »es sei denn, Sie träfen mit jemand zusammen, der Sie von früher her kennt.« Sie schüttelte ihr Haar aus der Stirn und befestigte es mit einem Kamm.
    Florinda streichelte liebevoll ihren grünbebänderten Hut. »Was mache ich damit?« sagte sie; »ich möchte ihn nicht gern wegwerfen. Er war ziemlich teuer. Wie ist das: geziemt es sich für eine trauernde Witwe, mit einem Hutkarton herumzulaufen?«
    Garnet lachte: »Ich glaube, dagegen ist nichts einzuwenden.« Sie nahm die Hutschachtel auf und las das Firmenschild: »Mme. Sidonie Drouet – Feinste Witwenausstattungen, Hüte, Schleier.«
    »Das werden wir einschlagen müssen, damit man das Schild nicht sieht. Außerdem könnte sich der Deckel lösen, und man würde dann den grünen Hut in der Schachtel sehen. Ich werde das machen, während Sie sich umziehen.«
    Sie kletterte vom Bett herunter, kniete sich auf den Fußboden und begann die Hutbänder glattzustreichen.
    »Vielen Dank«, sagte Florinda, »ich möchte ihn wirklich gerne behalten. Jetzt werde ich mich also umziehen.«
    Sie wandte sich dem Spiegel zu und begann ihre Armbänder abzustreifen und ihre langen Handschuhe aufzuknöpfen. Garnet erinnerte sich daran, daß sie Florinda noch nicht ohne Handschuhe gesehen hatte. Sie fragte sich, ob es sich dabei nur um eine Künstlermarotte handele, oder ob irgendein besonderer Grund dahinterstecke.
    Sie war eben damit beschäftigt, den grünen Hut sorgfältig zu verpacken, als sie Florindas Taftkleid rascheln hörte. Aufblickend biß sie sich vor Überraschung in die Unterlippe; es fehlte nicht viel, daß sie aufgeschrien hätte. Florinda hob eben ihr Kleid auf, das über die Unterröcke hinweg zu Boden geglitten war. Garnet sah: Hände und Arme der Sängerin waren mit Narben bedeckt, und zwar mit großen, rot glänzenden Narben, die sich bei jeder Bewegung wie Papier kräuselten; zwischen den Narben zerrte und spannte sich die Haut wie Stoff, der zerrissen und schlecht genäht worden war.
    Garnet blickte zu Boden und tat, als ob sie sehr beschäftigt sei. Sie wußte, woher solche Narben rührten; es waren zweifellos die Spuren schwerer Brandwunden. Sie waren offenbar noch ziemlich frisch und erschreckend groß. Sie liefen kreuz und quer über Hände, Gelenke und Unterarme. Sogar über einem Ellenbogen befanden sich

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