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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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wollte gerade etwas Versöhnliches antworten, als plötzlich die Vordertür aufflog und zu ihrem Schrecken zwei Fremde ins Zimmer stürzten.
    »Schnapp sie dir«, sagte Duncan Douglas-MacPhee.

Ii
    Die Feuerkönigin war immer am glücklichsten, wenn sie von Kleidern umgeben war. Sie liebte es, Thrix in ihrem Modehaus zu besuchen, und hatte ihre Wut über die Zauberin mittlerweile völlig vergessen. Als sie gutgelaunt Thrix'
    Rohentwürfe für ihren neuen Frühjahrskatalog durchsah, ähnelte die mächtige Feuerkönigin eher einem Model als einem gewaltigen, übernatürlichen Wesen, das über ein ganzes Reich herrschte. Ein Lächeln breitete sich auf ihren dunklen Zügen aus, als sie ein paar Skizzen für ein Abendkleid musterte, das Thrix exklusiv für sie machen wollte.
    »Kannst du es für die Cocktailparty bei Herzogin Gargamond nächste Woche fertig haben?«
    »Nächste Woche?«, fragte Thrix. »Malveria, du weißt doch, dass ich nicht so schnell arbeiten kann.«
    Malveria war einer der Namen der Feuerkönigin. Nicht ihr geheimster Name, aber einer, den nur sehr wenige Wesen, gleich wel 21
    eher Art, benutzen durften. Man musste sich mit der Feuerkönigin schon sehr, sehr gut verstehen, um sie Malveria nennen zu dürfen.
    Als sie die Werwolfzauberin noch nicht kannte, hatte die Königin der Feuergeister scheußliche Sachen getragen. Ihr Kleiderschrank war voll dramatischer, aber äußerst geschmackloser Outfits, die ihr allesamt nicht standen. Dauernd wurde Malveria bei Veranstaltungen der Elementargeister von hübsch herausgeputzten Prinzessinnen der Unterwelt ausgestochen, die in fantastischen neuen Kleidern von den Laufstegen in London, Paris oder Mailand auftauchten. Die Feuerkönigin wusste, dass ihre Rivalinnen hinter ihrem Rücken über sie lachten. Die jungen Aristokratinnen aus den Eisigen Königreichen konnten besonders bissig werden, und was Prinzessin Kabachetka anging, Malverias Erzrivalin aus dem Nachbarland der Hainustas, so konnte Malveria nicht mal ahnen, welchen gehässigen Klatsch sie vielleicht verbreitet hatte.
    Thrix hatte das alles geändert. Dank der Zauberin wurde Königin Malveria in den Unterwelten als Feuergeist mit einem echten Händchen fürs Shopping bewundert. Um ihre herrliche Sammlung an Schuhen wurde sie besonders beneidet.
    »Weißt du eigentlich, wie lange es dauert, eine Kollektion zu-sammenzustellen?«, fragte Thrix.
    »Nein«, gab die Feuerkönigin kopfschüttelnd zu. Ihr langes, schwarzes, glänzendes Haar wurde von einem Salon in Kensington, den Thrix empfohlen hatte, perfekt gepflegt; noch ein Grund, der Zauberin dankbar zu sein.
    »Es dauert Monate. Ich fange mit Skizzen an, bespreche sie mit meinen Designern, kalkuliere Stoffpreise, entwerfe Muster, schicke die Muster zum Zuschneiden, und das ist erst der Anfang.«
    Malveria runzelte die Stirn und konnte einen Schmollmund gerade noch unterdrücken.
    Thrix strich ihr goldenes Haar zurück und zeigte auf die Papierberge auf ihrem Schreibtisch. »Außerdem muss ich hundert Sa
    21

    chen erledigen, die alle dringend sind. Ich muss Vorstellungsgespräche führen, Fotografen buchen, Models zu Aufträgen schicken, und der Klempner braucht auch noch Anweisungen.«
    »Der Klempner?«, fragte Malveria erstaunt. Sie hatte nur eine vage Vorstellung davon, wie das Leben in dieser Welt wirklich ablief.
    »Die Rohre im Keller sind wieder undicht.«
    »Du hast doch sicher Lakaien, die solche Dinge für dich erledigen können.«
    »Ja, aber der Unterlakai hat es beim letzten Mal falsch gemacht, und der Oberlakai - mein Immobilienmanager - ist zu einer Konferenz gefahren, deshalb muss ich mich selber darum kümmern.«
    Malveria schüttelte den Kopf.
    »Das ist mir alles ein Rätsel. Wenn deine Lakaien etwas falsch machen, solltest du sie nicht einfach töten und dir neue Lakaien beschaffen?«
    »Verlockende Idee«, gab Thrix zu. »Aber das würde ziemlichen Ärger mit der Gewerkschaft geben. Außerdem sind meine Lakaien gar nicht schlecht.«
    Als wollte er demonstrieren, wie schwierig die Führung eines Modeimperiums war, kam der Klempner genau in diesem Moment an. Thrix' persönliche Assistentin meldete ihr über die Sprechanlage, dass er da war.
    »Ich muss sofort mit ihm reden«, sagte Thrix entschuldigend. »Du hast keine Ahnung, welche Probleme man sich einbrockt, wenn man seinen Klempnertermin verpasst.«
    Thrix' Unterhaltung mit dem Klempner dauerte lange. Die Feuerkönigin saß auf ihrem Stuhl und fand den ganzen Vorgang immer

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