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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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herausgehalten hätte, sprach ihr MacRinnalch-Blut doch unweigerlich auf das Abenteuer an. Immerhin drang sie gerade in das Reich von Sarapen ein, dem am meisten gefürchteten Werwolf des ganzen Clans. In früheren Zeiten wäre ein solches Abenteuer in einem Heldenlied besungen worden.
    Sie fanden die Zelle und darin auch Andris MacAndris, der immer noch bewusstlos war. Der Boden war mit Blut bedeckt. »Das ist nicht sein Blut«, sagte Thrix. »Es ist Dominus.« »Hat Sarapen sie getötet?«
    »Nein«, erklang eine Stimme hinter ihnen. »Das habe ich nicht.« Thrix erschrak. Als sie herumfuhr, um ihren großen Bruder an 287
    zusehen, fühlte sie sich verlegen und schuldbewusst, als wäre sie ein Kind, das man bei einem bösen Streich ertappt hatte. Rasch verdrängte sie dieses Gefühl.
    »Was machst du in meinem Haus?«, fragte Sarapen.
    »Die Einrichtung ansehen. Sie gefällt uns nicht. Wo ist Dominil?«
    »Du wagst es, hier einzudringen? Mit einer Hiyasta? Willst du sterben, Schwester?«
    Malveria stapfte ungeduldig auf.
    »Sag uns bitte, wo Dominil ist, damit wir weiter schöne Kleider entwerfen können.«
    Sarapen sah an ihnen vorbei auf Andris, der bewusstlos auf dem Zellenboden lag. Sein Blick wurde finster.
    »Warst du das?«

    Thrix schüttelte den Kopf.
    »Gehört er nicht zu deinen Opfern, Bruder?«
    »Nein. Aber vielleicht bald.«
    »Dominil ist geflohen, oder?«, fragte Thrix, die spürte, dass auch Sarapen von den Ereignissen überrascht war. Sarapen würdigte ihre Frage keiner Antwort.
    Stattdessen brüllte er auf und stürmte auf sie zu. Malveria wedelte mit der Hand, sie und Thrix verschwanden und tauchten Sekunden später in Thrix'
    Büro in Soho wieder auf.
    »Ich habe keinen Nutzen darin gesehen, gegen ihn zu kämpfen«, erklärte sie Thrix. »Es sei denn, du hättest gegen ihn kämpfen wollen. Soll ich uns zurückbringen?«
    Die Zauberin schüttelte den Kopf. »Nein. Dominil war nicht dort. Offenbar ist sie geflohen. So stark, wie es im Keller nach Blut gerochen hat, dürfte sie in schlechter Verfassung sein.«
    Malveria nickte. »Er hat sie angegriffen. Höchstwahrscheinlich hat er sich ihr leidenschaftlich erklärt, und sie hat ihn abgewiesen. Leidenschaft und Gewalt gehen oft Hand in Hand.«
    »Dann ist es wohl ganz gut, dass ich im Moment keine Beziehung habe«, meinte Thrix.
    43°
    133
    Kalix war beunruhigt. Sie konnte die Gefühle anderer nur sehr schlecht deuten, und manchmal verletzte die kleinste Kritik sie zutiefst. Die wenigen schroffen Worte von Daniel hatten sie davon überzeugt, dass er sie hasste.
    Wahrscheinlich hatte er sie nur als Kuriosität geschätzt. Und nachdem er eine neue sonderbare Begleiterin - den jungen Feuergeist Vex - gefunden hatte, brauchte er keine Werwölfin mehr.
    Sie holte ihre Tasche und ihr Tagebuch aus dem leeren Haus in Kennington und ging in der Absicht, nie zurückzukehren. Der Winter hatte eingesetzt, und Kalix zitterte in der klammen Nacht. Sie wollte ihre Werwolfgestalt annehmen, um es wärmer zu haben, aber auch, um sich von den Menschen weiter zu distanzieren. Also suchte sie nach einem Park, in dem sie sich unbeobachtet verwandeln konnte.
    Sie ging lange Richtung Norden und kam gelegentlich an Grüppchen von Menschen vorbei, die auf die Nachtbusse warteten. Ein, zwei Mal hielten Autos neben ihr an, Kleintaxis, wie die Fahrer sagten, die nach Kunden Ausschau hielten. Kalix sah sie böse an und schickte sie ohne ein Wort weg. Sie gab eine interessante Figur ab, wie sie schweigend mit raschem Schritt durch die Straßen lief, den dünnen Körper in ihren langen Mantel gehüllt, das außergewöhnlich lange Haar nass vom Regen, ein paar verirrte Strähnen vor der Sonnenbrille. Ihr großer Nasenring reflektierte das Licht der Straßenlaternen. Vor dem Westminster-Palast sahen Polizisten sie vorbeigehen und hielten sie für eine Studentin, die spät von einem Clubbesuch heimkehrte. Oder vielleicht für eine junge Prostituierte auf der Suche nach Geld für Drogen und schon verzweifelt, weil es immer später und die Kunden spärlicher wurden.
    Sie lief weiter nach Norden, wo sie eine weite, freie Fläche wit 289
    terte. Den Hyde Park mit Bäumen, breiten Rasenflächen und dichten Gebüschen. Kalix wusste, dass Sarapen in der Nähe ein Haus besaß, aber das kümmerte sie nicht. Sie sprang über die Umzäunung und wurde zur Werwölfin.
    Willkommene Kraft strömte durch ihre Adern, die Stärke des Mondes, die sie wärmte und tröstete. Sie fühlte sich befreit

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