Kalis Schlangengrube
nebenbei verdient hat. Hausfrauenstrich oder so.«
»Hat sie denn nicht gearbeitet?«
Er lachte blechern. »Das ist doch auch Arbeit, wenn sie sich…«
»Ich meine eine normale.« Allmählich wurde ich sauer. Der Knabe konnte einem mit seinem seltsamen Spaß wirklich auf den Geist fallen.
»Ja, die hatte sie auch.«
»Wissen Sie, wo sie gearbeitet hat?«
»Klar.« Er grinste. »Die ging immer nur einen halben Tag. War nicht mehr als ne Aushilfe.«
»Sagen Sie schon!« forderte ich.
»Im Zoo, Sir. Im Schlangenhaus!«
***
Fünf Sekunden herrschte Schweigen zwischen uns. Suko und ich schauten uns ungläubig an. Damit hatten wir nicht gerechnet. Und plötzlich bekam unsere Theorie Gewicht. Die Spur führte tatsächlich in den Zoo, auch zu den Schlangen, wie man mir mitgeteilt hatte.
»Was ist?« fragte Frior. »Sie sagen ja nichts mehr.« Er nahm einen Schluck aus der Flasche. Diesmal hatten wir nichts dagegen.
»Sie sehen uns überrascht«, gab ich ehrlich zu. »Weshalb?«
»Das verstehen Sie doch nicht.«
Frior machte plötzlich ein erstauntes Gesicht, und ihm schien ein ganzer Kronleuchter aufzugehen. »Moment«, sagte er. »Moment. Jetzt begreife ich das erst. Wenn die bei den Schlangen gearbeitet hat, und ihr Mann war ebenfalls ein Schlangenopfer…«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Er hatte doch die Haut.« Frior schaute mich an. »Ob Cynthia ihn getötet hat?«
»Wie sollte das möglich sein?« fragte ich.
»Durch Gift.«
Frior schaltete schnell. Diesen Aspekt durften wir in der Tat nicht aus dem Auge lassen, wenn ich auch nicht so recht daran glauben wollte, aus Gründen, die ich selbst nicht kannte. Außer acht lassen, durfte ich den Punkt keinesfalls.
»Sie ist zudem des öfteren außerhalb ihrer Berufszeit weggegangen«? hakte Suko nach.
»Das stimmt.«
»Hatte sie bestimmte Tage?«
»Nein, aber zumeist am Abend.«
»Und Sie wissen nicht zufällig wohin sie sich gewandt hat?« wollte ich wissen.
»Nicht genau.«
»Mann, lassen Sie sich nicht jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen. Was ist los? Wohin ist sie gegangen?«
»Ich habe mal mit Peter darüber gesprochen. Er hat es mir im Vertrauen gesagt.«
»Das zählt jetzt nicht mehr. Reden Sie!«
»Okay, okay. Sie ist in einen Club gegangen.«
»Und was wollte sie dort?«
»Keine Ahnung. Peter hat sie nichts Genaues gesagt. Es wäre ein reiner Frauenclub, und sie würden sich mit Dingen beschäftigen, die außerhalb unseres normalen Lebens stehen.«
»Genauer«, forderte ich.
»So komische Sitzungen.«
»Spiritistische?«
»Kann sein.«
»Wo liegt der Club?« hakte Suko nach.
»Delancy Street - Ecke Parkway.«
»Ziemlich vornehme Gegend«, sagte ich.
»Und liegt nahe am Regent's Park, wo wir auch den Zoo finden«, gab Suko seinen Kommentar hinzu. »Stimmt.«
»Mehr wissen Sie nicht?« fragte der Chinese noch.
»Nein, Sir, mehr weiß ich wirklich nicht. Kann ich jetzt gehen?«
»Sie können, Mr. Frior.«
Er schnappte blitzschnell seine Whiskyflasche, nickte uns zu und hastete zur Tür. So rasch, wie es eben ging, war er verschwunden. Nur nichts mehr sehen.
Suko schlug mir auf die Schulter. »Los, Alter, diesen Club werden wir uns mal ansehen. Vielleicht haben wir Glück und finden dort etwas.«
»Und was?«
»Deine kleinen Schlangen.«
»Die sehen wir im Zoo besser. Da fahren wir zuerst hin.«
***
Es war ein Bild des Grauens!
Mandra Korab, der wirklich einiges gewohnt war, lief eine Gänsehaut über den Rücken. Er kannte zahlreiche dämonische Praktiken und Abarten aus seiner Heimat, wußte über vieles Bescheid, war firm in der Götter-und Heiligenkunde, hatte schon schreckliche Dämonen gesehen, aber so etwas noch nicht.
Schlangen, die Menschenköpfe trugen.
Die mutierten Wesen waren nicht groß, normale Schlangengröße etwa. Die menschlichen Köpfe stimmten mit den Proportionen der Körper überein. Sie waren verkleinert worden, aber jede Einzelheit und jedes Merkmal des Gesichts war noch vorhanden. Ein schauriger Anblick bot sich den Augen des Inders, als die Schlangen in den Keller drängten und zischende Laute aus den geöffneten Mäulern der Wesen drangen. Mandra brauchte einige Zeit, um sich an das Bild zu gewöhnen, dann aber schaute er hoch und sah die beiden Frauen an. Eine davon war Jane Collins. Sie kannte er zur Genüge. Nur hatte sie sich umgezogen. Jetzt trug sie eine enge schwarze Hose und eine grüne kittelähnliche Bluse, die bis zu den Oberschenkeln reichte. Ihr Gesicht war starr. Das
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