Kalis Schlangengrube
schlimm.« Er deutete gegen die Decke. »Also, ich kam von oben, weil ich einen Eimer leeren wollte. Meine Frau sagt immer…«
»Beginnen Sie damit, als Sie die Wohnung betraten. Das andere können wir uns zusammenreimen.«
»Natürlich, Sir, gern.«
Wir hörten zu und bekamen an sich nichts Neues gesagt. Frior war eben neugierig gewesen, als er die offene Tür fand. Nachdem er seinen ersten Schock überwunden hatte, rief er die Polizei an.
Noch einmal streckte Blackman seinen Kopf durch den Türspalt. »Der Arzt meint, daß der Mann schon einen Tag hier liegt.«
»Danke.« Ich winkte ihm zu.
Blackman schloß die Tür. Wahrscheinlich war er froh, das Haus verlassen zu können. Auch Frior schielte zum Ausgang. Seinem Mienenspiel war zu entnehmen, daß er sich nicht entscheiden konnte, eine entsprechende Frage zu stellen. Schließlich hatte er sich durchgerungen, hob den Kopf und schaute mich an.
»Was ist, Mr. Frior?«
»Brauchen Sie mich noch, Sir?«
»Sicher.«
Er hob seine Arme. Dabei verzog auch sein Gesicht, und es bekam den Ausdruck einer Comicfigur. »Aber ich weiß doch nichts mehr«, jammerte er, »wirklich. Ich habe Ihnen alles gesagt.«
Suko löste sich von der Tür. »Erzählen Sie doch mal von der Familie Brandon, die hier wohnt.« Den Namen Brandon hatten wir an der Tür gelesen. Deshalb wußten wir Bescheid.
Frior schaute uns an, als hätten wir etwas Unsittliches von ihm verlangt.
»Was soll ich denn von denen erzählen?«
»Alles.«
»Aber es gibt nichts.«
Suko legte seine Stirn in Falten. »Sie wohnen doch sicherlich schon einige Jahre hier im Haus - oder?« Als Frior genickt hatte, fuhr der Chinese fort. »Da lernt man seine Nachbarn kennen, ohne es eigentlich richtig zu wollen.«
»Ja, das stimmt.«
»Genau, Mr. Frior, darauf wollen wir hinaus. Es geht uns um Ihren Nachbarn Mr. Brandon.«
»Nur um ihn?«
»Da existiert also noch eine Frau.«
»Klar, Cynthia.«
Ich mischte mich ein und kniff ein Auge zu, was ein wenig verschwörerisch wirkte. »Kannten Sie die Dame näher?«
Frior verstand und grinste zurück »Nein, leider nicht. Aber sie hätte sicherlich nichts dagegen gehabt, sich mal näher kennenlernen zu lassen.« Er lachte.
»Wieso?« fragte Suko.
Friors Lachen stoppte. »Na, die war doch scharf wie ein Rettich.«
»Dann hatte sie Freunde?« wollte ich wissen.
»Kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Woher wollen Sie denn wissen, daß Cynthia Brandon so scharf war, wie Sie sagen.«
»Das sieht man doch.« Er gab die Antwort in einem Tonfall, der mich mit den Ohren schlackern ließ. Wahrscheinlich hielt er uns für Trottel, und wir standen sicherlich noch trotteliger in seinen Augen da, als Suko die nächste Frage stellte.
»Sagen Sie mal, Mr. Frior, woran kann man das denn erkennen, ob eine Frau…«
»Ich sehe das sofort. Wie sie sich z. B. anzog. Das war schon eine Wucht in Tüten.«
»Hautenge Hosen?« fragte ich.
»Nein, ja, auch.« Er lachte. »Aber die engen Pullover und wie sie ging, wie sie einen anschaute. Die hatte Pfeffer unter dem Rock, kann ich Ihnen sagen.«
»Wieso hatte sie?«
»Sie ist doch weg, nicht? Hat den alten Peter verlassen, weil er wahrscheinlich nichts mehr brachte.«
»Sie sind gut informiert«, stellte ich fest.
Frior lachte. »Das kann ich Ihnen sagen. Man hat so seine Erfahrungen.«
»Wenn Sie die Brandons gut gekannt haben, können Sie sich vorstellen, wohin die Frau verschwunden ist?«
Er schielte auf die Flasche und dachte nach. »Ist so trockene Luft hier«, meinte er.
»Sie können ja Wasser trinken.«
»Wollen Sie mich vergiften?«
»Erst nachdem Sie uns gesagt haben, wo diese Cynthia eventuell stecken könnte.«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Überlegen Sie doch mal. Wenn die Frau sich für Sie interessiert hat, haben Sie sich doch sicherlich auch für ihren Lebenswandel…«
»Klar, ein wenig. Aber sagen Sie meiner Alten nichts davon. Die heißt Edith und ist ein furchtbarer Drachen. Dürr wie ne Bohnenstange, das Gesicht vom Irokesen-Häuptling, aber giftig. Giftig, sage ich Ihnen, da kommen Sie…«
»Dann war Cynthia das Gegenteil«, unterbrach Suko ihn.
»Ja, die hatte einen tollen Körper. Oft ging sie weg.«
»Wann? Morgens, mittags, abends?«
»Sowohl als auch. In letzter Zeit haute sie meistens am Abend ab. Immer, wenn es dunkel wurde.«
»Und dann?«
»Weiß ich nicht.«
»Keine Vermutung?« hakte ich nach.
»Schon. Aber das ist so etwas wie üble Nachrede. Ich glaube ja, daß sie ein paar Pfund
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