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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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stand stumm vor dem Waschbecken. Seufzend holte Moonglow ein Taschentuch aus ihrer Tasche. Jetzt wusch sie schon wieder einem Werwolf das Gesicht. Sehr seltsam, wenn man es recht bedachte. Sacht tupfte sie ihm Schmutz und Blut vom Gesicht. Er ließ alles mit sich geschehen, als befände er sich in Trance. Bald sah er schon besser aus. Nicht überragend mit seinem zerrissenen Anzug, aber auch nicht so schlimm, dass ein Taxifahrer ihn nicht mitnehmen würde.

    »So«, sagte Moonglow. »Jetzt sehe ich mir deine Brieftasche an. Flipp nicht aus.«
    Sie tastete die Innenseite von Markus' Jacke ab und fand seine Brieftasche.
    »Ist das deine Adresse?«
    Markus nickte.
    »Dann mal los.«
    Als sie sich durch den dichten Londoner Verkehr mühten, fragte Moonglow sich wieder, warum sie das machte. Sie hätte es nicht erklären können.
    Nachdem das Taxi sie in Bayswater abgesetzt hatte, führte Moonglow Markus zur Tür seines Apartmentgebäudes. Sie wollte gerade in seinen Taschen nach den Schlüsseln suchen, als sie plötzlich zwei Männern gegenüberstand, beide mit dunklen Haaren und den Zügen der MacRinnalchs. Sie beäugten Moonglow misstrauisch.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich habe ihn auf einer Bank gefunden«, antwortete Moonglow, die ihren Namen nicht preisgeben wollte. »Wir übernehmen ihn.« Moonglow stellte sich schützend vor Markus. »Warum? Wer sind Sie?«
    »Gregor MacRinnalch«, antwortete einer der Männer. »Ich arbeite für Markus.«
    Markus schien zur Realität zurückzufinden und sprach mit leiser Stimme.
    247
    »Es ist in Ordnung«, sagte er. »Ich kenne Gregor. Er kümmert sich jetzt um mich. Danke für deine Hilfe.«
    Damit ließ sich Markus von Gregor wegführen. Moonglow sah zu, als sie ihn ins Haus brachten. Weil sie sich kein Taxi zum College leisten konnte, ging sie zur nächsten U-Bahn-Haltestelle. Die erste Englisch-Vorlesung am Nachmittag hatte sie verpasst, aber wenn sie sich beeilte, schaffte sie es vielleicht pünktlich zur zweiten.
    114
    Thrix kam in ihrem Büro wieder zu sich. Neben ihr stand Gawain. Sie sprang auf. »Was ist passiert?«
    »Ich habe dich bewusstlos auf der Straße gefunden und dich hierher gebracht.«
    Der Zauberin fiel wieder ein, wie ihr magischer Angriff von Zateks Gebäude abgeprallt war. Er war nicht nur abgeprallt, sondern mit unglaublicher Wucht auf Thrix zurückgeschlagen und hätte sie ohne ihren eigenen starken Schutzzauber durchaus töten können. Offenbar hatte sie Zateks Macht deutlich unterschätzt. Aber darüber konnte sie sich später Sorgen machen, zuerst musste sie sich um Gawain kümmern.
    Thrix' Outfit war ruiniert, ihr Haar voll Dreckwasser. Es war demütigend, dass Gawain sie so sah. Zum Glück war sie abgesehen von ein paar blauen Flecken unverletzt.
    »Bist du mir gefolgt?«, fragte sie.
    Gawain schüttelte den Kopf.

    »Ich bin durch die Stadt gelaufen und habe gerochen, dass ein Werwolf Probleme hat. Und das warst du.«
    37°
    »Ein seltsamer Zufall«, sagte Thrix misstrauisch. »Kann sein«, gab Gawain zu.
    Der Zauberin wurde klar, dass sie sich undankbar benahm. Es war sehr ritterlich von ihm gewesen, sie von der Straße aufzulesen und in Sicherheit zu bringen.
    Sie bedankte sich etwas steif, dann holte sie ihren MacRinnalch-Whisky aus der Vitrine. Sie schenkte sich ein sehr großes Glas ein und bot Gawain einen Whisky an, den er akzeptierte. Gawain fragte die Zauberin nicht, was passiert war, weil er fand, es ginge ihn nichts an. Dafür sah er Thrix unverwandt an.
    »Ich wollte dich sowieso noch einmal besuchen.« »Wahrscheinlich wegen Kalix, richtig?«
    Nachdem Thrix in dieser Nacht schon einiges durchgemacht hatte, gefiel es ihr gar nicht, wieder einmal ausgefragt zu werden. Ihr kam der Gedanke, Gawain mit einem Zauberspruch zu vernichten. Das würde ihn lehren, sie mit Fragen zu belästigen. Aber dann war sie alles leid. »Zum Teufel damit«, dachte sie. »Soll er doch wissen, wo Kalix ist. Mutter kann es nachher in Ordnung bringen, ihr ist das schließlich wichtig.« Sie trank ihren Whisky aus und schenkte sich einen zweiten ein. Ihr MacRinnalch-Malt ging langsam zur Neige, was an dem ganzen Stress in letzter Zeit lag. Entweder würde sie für weniger Stress sorgen oder, was wahrscheinlicher war, ihre Mutter bitten müssen, ihr eine neue Kiste zu schicken.
    »Gawain, du könntest mich mit rein gar nichts zwingen, dir die Informationen zu geben. Außer mich vielleicht zu Tode zu langweilen, was durchaus möglich wäre. Wenn ich wollte, könnte

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