Kalix - Die Werwölfin von London
mussten machtlos zusehen. Sie konnten sich nicht verwandeln. Ihr Protest wurde mit Gewalt beantwortet; nach wenigen Sekunden lagen Beauty und Delicious arg zugerichtet auf dem Boden, während die MacPhees Möbel zertrümmerten und Gitarren durch das Zimmer warfen.
Rasch und gründlich verwüsteten sie das Haus.
Fergus rammte einen Fuß durch den DVD-Player der Zwillinge und kickte die Überreste in Richtung von Beautys Kopf.
»Stimmt nicht gegen Sarapen«, sagte er. »Tut nichts, was ihn ärgern könnte.
Sonst bringen wir euch um.«
»Dominil wird nicht zurückkommen und euch beschützen«, setzte Rhona hinzu. »Das weißhaarige Miststück ist tot, und ihr werdet auch sterben, wenn ihr euch nicht benehmt.«
Die Douglas-MacPhees trampelten hinaus, stiegen in ihren dreckigen, schwarzen Kastenwagen und fuhren davon.
Beauty und Delicious halfen sich gegenseitig auf das Sofa. Keine hatte weinen wollen, solange die Douglas-MacPhees da waren, aber jetzt ließen sie ihren Tränen freien Lauf. Schließlich stand Beauty auf. Sie schloss alle Türen und Fenster ab und rief auf Burg MacRinnalch an.
»Die Herrin der Werwölfe. Schnell. Wir haben Probleme.«
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Andris MacAndris sah zweifelnd auf Dominil hinab. Sie lag reglos auf dem Betonboden. War sie tot? Er ging in die Zelle und beugte sich vorsichtig über sie.
Dominil hatte ihre Werwolfgestalt beibehalten. Sie war nicht ohnmächtig.
Während Sarapens brutalem Angriff hatte sie kurz das Bewusstsein verloren, war aber früh genug wach geworden, um ihn weggehen zu hören. Sie blieb still liegen und merkte, wie Andris die Zelle betrat. Alles tat ihr weh. Ihr Körper, der schon vom Laudanumentzug geschwächt war, hatte von Sarapens grausamen Krallen und Fängen schwere Wunden davongetragen. Sie fühlte, wie ihr das Leben entwich. Dominil verdrängte diesen Gedanken. Als sie spürte, wie Andris sich über sie beugte, sprang sie hoch. Sie packte ihn mit den Zähnen an der Kehle, hob ihn hoch und schmetterte ihn gegen die Wand. Dann schlug sie ihn mit einem Hieb gegen den Schädel bewusstlos.
Sie legte sich ihren Mantel über die Werwolfschultern und humpelte aus der Zelle. Das Laufen fiel ihr schwer. Sarapens Zähne hatten eine tiefe Wunde in ihr Bein gerissen und ihren Oberschenkelmuskel zerfetzt. Trotz ihres miserablen körperlichen Zustands konnte Dominil wieder klar denken. Am Fuß der Treppe schnupperte sie. Oben hielten sich viele Werwölfe auf, aber nicht Sarapen.
Unter Schmerzen schleppte sich Dominil die Treppe hoch und schlich durch die Tür. Der Flur war leer. Sie lief schnell weiter und betrat das erste leere Zimmer, das sie fand. Dominil durfte auf ihrer Flucht niemandem begegnen, denn sie wusste, dass ihr für einen weiteren Kampf die Kraft fehlte. Blut sickerte aus ihren Wunden, ihr weißes Fell war an zahlreichen Stellen rot gefärbt.
Sie fand sich in einem kleinen Zimmer mit Blick auf den Park wieder. Das Fenster war abgeschlossen. Dominil schwankte. Ihr verletztes Bein konnte sie kaum noch tragen.
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»Jetzt«, dachte sie in ihrer ruhigen Art, »wird es schwierig.«
Dominil hätte eine lautlose Flucht vorgezogen, aber sie hatte keine Zeit für die Fensterschlösser. Sie hob einen schweren Stuhl hoch, warf das Fenster ein, sprang durch das zackige Loch und floh in den Park. Der Mond stärkte sie, und sie kämpfte sich so lange weiter, wie ihr verletztes Bein sie trug. Dann ließ sie sich in ein Gebüsch fallen. Dominil besaß kaum noch Kraft. Sie mobilisierte ihre letzten Reserven. Sarapens Haus war noch zu nah. Sie biss die Zähne zusammen und fing an zu kriechen. Als hätte sie nicht genug Probleme, überkam sie in diesem Moment ein schreckliches Verlangen nach Laudanum, gefolgt von einer fiebrigen Hitze, die ihr den Schweiß aus den Poren trieb. Sie hatte das Gefühl, wenn sie nicht bald Laudanum bekäme, würde sie verbrennen und sterben.
Dominil wischte sich den Schweiß aus den Augen und kroch weiter.
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Daniel konnte Moonglow nicht finden. Thrix war nicht in ihrem Büro, und keiner von Moonglows Bekannten hatte sie gesehen.
»Nirgends ein Zeichen von ihr?«, fragte Vex.
»Nein. Und ich glaube, jetzt habe ich auch noch ihre Eltern in Panik versetzt.«
»Und jetzt?«
Daniel wusste es nicht. Nachdem er an den naheliegenden Orten gesucht hatte, fehlte ihm jede Idee, was er machen sollte. Vex wurde es langweilig.
»Vielleicht sollten wir einfach nach Hause gehen und auf Tante Malvie und Thrix warten«, schlug sie vor. »Sie
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