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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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von allem menschlichen Einfluss und war sogar versucht zu heulen, was nur selten vorkam. Plötzlich hielt sie mit zuckender Nase inne. Sie roch Blut. Dominus Blut. Neugierig geworden schnupperte sie ein, zwei Sekunden, bis sie wusste, aus welcher Richtung der Geruch kam, dann lief sie los. Sie musste nicht weit laufen. Dominil lag unter einem Baum, nur etwa fünfzig Meter vom Parkrand entfernt. Als Kalix näher kam, kroch Dominil ein kleines Stückchen weiter.
    »Dominil«, sagte Kalix.
    Dominil sah auf.
    »Kalix?«, flüsterte sie. Blut sickerte ihr aus der Nase, ihr weißes Fell war blutüberströmt. Sie zog ein Bein nach, als wäre es gebrochen.
    »Was ist passiert?«
    »Sarapen«, wisperte Dominil. »Muss weg hier.«
    Dominil würde es auf keinen Fall aus dem Park hinaus schaffen. Kalix nahm Witterung auf. In der Nähe waren weitere Werwölfe. Zum Glück standen sie im Wind und hatten Dominus Witterung vielleicht noch nicht aufgenommen.
    Aber es würde nicht lange dauern. Kalix wusste nicht, was sie tun sollte. Zuerst kam ihr gar nicht in den Sinn, dass sie überhaupt etwas tun sollte. Das wurde Kalix erst klar, als Dominil hilf mir murmelte.
    Leider wusste Kalix immer noch nicht, was sie tun sollte. Wäre Sarapen plötzlich aufgetaucht, hätte sie sich ihm ohne zu zögern zum Kampf gestellt.
    Aber mit der verletzten Dominil vor sich und weit weg von zu Hause war Kalix ratlos. Es brachte sie durcheinander, plötzlich für ein anderes Wesen Verantwortung zu tragen, und sie spürte, wie sich ihre Angst anschlich. Sollte sie Dominil
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    aus dem Park schleifen? War das eine gute Idee? Dominil hatte so viele Wunden, dass Kalix nicht sicher war. Plötzlich richtete Dominil sich halb auf und packte Kalix am Bein.
    »Du hast Laudanum«, sagte sie zu Kalix' Erstaunen.
    »Und?«, fragte Kalix abwehrend, weil sie dachte, Dominil wolle ihr einen Vortrag halten.
    »Das brauche ich«, sagte Dominil.

    Kalix war verblüfft.
    »Du nimmst Laudanum?«
    Dominil nickte, dann sackte sie in sich zusammen. Normalerweise sträubte Kalix sich, ihr kostbares Laudanum irgendwem zu geben. Aber damit konnte sie immerhin helfen, und mittlerweile war Kalix sehr beunruhigt, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte. Also holte sie ihre Flasche hervor und gab sie Dominil. Dominil trank. Sie schauderte, dann nippte sie noch einmal. Sie flüsterte Danke und gab die Flasche zurück. Dann blieben sie einen Moment lang still.
    »Was soll ich tun?«, fragte Kalix.
    »Bring mich weg von Sarapen«, antwortete Dominil. Wieder sackte sie zusammen. Das Laudanum nahm ihr die Schmerzen, aber in ihrem geschwächten Zustand machte es sie schnell schläfrig. Kalix hob ruckartig den Blick. Der Geruch der Werwölfe kam näher. Kalix hob Dominil hoch und lief Richtung Zaun. Als Werwölfin war Dominil eine schwere Last, die Kalix langsam machte. Dann konnte Kalix ihre Verfolger hören. Als sie den Zaun erreichte, wusste sie, dass sie ihn nicht überwinden konnten, nicht ohne einen Kampf. Sie legte Dominil im Gras ab und wirbelte herum. Drei Werwölfe rannten auf sie zu. Wenige Meter vor ihr blieben sie stehen.
    »Geh weg von Dominil«, sagte der größte Werwolf, ein wahrer Hüne, der Kalix weit überragte. Er hatte dunkles zottiges Fell, seine Zähne waren sehr lang und scharf.
    »Nein«, sagte Kalix.
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    »Wir arbeiten für Sarapen MacRinnalch«, knurrte der Werwolf, als wäre damit jede Diskussion beendet.
    »Na und?«, meinte Kalix. »Sarapen ist ein Hund.«
    Die Werwölfe sahen so überrascht und beleidigt aus, wie es als Werwolf nur möglich war.
    »Du wagst es, Sarapen MacRinnalch einen Hund zu nennen? Wer bist du?«
    »Ich bin Kalix MacRinnalch«, verkündete Kalix hochmütig. Der große Werwolf grinste.
    »Kalix? Sarapen wird uns danken, wenn wir dich zu ihm schleifen.«
    Die drei Werwölfe teilten sich auf und kamen näher. Jeder Einzelne war größer als Kalix, getreue Wachen aus Sarapens Haushalt. Keiner von ihnen hätte Bedenken gehabt, die eher kleine Werwölfin, die sich ihnen da entgegenstellte, allein anzugreifen.
    »Ich werde euch töten«, sagte Kalix mit ruhiger Stimme. Die Werwölfe lachten.
    Für den Angreifer rechts war es das Letzte, was er je tat, denn als er Kalix anspringen wollte, hieb sie ihm eine krallenbewehrte Klaue in den Hals und riss ihm die Kehle heraus. Die beiden anderen stürzten sich auf sie und erfuhren ebenfalls, dass Kalix' Kampfrausch mehr als nur ein Märchen war. Kalix, die bei Vollmond als Werwölfin geboren wurde,

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