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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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bemerkte sie nicht einmal. Sie hatte nur Augen für Markus.
    »Soll ich dich hinbringen?«, fragte sie.
    Markus antwortete nicht. Er saß nur elend da. Moonglow stand auf, nahm Markus bei der Hand und führte ihn aus der Cafeteria. Im gleichen Moment kam Alicia herein und erhaschte nur noch einen kurzen Blick auf Moonglow, trotzdem konnte sie nicht übersehen, dass ihre Freundin den Raum Hand in Hand mit einem der schönsten Männer verließ, den sie je gesehen hatte.
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    »Hat Moonglow ein Glück«, sagte sie zu ihrer Begleiterin. »Glaubst du, Jay weiß Bescheid?«
    Vor dem College winkte Moonglow ein Taxi heran und sagte dem Fahrer, er solle Richtung Süden fahren, heraus aus der Innenstadt und zu Markus'
    sicherem Haus.

121
    Kalix schrieb in ihr Tagebuch. Sie listete alle Gründe auf, aus denen sie unglücklich war. Von ihrem Besuch bei den Zwillingen war sie immer noch mitgenommen. Kalix hatte das Gefühl, sie sei bei ihrer Unterhaltung absichtlich übergangen worden. Solche kleinen Zwischenfälle waren genau das Richtige, um Kalix' zerbrechliches Selbstbewusstsein zu zerschmettern.

    Gawain wird nie zurückkommen, schrieb sie mühevoll. Und Sarapen wird mich töten. Auch das erinnerte Kalix schmerzhaft daran, wie gründlich sie alles verpfuscht hatte. Ihr Liebhaber war verschwunden, ihre Brüder wollten sie umbringen und ihre Cousinen wollten nicht mit ihr reden. Sie schrieb weiter.
    Moonglow hasst mich, weil ich Daniel geküsst habe. Kalix rechnete damit, dass Moonglow sie jeden Moment aus dem Haus warf. Wenn das geschah, würde Kalix gehen. Sie fühlte sich hier ohnehin nicht wohl. Sogar Daniel benahm sich komisch, seit sie sich geküsst hatten.
    Kalix nahm ihr Messer, setzte sich einen kleinen Schnitt auf die Innenseite des Oberschenkels und sah zu, wie er blutete. Dadurch fühlte sie sich etwas besser.
    Sie trank einen Schluck Laudanum, kroch in ihr Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Das Laudanum ließ sie einschlafen, aber ihr Schlaf war unruhig und voller Albträume aus ihrer Kindheit. Ihr Vater jagte sie durch die ganze Burg, sie konnte ihm nicht entkommen. Egal, wie schnell 263
    sie rannte, er kam immer näher. Sie floh um eine Ecke und stand vor einer Wand, wo eine Tür sein sollte. Kalix stöhnte im Schlaf. Das war ein wiederkehrender Traum, in dem sie durch die Gänge von Burg MacRinnalch getrieben wurde, die vertrauten Flure sich plötzlich veränderten und sie gefangen war. Sie wachte schweißgebadet auf und sah sich ängstlich in ihrem Zimmer um, weil sie dachte, der Fürst wäre da.
    Kalix schauderte und stemmte sich hoch, bis sie saß, weil sie nicht mehr schlafen wollte, aber das Laudanum hatte sie so fest im Griff, dass sie die Augen nicht offen halten konnte. Als sie einschlief, tauchte sie sofort in einen schrecklichen Traum ab, in dem sie mit Gawain im Wald war, aber der Mond über ihnen brach auseinander, stürzte auf sie herab und zerschmetterte Gawain.
    Wieder schreckte Kalix aus dem Schlaf auf, dieses Mal warf sie sich aus dem Bett. Sie taumelte gegen den Holzstuhl, ihr einziges Möbelstück, und wurde durch den schmerzhaften Stoß gegen ihr Schienbein zurück in die Wirklichkeit geholt. Sie zitterte. Ihr ganzer Körper war schweißgebadet, und auf ihrem Oberschenkel trocknete Blut. Sie hatte das beängstigende Gefühl, ihr Zimmer sei kleiner geworden. Zitternd vor Angst drückte Kalix sich in eine Zimmerecke.
    Sie spürte, wie die Angst sie überwältigte. Sie rang nach Atem, während die Wände immer näher kamen. Kalix brach in Tränen aus und drückte sich fester in die Ecke, dann glitt sie an der Wand hinab, zitternd und weinend und davon überzeugt, dieses Mal endgültig wahnsinnig zu werden.
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122
    Als Thrix von ihrem Meeting kam, saß Malveria in ihrem Büro und las Harpen und Queen. Die Zauberin legte ihren Aktenkoffer ab und seufzte.

    »Hast du in deinem eigenen Reich denn gar nichts zu tun? Du weißt schon, regieren oder so was?«
    »Sehr wenig. Alle Feinde zu vernichten war ein schrecklicher Fehler. Ich überlege, den Thronsaal umzudekorieren. Vielleicht im Louis-XV-Stil?«
    »Eine hervorragende Idee«, sagte Thrix. »Ich stelle dich ein paar Innenarchitekten vor. Du könntest sie gleich besuchen.«
    Malveria wirkte tief getroffen.
    »Meine liebste Zauberin, versuchst du, mich loszuwerden?«
    »Ich werde dir nichts über meine Nacht mit Gawain erzählen.«
    »Also wirklich, Zauberin. Glaubst du, ich wäre deshalb hier? So groß ist mein Interesse an dieser

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